Bergheim
Stauzielerhöhung: Die Bedenken bleiben

Kraftwerksbetreiber Uniper erklärt im Bergheimer Gemeinderat seine Pläne

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Hat die Stauzielerhöhung Konsequenzen für Bergheim? Besonders um die Sportanlagen in Bergheim, die nahe des Staudammes liegen, sorgen sich die Gemeinderäte. - Fotos: Hammerl

Bergheim (DK) Um 50 Zentimeter erhöht werden soll das Stauziel am Kraftwerk Bergheim auf dann 377,5 Meter über Meereshöhe. Skepsis war spürbar bei Bürgermeister Tobias Gensberger und seinen Gemeinderäten. Die Firmenvertreter aber versicherten, es gebe keine Nachteile für Bergheim.

Die neue Höhe sei bereits früher zeitweise erreicht worden, erklärte Richard Hermann von der Wasserkraftwerk-Betreiberfirma Uniper. In Zukunft soll sie ganzjährig gefahren werden. "Wir sind der Meinung, dass das keinerlei Einfluss auf eine Hochwassersituation hat", erklärte er, denn die Stauzielerhöhung gelte nur bei normalen Bedingungen. Wirklich neu sei das ohnehin nicht - genehmigt war die neue Höhe bereits mit Bescheid vom 1. Juli 1970, allerdings nur für den Hochwasserfall. Was das eine Kraftwerk gewinnt, muss gegebenenfalls ein Oberlieger abgeben. Bittenbrunn verliere voraussichtlich 20 Zentimeter, teilte Hermann auf Nachfrage von Bürgermeister Tobias Gensberger mit. Die 50 Zentimeter hätten "den Charme, mehr Strom erzeugen zu können, ohne größere Umbaumaßnahmen zu tätigen", sagte Hermann. Eine stärkere Erhöhung wäre deutlich aufwendiger.

Werte aus 90 Messstellen seien ausgewertet worden, um die Auswirkungen der Stauzielerhöhung voraussagen zu können. Heraus kam, dass die Grundwasserstände in Donaunähe sich maximal um 35 Zentimeter erhöhen würden - je näher an der Donau, umso mehr. Bergheim sei nicht betroffen. Dem widersprach Gensberger und erinnerte an das Hochwasser von 1999: "Da hatten wir lange mit erhöhten Grundwasserständen zu tun, damals stand das Wasser bis zur Oberkante am Stauwerk". Ob das Unternehmen gewährleisten könne, dass die Dämme dicht seien, fragte Josef Lehmeier. "Wir nehmen sehr viel Geld in die Hand, um die Dämme instand zu halten", versicherte Roman Töpler, Leiter der Kraftwerksgruppe Donau der Firma Uniper. Hermann erwartet keine Vernässung landwirtschaftlicher Flächen oder Probleme für Anwohner und kündigte ein Beweissicherungsverfahren an, um besonders heikle Stellen im Vorfeld bereits abzuklopfen. Sollte dabei festgestellt werden, dass es Probleme geben kann, sei es denkbar, dass die Stauzielerhöhung zurückgenommen werde. "Wir haben kein Interesse daran, jahrelang Rechtsstreite zu führen, weil wir Bürger geschädigt haben", stellte Hermann klar, "aber wir glauben, dass es keine nennenswerten Auswirkungen gibt". Genaueres werde die Messung zeigen.

Albert Zeller meinte, das Grundwasser werde nicht unbedingt das tun, was berechnet worden sei und äußerte Bedenken für die Kellerräume des Sportheims Bergheim, wo sich die Schützenstände befinden. Ob es einen Probelauf gebe, wollte er wissen, woraufhin Hermann das Ergebnis eines Probestaus vom März vorlegte. Danach seien "eher positive Auswirkungen auch für die Fischerei" zu erwarten. Negative Folgen würden nicht erwartet. Umbaumaßnahmen seien an den Wehrklappen erforderlich, die erhöht werden müssen. Die Kahnschleuse muss angepasst werden und am Fischaufstieg sind zusätzliche Becken notwendig. Ob mit einer Mückenplage zu rechnen sei, wollte Gensberger wissen. Die Unternehmensvertreter sahen hier kein Problem, es werde sich ein Gleichgewicht zwischen Mücken und deren Feinden einstellen. Sie versprachen aber, der Frage nachzugehen. Zudem boten sie eine Bürgerinformationsveranstaltung an. "Wir kommen gerne und beantworten Fragen der Bürger", sagte Hermann. Sie seien überzeugt, keine bis wenige Auswirkungen zu haben. Ein dreiwöchiger Probeversuch ist für Januar geplant, weil der Regierung der erste Probeversuch aus naturschutzfachlicher Sicht nicht ausreichte. Im April wird entschieden, wie es weitergeht, im Juli soll die Genehmigung eingereicht und im Winter 2017/18 mit dem Bau und im Frühjahr 2019 mit regulärem Betrieb begonnen werden.