Neuburg
Als "Internet" noch ein Fremdwort war

10.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Neuburg (dk) Genau 20 Jahre ist es her, dass sich ein Verein gegründet hat, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Internet im Landkreis laufen lernte: das Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen.

Wer sich vor 20 Jahren auf dem Land ins Internet einwählen wollte, musste das über Server in München tun - und dabei Ferngesprächsgebühren der Telekom bezahlen. Zu Tageszeiten fielen dabei Kosten von umgerechnet zehn bis 18 Euro pro Stunde an. Und dafür konnte man sich gerade mal einen seiner Lieblingssongs herunterladen. Abends und nachts war es zwar etwas günstiger - aber immer noch viel zu teuer. Die Folge: Bürgern jenseits der Großstädte drohte ein Informationsdefizit.

Das konnte so nicht bleiben, und in Schrobenhausen machten sich im Herbst 1995 einige Pioniere auf, um bezahlbares Internet in die Region zu bringen. Benno Bickel und Martin Fenn spielten dabei eine große Rolle.

Technisch war die Umsetzung der Idee eine Herkulesaufgabe. "Es wusste ja keiner was, damals, das war alles Neuland", erinnert sich Claus Huber, bei dem in Sachen Technik die Fäden zusammenliefen. Damals betrieb er ein Bürotechnikunternehmen, ehe er sich auf ein Geschäftsfeld verlegte, das auch mit Büro zu tun hat: Kaffee. Im Umfeld seiner Firma wurden damals die Weichen für den Weg von Schrobenhausen ins Internet gestellt. Bei Claus Huber im Keller trafen sich diejenigen, die das Unmögliche möglich machen wollten.

Am 12. Februar 1996 wurde als Träger das Bürgernetz Neuburg-Schrobenhausen im Sitzungssaal des Neuburger Landratsamtes gegründet. Zum Gründungsvorsitzenden wurde Roland Schneidt gewählt, der Rektor der Franz-von-Lenbach-Realschule in Schrobenhausen. Parallel formierte sich der Verein "Schrobenhausen Online", der sich um die technische Umsetzung kümmerte; später kam "Neuburg Online" für den Landkreisnorden dazu.

Im Oktober 1996 wurde der erste Bürgernetzserver in der Schrobenhausener Realschule in Betrieb genommen, ein Einwahlknoten mit acht ISDN-Leitungen.

Der Zustrom der Vereinsmitglieder war rasant, im Jahr 1999 wurde das 1000. Mitglied begrüßt. Im gleichen Jahr zog der Server ins Haus im Moos um und wurde nun von einem lokalen Internetanbieter - dem Bavaria Telecentrum - betreut, das Jürgen Fröhlich, Michael Heindl und Claus Huber mit einem großen Kraftakt auf die Beine gestellt hatten, und das so lange funktionierte, bis die großen Konzerne begannen, sich auch für Kunden auf dem flachen Land zu interessieren.

Die Leistung der ehrenamtlich tätigen Internetbegeisterten war enorm: arbeitsintensive Einrichtung von E-Mail-Konten und Homepages, Gründung von Arbeitsgruppen, technische Beratung der Mitglieder und vieles mehr. Und damals dauerte es noch Stunden, einen Heim-PC ans Netz zu bringen.

Heute, im Zeitalter der Flatrates, spielt die günstige Einwahl ins Netz keine Rolle mehr. Dass der Verein auch heute noch attraktiv ist, zeigen seine über 350 Mitglieder. Das Bürgernetz (www.neusob.de) bietet heute ein professionelles, sicheres und werbefreies E-Mail-System, Speicherplatz, eine Plattform für private und Vereins-Homepages und noch immer Unterstützung im EDV-Alltag.