Rennertshofen
Harte Jugend, hohes Alter

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Mit Freude nimmt Eduard Schmidtgal die Glückwünsche anlässlich seines 90. Geburtstags von Bürgermeister Georg Hirschbeck (links) entgegen, rechts Sohn Rudolf und Schwiegertochter Ilse. −Foto: Schnabel

Bertoldsheim (shl) Von seiner harten Kriegszeit hat Eduard Schmidtgal an seinem 90.Geburtstag erzählt. Bürgermeister Georg Hirschbeck gratulierte persönlich und überreichte von der Marktgemeinde Rennertshofen ein Geburtstagsgeschenk.

Eduard Schmidtgal lebt mit seiner Familie in Bertoldsheim in einem Viergenerationenhaus, zusammen mit 13 Personen von drei bis 90 Jahren.

Eduard Schmidtgal wurde 1927 in der Ukraine im Dorf Johannnesruh als sechstes Kind geboren. Nach eineinhalb Jahren ist seine Mutter gestorben. Sein Vater hat wieder geheiratet, 1932 kam noch eine Schwester zur Welt. Das Leben verlief ruhig, bis 1941. Der Vater von Eduard Schmidtgal und drei ältere Geschwister wurden in die russische Arbeitsarmee geholt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Seinen Bruder Wilhelm hat man nie wieder gesehen - man weiß nicht, wo er begraben ist. Die Stiefmutter wurde mit der restlichen Familie ohne Hab und Gut nach Kasachstan verschleppt. In einem sehr kalten Winter, bei minus 30 bis 40 Grad, mussten drei bis vier Familien in kleinen Erdhäusern mit zwei Zimmern wohnen. In einem Raum war ein Ofen, mit dem geheizt werden konnte. Die Leute im Dorf waren unfreundlich und voller Hass gegen sie, erinnert sich Eduard Schmidtgal. Zum Essen gab es nichts, die Frauen und Kinder waren am Verhungern. Sie sind zum Bürgermeister des Dorfes gegangen und haben ihn um Essen und Lebensmittel gebeten. Der Bürgermeister sagte: "Für euch Faschisten haben wir nichts, geht zu Hitler, der soll euch was geben." Den Winter haben nicht alle überlebt. Im Frühjahr haben die Frauen Brennnesseln gesammelt und gekocht. Erst als die Frauen eine Arbeit bekamen, ging es allen besser.

1948 hat Eduard Schmidtgal seine Frau Danida geheiratet, sie haben drei Kinder, einen Sohn und zwei Töchter. 1994 ist die Familie mit 14 Personen nach Deutschland gekommen. Über Rohrenfels sind sie nach Neuburg gekommen. 2001 hat sein Sohn Rudolf ein Haus in Bertoldsheim gekauft und fertig für die Familie hergerichtet. 2009 ist Eduard Schmidtgal mit seiner Frau Danida nach Bertoldsheim zu seinem Sohn Rudolf und Schwiegertochter Ilse gezogen. Im Juni 2014 ist seine Frau gestorben, sie war längere Zeit krank und musste gepflegt werden. Gesundheitlich geht es dem Jubilar recht gut, nur mit dem Gehör hat er Probleme, auf einem Ohr ist er taub und auf dem anderen hört er ganz schlecht. Er spielt gerne Schach mit sich alleine oder einem Urenkel. Mittlerweile bereichern sechs Enkel und 15 Urenkel den Familienkreis. Am Wochenende will die Familie mit 35 Personen den Geburtstag groß feiern.