Schrobenhausen
Schützenswerte Auen

Der Schrobenhausener Unternehmer Thomas Bauer hält einen Nationalpark für "eine tolle Idee"

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Nicht nur Technik soll den Großraum Ingolstadt prägen, nach Ansicht Thomas Bauers würde ein Nationalpark die Attraktivität der Region deutlich steigern. Man muss der Natur etwas zurückgeben, findet der Schrobenhausener Unternehmer. −Foto: Schanz

Schrobenhausen (DK) Die Führung eines weltweit operierenden Unternehmens ist sein Job. Doch das wäre für Thomas Bauer, den Vorstandsvorsitzenden der Bauer AG, zu kurz gesprungen. Er macht sich für eine Verzahnung von Ökologie und Ökonomie stark. Und für einen dritten Nationalpark in Bayern.

Die Donau-Auen kennt der gebürtige Schrobenhausener Thomas Bauer noch aus seiner Bundeswehrzeit, die er Mitte der 1970er-Jahre in Neuburg beim Jagdgeschwader 74, das damals noch den Namen Mölders trug, abgeleistet hat. "Wir sind da gejoggt", erinnert er sich. "Diese Auen gehören mit zum Schützenswertesten und Tollsten, was es gibt", findet er. Und warum nicht einen dritten bayerischen Nationalpark an der Donau einrichten?

Das eigentliche Metier des global agierenden Unternehmens ist der Spezialtiefbau, also nicht unbedingt der Sparte Naturschutz zuzurechnen. Doch der 62-Jährige findet, wenn man der Natur schon etwas nimmt, müsse man ihr auch etwas zurückgeben. "Ich halte einen Nationalpark für eine tolle Idee. So etwas ist unglaublich wichtig für unsere Welt. Wenn es keine Schutzgebiete gäbe, sondern nur Nutzung, dann wäre das für die Ökologie schlecht. Die Frage ist immer nur: Wo?" Die Donau-Auen scheinen ihm zumindest einer sorgfältigen Prüfung wert. Der ehemalige Kommunalpolitiker, der von 1990 bis 2011 der CSU-Fraktion im Kreistag Neuburg-Schrobenhausen angehörte und der seit 2003 als Landesschatzmeister der Union sehr nah an Ministerpräsident Horst Seehofer ist und die Befindlichkeiten im bayerischen Kabinett kennt, bedauert, dass die aktuelle Diskussion um ein drittes Schutzgebiet im Freistaat gerade bei den Donau-Anliegern auseinanderdriftet. "Die einen denken ausschließlich ökonomisch-ideologisch, die anderen wiederum ökologisch-ideologisch." Der Sache dienlich sei das nicht. "Die Idee ist gut. Und man muss jetzt prüfen, ob das auch hält." Die aktuell diskutierte Gebietskulisse sei ein bisschen klein in der Fläche und langgestreckt. Straßen könne man nicht verhindern. Für Neuburg sei eine zweite Donaubrücke wichtig. "Wir brauchen Straßen und Brücken, müssen der Natur aber im Gleichklang etwas zurückgeben."

Bauer, in dessen Unternehmen technisch harte Nüsse geknackt werden, findet: "Das muss man mit Hirn angehen." Sollte es etwas werden mit dem Park, wäre das nach seiner Ansicht "hoch attraktiv für die Region. Es wäre eine besondere Art eines Naherholungsgebiets". Dem Vize-Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und Ehrendoktor der Technischen Universität München ist die Strahlkraft der Bezeichnung Nationalpark durchaus bewusst. "Die Donau-Auen sind wunderschön, aber es kennt sie halt keiner." Würden sie als Nationalpark deklariert, stiege der Bekanntheitsgrad weit über die Region hinaus. "Man sollte einem Nationalpark sehr aufgeschlossen gegenübertreten und das Thema offen angehen. Das kann man Menschen zumuten. Wichtig ist, dass die Region Attraktivität hat. Man braucht Themen, bei denen die Leute auch von weiter weg auf einen schauen."

Im Bayerischen Wald war der Park "ein Katalysator für die gesamte Region", berichtete der Freyung-Grafenauer Landrat Sebastian Gruber bei einem Besuch von Kommunalpolitikern aus Neuburg-Schrobenhausen, Ingolstadt und dem Donau-Ries-Kreis. Der hoch technisierte Bereich um Ingolstadt ist auf diese Entwicklungshilfe nicht angewiesen, könnte einem sanften Tourismus aber mehr Raum geben. "Der Nationalpark ist unser größtes Zugpferd nach außen", bestätigte Gruber im Mai dieses Jahres. Immerhin werden im Bayerischen Wald um die 1,3 Millionen Besucher im Jahr registriert. Gemeinsam mit dem jüngeren Nationalpark Berchtesgaden zieht die Natur, die sich selbst überlassen bleibt, etwa drei Millionen Besucher jährlich an. Die Wertschöpfung liegt nach Angaben des Umweltministeriums bei 68 Millionen Euro.

Das Gewicht eines Parks lässt sich also auch monetär bemessen. Dass etwas getan werden muss, steht nach Ansicht Thomas Bauers außer Frage. Nicht zuletzt der dramatische Rückgang geflügelter Insekten ist auch für ihn alarmierend. Wie berichtet, hat ein internationales Team von Forschern vermeldet, dass der Bestand in den vergangenen 30 Jahren um mehr als drei Viertel zurückgegangen ist. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Nationalpark dem Schrobenhausener Unternehmer wie "ein Stück Balance". Natürlich habe jedes Projekt auch Nachteile für einzelne Menschen, aber die könne man ausgleichen. Für den 62-Jährigen steht fest: "Wir brauchen eine Superwirtschaft aber auch Ökologie. Das kann sich hervorragend ergänzen."

Wie offen und aufgeschlossen die Politik an die Sache herangeht, wird sich heute zeigen, wenn die Landräte aus Neuburg-Schrobenhausen, aus dem Donau-Ries, aus Eichstätt, und Pfaffenhofen sowie Kommunalpolitiker aus Ingolstadt sich in Kelheim treffen und ihre Erwartungshaltung an das Umweltministerium in München formulieren. Parallel dazu erwartet Alfred Lengler, CSU-Fraktionschef im Neuburger Kreistag, einen baldigen Termin bei Umweltministerin Ulrike Scharf, bei dem er und eine Reihe weiterer Kommunalpolitiker das Thema erörtern können.