Leidling
Handwerker steigen der Kirche aufs Dach

Sanierung des in die Jahre gekommenen Leidlinger Wahrzeichens läuft Gesamtkosten: 580 000 Euro

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Foto: Stefan Janda

Leidling (DK) Die Spuren der Zeit sind am Leidlinger Gotteshaus nicht spurlos vorübergegangen. Rund 580 000 Euro verschlingt die derzeit laufende Beseitigung der schweren Schäden im Dachstuhl. Für die Gläubigen in dem kleinen Burgheimer Ortsteil bedeutet die Sanierung ihrer Kirche einen Kraftakt.

Der Zeitplan ist eng: Bis Allerheiligen soll die Außensanierung abgeschlossen sein. Rechtzeitig zum Gottesdienst mit Grabumgang, der für viele Menschen eine der wichtigsten kirchlichen Feiern des Jahres darstellt. Das wissen auch die Verantwortlichen nur allzu gut, deshalb legen sie großen Wert auf diesen Termin. "Wenn das Wetter bis dahin mitspielt, dann klappt das auch", erklärt Architekt Adolf Maria Springer. Seit knapp zwei Monaten laufen die Arbeiten an dem Leidlinger Wahrzeichen. Hinter den Planen des Metallgerüsts sind die bisherigen Fortschritte unübersehbar.

Vor allem im Dachstuhl haben die Zimmerer in den vergangenen Wochen schwer geschuftet, um viele der morschen und porösen Balken auszutauschen. Ein Puzzle aus hellen und dunklen, neuen und alten Holzteilen entsteht dadurch - eine Folge der strengen Vorgaben der Denkmalschützer, die möglichst viel der originalen Substanz erhalten wollen. Vieles ist jedoch für immer verloren. Auch eine Folge der damaligen Bauweise ohne Hinterlüftung und mit eingemauerten Balkenköpfen am Übergang von Mauer zu Dach, der sogenannten Traufe. Die Folge: "Massive Feuchtigkeitsschäden und teilweise zerstörtes Material", so Springer. Auch an der westlichen Fassade hatten Wind und Wetter in den vergangenen Jahren gewütet, wie sein Kollege Daniel Eggeling erklärt. "Das sah zum Teil übel aus." Kein Wunder: Zuletzt hatten sich Handwerker vor rund 30 Jahren der Kirche angenommen.

Obwohl es sich beim Leidlinger Bauwerk um eine vergleichsweise kleine Kirche handelt, kommt mit 580 000 Euro Gesamtkosten bei der jetzigen Maßnahme doch eine stolze Summe zusammen. Und eine, die für die Menschen in dem Pfarrdorf eine gewaltige Aufgabe darstellt, wie Gertraud Jester als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats betont. Etwa 30 Prozent der Ausgaben müsse die gerade mal 160 Katholiken umfassende Pfarrei beisteuern. "Doch die Identifikation ist riesig", weiß der Burgheimer Seelsorger Werner Dippel. Der Dekan von Neuburg-Schrobenhausen erinnert an viele Aktionen der Bastelfrauen, den St.-Georg-Brunch, das Kesselfleischessen, den Weißwurstfrühschoppen. "Dadurch kommt jedes Jahr einiges zusammen", so Dippel. "30 Prozent bleiben trotzdem erst mal eine Ansage."

Wohin das Geld fließt, ist allein am Holz zu sehen: Rund 120 000 Euro verschlingt die Stabilisierung der Dachstühle - auf dem Kirchenschiff und dem viel älteren Turm. Das wuchtige, etwa 20 Meter hohe Bauwerk steht schon viel länger als der Rest der Kirche. Er stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert, das Schiff ist etwa 400 Jahre jünger. Der Großteil der Arbeiten in dem aus Bruchstein errichteten Wehrturm ist bereits abgeschlossen. Unter anderem am Giebel mussten die Handwerker komplett neue Balken einsetzen, wie Eggeling erklärt. Dazu kommt ein neues Ziffernblatt für die Turmuhr.

Die gute Nachricht: Einschränkungen im christlichen Alltag in Leidling gibt es trotz der Baumaßnahme kaum. Im Inneren des Sakralbaus müssen die Menschen zwar mit einem wenig schmückenden Schutzgerüst vorliebnehmen. Die Gottesdienste fallen aber nicht aus. Dafür sorgen auch Gertraud Jester und ihre Helfer, welche die Bänke jeden Sonntag von den schützenden Plastikplanen befreien und nach der Messe wieder verhüllen. Einzig einige Gräber sind während der Bauphase vorsorglich mit Holz verkleidet worden. Zu groß war die Gefahr, dass doch mal etwas in die Tiefe stürzt und eventuell einen Grabstein beschädigt.

Unwahrscheinlich zwar, doch immerhin gibt es hoch oben viel zu tun. Das Problem der Feuchtigkeit im Traufbereich lösen die Fachleute übrigens mit einem kleinen Schlitz, durch das Frischluft in den Dachstuhl strömen kann. Dazu haben die Handwerker bereits die Mauerlatte, auf der die Dachbalken liegen sollen, teilweise entfernt. Allzu groß ist die Last auf der Mauer derzeit ohnehin nicht. Denn die tonnenschwere Eindeckung des Daches ist längst abgebaut. "Die alten Pfannen waren in keinem guten Zustand und werden ersetzt", erklärt Springer. Gleiches gilt für einen Teil des Putzes, der seinen Worten zufolge im Laufe der Jahre mürbe geworden ist. Und auch um einige Risse im Mauwerk werden sich die Handwerker noch kümmern. Und um einen neuen Anstrich, wieder in strahlendem Weiß. "Wenn wir fertig sind, steht die Kirche wieder da wie vorher", sagt Springer. Nur eben schöner.