Neuburg
Elisabethinerinnen öffnen die Klosterpforte

Neuburger Orden gewährt Besuchern Einblicke ins klösterliche Leben - Etwa 200 Besucher nützen die Gelegenheit

22.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Mit der Vesper, die die Elisabethinerinen mit einigen Gästen gemeinsam im Schwesternchor hielten, ging der Tag der offenen Klosterpforte feierlich zu Ende. −Foto: Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Sehr gut angenommen wurde der Tag der Offenen Klostertür bei den Elisabethinerinnen. "Ich hätte nicht gedacht, dass so viele kommen", bilanzierte Generaloberin Maria Goretti Böck nach gut dreistündigem Vortragsmarathon.

An die 200 Besucher dürften es gewesen sein, schätzte sie. Besonders gefreut hat sie, dass auch etliche junge Menschen gekommen waren. Zeit, ins Gespräch zu kommen, hatte sie allerdings nicht, denn ihr Vortrag zur Geschichte des Klosters Sankt Elisabeth in Neuburg und des Ordens überhaupt war so gefragt, dass sie ihn gleich viermal hielt. Es mussten sogar noch Stühle in den Raum gebracht werden, weil sie bis zu 32 Zuhörer gleichzeitig hatte.

Weil die Elisabethinerinnen nach der dritten Regel des heiligen Franziskus leben, spielte die Generaloberin den Sonnengesang des Heiligen vor. Den hatte ihr vor vielen Jahren der heutige Provinzial der Kapuziner auf Kassette aufgenommen, damals, als Bruder Marinus Parzinger noch ein ganz junger Pater war. Seine glockenklare Stimme füllte den Raum mit Franziskus' kraftvollen Worten, die er wenige Jahre vor seinem Tod formuliert hatte.

Der Sonnengesang begleitet auch die Teilnehmer der insgesamt sechs Klosterführungen, denn das Haus wurde, wie Generalvikarin Andrea Bahrholz erklärt, in Anspielung an den Sonnengesang konzipiert. So gehört das Kräuterbeet im weitläufigen Garten ebenso zu den Stationen wie der Raum der Stille im Keller des Klosters, Loreto-Kapelle, Refektorium, Schwesternchor und die alte Klosterapotheke. Ganz besonders präsent ist Franziskus, der Schutzpatron der Natur, natürlich im Garten. Als der 1996 angelegt wurde, hat der damalige Gärtner, Gottfried Ammler, nicht nur angepflanzt, sondern auch einige Bilder an die Mauern gemalt. Auf einem ist der heilige Franziskus verewigt, mit sorgenvollem Blick auf die Schöpfung schauend, wie Schwester Andrea das Bild interpretiert, das auf der rechten eine verdunkelte Sonne, Industriegebäude und mehrere Kreuze zeigt. Natürlich darf die Ordensgründerin, die heilige Elisabeth nicht fehlen. Sie ist mit ihren Gefährtinnen Isentrud und Jutta abgebildet. Welche der beiden Isentrud ist? "Ich glaube, die Linke", sagt Schwester Isentrud Eigen augenzwinkernd, "die hab ich mir mal ausgesucht".

"Wie groß der Garten ist - und so gepflegt", staunte Franz Huber, dessen Schwester in einem Kloster in Kaufbeuren lebt, so dass er nicht zum ersten Mal hinter Klostermauern schaute. Dagmar Seiler aus Neuburg ist es dagegen eine Premiere, bei einem Orden zu Gast zu sein. "Ich bin evangelisch - darum hat es mich hergezogen," erzählt sie, "ich wollte wissen, wie die Schwestern leben". Nun ist sie rundum begeistert. "Den Schwestern geht es gut", nimmt sie mit, "die strahlen so viel Ruhe aus - hier möchte ich beinahe selber leben".

Weitere drei Führungen hat Schwester Benedikta angeboten, so dass etwa 80 Personen die Gelegenheit nutzen konnten, hinter die Kulissen des Klosterlebens zu schauen. Dazu gehört auch die Teilnahme an der Vesper, die täglich um 18 Uhr beginnt, weshalb es Schwester Andrea gegen Ende ihrer Führung pressiert - sie muss pünktlich sein, denn sie ist die Organistin, ohne sie geht nichts. Trotzdem wird jeder Besucher noch per Handschlag verabschiedet, sofern er nicht mit hinauf in den Schwesternchor geht. Die halbstündige Vesper besteht aus Liedern und Psalmen aus dem Christuslob sowie kurzen Lesungen von Maria Goretti. "Nächstes Mal machen wir wieder mit", nimmt sie sich vor. Das kann dauern, denn die Tage der offenen Klosterpforte werden von der Deutschen Ordensobernkonferenz festgelegt, zuletzt betrug der Abstand vier Jahre.