Neuburg
Ein Monat voller Höhepunkte

21.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

−Foto: Schanz, Sebastian, Eichstätt

Neuburg (DK) Wenn Martin Luther in der Hofkirche predigt und der Neuburger Kainsmord die Menschen fesselt, dreht sich alles um die Ausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube". Das Rahmenprogramm bietet im September viele Höhepunkte.

Der erste Monat der Neuburger Sonderausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“ ist vorbei. Die Schau, die Schloss, Fürstengang und Hofkirche verbindet und die rund 75-jährige Geschichte von Reformation und Gegenreformation im einstigen Fürstentum Pfalz-Neuburg beleuchtet, bietet auch ein umfangreiches Rahmenprogramm. Einen der Höhepunkte der Veranstaltungsreihe stellt zweifellos der September dar. Ein Überblick über einen Monat voller Musik, Theater und spannender Geschichten, der natürlich auch noch den Neuburger Töpfermarkt am 16. und 17. September und die Hutschau vom 22. bis 24. September bietet.

 

Luther - Rebell Gottes

Die Hofkirche als Schauspielort – dieses Ziel haben sich Regisseur Gundolf Hunner und sein Team mit dem Stück „Luther – Rebell Gottes“ vorgenommen. Sie erwecken mit dem Stück den großen Reformator in Neuburg zum Leben und zeigen an sechs Abenden die wichtigsten Etappen in dessen Wirken – vom einfachen katholischen Mönch zum streitbaren Begründer des Protestantismus. In der Hauptrolle wird der frühere „Jedermann“ Georg Thaller zu sehen sein, für den die durchaus ambivalente Figur eine besondere Aufgabe darstellt; eben weil Luther nicht nur gute Seiten hat, wie der Neuburger verrät. Auch die übrigen Darsteller kommen überwiegend aus dem Stadtgebiet oder der näheren Umgebung. Der Stoff stammt vom Oberfranken Theodor Schübel, das Hunner und Co. seit Monaten umarbeiten. Und auch der Aufführungsort ist nicht von ungefähr gewählt, immerhin verbindet die Hofkirche auf unnachahmliche Weise beide Konfessionen miteinander: Angefangen hatten die Arbeiten daran unter dem protestantischen Pfalzgrafen Philipp Ludwig zu Beginn des 17. Jahrhunderts – als evangelisches Gotteshaus. Ihre Fertigstellung erlebte die Hofkirche jedoch unter dem zum Katholizismus konvertierten Wolfgang Wilhelm, der den Prachtbau katholisch weihen ließ. Gundolf Hunner will den kompletten Innenraum der Kirche für das Schauspiel nutzen – also neben dem Bereich vor den Kirchenbänken auch den Zuschauerraum selbst. Geplant sind dort neben der Premiere am 14. September fünf weitere Aufführungen: am 15. und 16. sowie am 21., 22. und 23. September, jeweils um 20 Uhr.

 

Martinus-Oratorium

Lumen – Projekt Martinus „Luther weiterdenken“ heißt eine Konzertreihe, die am 23. September in Neuburg beginnt. Dabei wird die Kreisstadt zum Schauplatz der Uraufführung des Luther-Oratoriums von Robert Maximilian Helmschrott. Der Weilheimer Komponist hat sich darin in einem „interreligiösen musikalischen Dialog“, wie er selbst sagt, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam gewidmet. Aufführen werden die Komposition sowie den Lobgesang „Magnificant“ von Johann Sebastian Bach neben mehreren Solisten unter anderem der Simon-Mayr-Chor und das Ensemble Concerto de Bassus. Die künstlerische Leitung hat der gebürtige Neuburger und Musikwissenschaftler Franz Hauk inne, der das Werk auch in Auftrag gegeben hat. Auch Gesangsstudenten der Hochschule für Musik und Theater in München werden bei der Uraufführung ab 20 Uhr im Neuburger Kongregationssaal zu hören sein. Weitere Aufführungen sind in Ingolstadt, Weilheim, München, Spalt bei Nürnberg, Berlin und im portugiesischen Porto geplant.

 

Sacred Concert

Drei Sacred Concerts, also heilige oder ehrwürdige Konzerte, hat der amerikanische Jazzkomponist zwischen 1966 und seinem Todesjahr 1974 geschrieben. Damit schuf der Bandleader eine bis dahin unbekannte Mischung aus typischen Jazzrhythmen und europäischer Kirchenmusik, die beim Publikum bestens ankam. Dieses Konzerterlebnis wollen die swingIN Big Band und der Jugendkammerchor Ingolstadt anlässlich des Lutherjahres neu aufleben lassen. Am 24. September spielen sie Ellingtons erstes „Sacred Concert“ ab 19 Uhr in der Neuburger Hofkirche. Mit dabei: Sopranistin Marianne Steinmetz aus Mainz sowie Stepptänzerin Kira von Kayser aus München.

 

Neuburger Kainsmord

Juan Díaz ist im Jahr 1546 in Neuburg ums Leben gekommen – grausam ermordet, im Auftrag seines Bruders. Es ist ein Mord aus Glaubensgründen, der das damals bereits reformierte Fürstentum unter Pfalzgraf Ottheinrich erschüttert. Und das zu einer tiefen Krise zwischen den Konfessionen führt. Denn Díaz’ Bruder Alfonso, dessen Diener den Mord ausführt, ist katholischer Kleriker. Das Motiv scheint die Weigerung Juans gewesen zu sein, sich vom Protestantismus abzukehren. Einer, der sich bestens mit der Materie auskennt, ist der Baseler Professor Otmar Gratzl, Urenkel des Neuburger Sammlers Joseph Benedikt Grassegger (1776-1849). Er hat vor wenigen Jahren das lateinische Werk „Der Kainsmord zu Neuburg“ von Claudius Senarcleus und Francisco de Enzinas neu übersetzt. Am 26. September referiert er um 19 Uhr im Grünen Saal des Neuburger Schlosses über den protestantischen Märtyrer Díaz, der in Deutschland als Johannes Diazius bekannt ist. Der Eintritt ist frei.

 

Märchen und Theater

Zwei Veranstaltungen für Kinder bietet der Neuburger Bücherturm im September. „Der Glaube“ ist das Thema, wenn Märchenerzählerin Carla Teigeler ihre kleinen und großen Zuhörer mit Erzählungen faszinieren will. Am 15. September trägt sie für alle ab vier Jahren ab 16 Uhr spannende Geschichten im Bücherturm vor. Der Eintritt dazu ist frei. Genau zwei Wochen später geht es um das Leben Martin Luthers und dessen Entwicklung vom jungen Mann zum Mönch und schließlich zum Kirchenreformator. Die Geschichte erzählt Heike Kieslmeier allerdings auf ungewöhnliche Art und Weise, nämlich als japanisches Papiertheater. Im Anschluss an die Aufführung, die um 16 Uhr im Bücherturm beginnt. Im Anschluss haben Kinder ab fünf Jahren die Möglichkeit, etwas mit Tinte und Feder zu schreiben oder zu malen – wie zu Luthers Zeiten. Auch für die zweite Kinder-Veranstaltung im September ist der Eintritt frei.

 

Wer diese und die anderen Höhepunkte im Rahmenprogramm der Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“ in Neuburg erleben will, hat noch die Gelegenheit zum Ticketkauf. Die Karten für das Schauspiel „Luther – Rebell Gottes“ sowie die beiden Konzerte am 23. und 24. September sind unter anderem in der Geschäftsstelle unserer Zeitung in der Schmidstraße C 113, (08431) 647 65 20 sowie in der Neuburger Tourist-Information und im Bücherturm erhältlich.