Neuburg
Die Auen, eine moderne Arche Noah

Bundesumweltministerium begrüßt dritten Nationalpark – Landesjagdverband prüft Aspekte

16.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Artenreich und ein Beitrag zum Klimaschutz: der Auwald. Das Bundesumweltministerium begrüßt Bayerns Vorhaben, einen dritten Nationalpark auszuweisen. −Foto: Schanz

Neuburg (DK) Die Donau-Auen – in Zukunft Bayerns dritter Nationalpark? Bis eine Entscheidung des bayerischen Landtags vorliegt, dürfte noch geraume Zeit vergehen.

Bis dahin werden Gegner und Befürworter der höchsten Schutzkategorie ihre Argumente pro und contra ins Feld führen. Mit dabei sind natürlich auch die verschiedensten Interessengruppen. Eine davon, der bayerische Landesjagdverband, vertritt 50 000 Jäger im Freistaat und findet durchaus Gehör bei den Landespolitikern. Wie ist die Position dieses Verbandes in der Nationalparkfrage?

 

Hauptgeschäftsführer Joachim Reddemann spricht von einem offenen Dialog. Festgelegt habe man sich noch nicht. Man berate sich mit der Jägerschaft in den betroffenen Kreisgruppen und sei dabei, die Risiken zu bewerten. Da ist zum einen das Schwarzwild, das im Auwald Deckung finde, seine Nahrung aber auf den Feldern der Landwirte suche. Die Nimrode möchten dabei nicht ins Kreuzfeuer geraten. Auch andere Tiere, wie die invasiv auftretende Nilgans, die Kanadagans und heimische Graugänse seien unter diesem Aspekt zu bewerten. „Wir sind mitten in einem Prozess. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen“, sagt der promovierte Forstwissenschaftler. Er rechne aber damit, Ende August zum Abschluss zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt steht auch ein Gespräch mit Umweltministerin Ulrike Scharf auf dem Plan. In Bezug auf die Jagd gebe es eine Reihe von Fragen. Unter anderem, wer beim Wildtiermanagement entscheide. „Wir kennen die Gebietskulisse noch nicht“, sagte Reddemann im Gespräch mit unserer Zeitung. Anders als die Rhön, die sich als großes Konglomerat präsentiere, seien die Donau-Auen wie ein langer Wurm. „Ein schmaler Zuschnitt“. Die Sorge des Landesjagdverbandes: Bei der Realisierung eines Nationalparks könnte es sein, das Jagdreviere nicht mehr die Mindestgröße haben, dass sich ganze Jagdgenossenschaften auflösen. „Das Umweltministerium muss ein klares Managementkonzept vorlegen.“ Die Schwarzwildproblematik sei nicht gering. Die Frage sei, wer für die Schäden aufkomme.

Innerhalb des Jagdverbandes gibt es nach Worten Reddemanns ein ganzes Potpourri an Meinungen. „Es gibt Befürworter, starke Befürworter aber auch Kritiker.“ Der Forstwissenschaftler selbst sieht in den Auwäldern aber auch „ungeheuer interessante Potenziale“.

Die Ausweisung eines Nationalparks liegt zwar in der Zuständigkeit des jeweiligen Bundeslandes, dennoch verfolgt man in Berlin das bayerische Geschehen mit Interesse. Mehr noch: „Das Bundesumweltministerium begrüßt die Planung Bayerns, einen dritten Nationalpark auszuweisen. Er bedeutet einen weiteren Schritt hin zum Ziel ,Mehr Wildnis in Deutschland’, wie es die Bundesregierung in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt verankert hat“, versicherte eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber unserer Zeitung. Auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands solle sich die Natur wieder nach ihren eigenen Gesetzen entwickeln können. Dazu leiste ein weiterer Nationalpark einen wichtigen Beitrag.

Noch ein anderer Aspekt erscheint dem Ministerium wichtig: Mehr als 75 Prozent der Auen an Bundeswasserstraßen seien durch den Bau von Deichen vom Fluss abgetrennt und würden nicht mehr überflutet. Die Entwicklung und der Schutz von Auen sind Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ein wichtiges Anliegen. Unter anderem hat sie Anfang 2017 gemeinsam mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt das „Bundesprogramm Blaues Band“ gestartet, worin der Renaturierung von Auen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nach Ansicht des Ministeriums in Berlin bringen „naturnahe Auen und Gewässer einen enormen Gewinn für die Gesellschaft, wie einen natürlichen Hochwasserschutz und eine Verbesserung der Wasserqualität in Bächen und Flüssen“. Moorreiche und nasse Flussniederungen halten Treibhausgase zurück, und wo die Aue noch naturnah ist, gehört sie zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Das Ministerium spricht von einer „modernen Arche Noah“. Nicht zuletzt, so Pressesprecherin Nina Wettern, tragen vielfältige schöne Landschaften auch zum Wohlbefinden und zur Gesundheit der Menschen bei.