Kienberg
Hochgelegenes Ziel unzähliger Wallfahrer

Vor 300 Jahren wurde das Gotteshaus St. Leonhard in Kienberg errichtet - das wird gefeiert

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

−Foto: Schanz, Sebastian, Neuburg

Kienberg (DK) Am Anfang war ein Traum. Darin erhielt Maurer Hans Abreiner den Auftrag, aus einem Weidenbaum eine Statue des heiligen Leonhard zu schnitzen. So wurde Kienberg zum Wallfahrtsort - mit ungewöhnlich großer Kirche. Gebaut wurde sie vor 300 Jahren. Das wird am Wochenende gefeiert.

"Das kleine Kienberg hätte eigentlich nur ein kleines Kirchlein gebraucht. Aber das ist Wallfahrt. Eine große Kirche. Eine typische Wallfahrtskirche", schwärmt Pfarrer Georg Guggemos in dem reich geschmückten Kirchenschiff. Im Zentrum des linken Seitenaltars steht noch heute die geschnitzte Leonhard-Statue, mit der alles begann. Nicht besonders filigran gearbeitet, dafür mit einem realistischen Gesichtsausdruck, ungeschönt, schnörkellos. Die Arbeit eines Maurers. Beginn einer langen Wallfahrtsgeschichte.

Ein alles andere als einfacher Beginn. Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Schweden auf dem strategisch günstig gelegenen Kienberg alles in Schutt und Asche gelegt, der schier endlose Konflikt hatte Tod und Verderben über die Bevölkerung gebracht. "Verlassen war der Kienberg nach den Verwüstungen, das Land unbebaut, von Disteln und Dornen überwuchert", berichtet Kreisheimatpfleger Manfred Veit. Erst nach und nach siedelten sich hier wieder Menschen an. Hans Abreiners Traum, der kleine hölzerne Leonhard weckten wieder Hoffnung. "Immer mehr Gläubige pilgerten nach Kienberg, bei Viehseuchen sah man in ihm den Helfer in der Not", erzählt Guggemos. Die Gläubigen brachten ihre Bitten mit, aber auch klingende Münze. Zehn Jahre später, im Jahre 1670, konnte eine Kapelle mit Altar errichtet werden. Um dem Strom der Pilger und des Geldes gerecht zu werden, wurde dann am 3. März 1717 der erste Stein zum Bau der heutigen Wallfahrtskirche gelegt.

Dabei wurde auch an die Tiere gedacht. Die Seitenportale wurden extra groß gebaut, damit die Pferde für die Segnung quer durchs Kirchenschiff geführt werden konnten. Leider ist dieser Clou heute nicht mehr möglich, weil seit einer Straßenerweiterung das linke Portal nicht mehr zu öffnen ist. Eine weitere Besonderheit sind die sechs Beichtstühle - die Wallfahrtszüge erleichterten hier hier Gewissen, die Beichtväter leisteten Akkordarbeit. Auch der Turm ist ganz speziell. "Mein Vater hat immer erzählt, eigentlich wollte man einen richtigen Turm bauen, aber dann ist das Geld ausgegangen", sagt der Kienberger Wolfgang Stoll. Architektonisch interessant ist auch der enge Aufgang zur Kanzel im Mauerwerk.

Richtig Leben im Gotteshaus ist jedes Jahr beim Leonhardiritt, der heuer am Sonntag, 5. November, stattfinden wird.

 

Am kommenden Sonntag, 22. Oktober, um 10.15 Uhr wird das Kirchen-Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche St. Leonhard begangen. Als Festprediger reist Professor Stephan E. Müller an. Ein Bläserensemble der Marktmusikkapelle spielt auf. Um 14 Uhr führt Kreisheimatpfleger Manfred Veit durchs Kirchenschiff und berichtet von der reichen Historie des 300 Jahre alten Sakralbaus.