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Stadtgeflüster vom 17. November 2017

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

(sic) Der bayerische König Ludwig I. (1786-1868) gilt gemeinhin als Vertreter der Monarchie 2.0. Das bedeutete: Er war schon ein wenig aufgeklärt, wenn auch noch nicht frühmodern. Für die Ausbeutung von Bauern und die Verbrennung von Hexen konnte man den Wittelsbacher immerhin nicht mehr gewinnen, allerdings hatte das wohl rein ästhetische Gründe. In Ludwigs Regentschaft fällt auch die erste Eisenbahnfahrt (Industrie 1.0) auf deutschem Boden: Am 7. Dezember 1835 schnaufte der Adler von Nürnberg nach Fürth. Doch ansonsten war der König eher gestrig unterwegs. Ludwig machte aus Baiern Bayern. Den griechischen Buchstaben Y verordnete er als Hommage an seine größte Leidenschaft: die Antike. Ganz alte Griechen.

Und so ließ Ludwig - heillos von hellenistischem Geist beseelt - die Residenzstadt München mit neumodischem klassizistischen Protz zupflastern. Propyläen, Glyptothek, Königsplatz, um nur die größten Tempelanlagen zu nennen. Den Ingolstädtern hat seine Hoheit ionische Säulen und korinthische Titanenstatuen gottlob erspart. Sie beschenkte er mit dem Wiederaufbau ihrer Festung. Bei der Grundsteinlegung am 24. August 1828 setzte König Ludwig höchstselbst den Hammer an.

Die Bürger der Schanz haben diese trotzig-kantige und auch sonst ästhetisch-defensive Formensprache ihrer Bastion übrigens Jahrzehnte später - gewiss als Zeichen der Ehrerbietung - beim Bau des Neuen Rathauses sowie des Donau-City-Centers wieder aufgegriffen (der Westpark huldigt dagegen ganz klar einem antiken Vorbild).

Vollständig auf der Höhe der Zeit war Ludwig I. eigentlich nur auf dem Felde der Frauen. Er stand auf junge Dinger. Wändeweise ließ er sie für seine "Schönheitsgalerie" verewigen. Und gedichtet hat er auch noch! Ja, er war schon so ein multikultureller Checker, der Lugg.

In diesem Lichte erscheint es als super Idee, dass die CSU-Stadtratsfraktion den Platz am Kavalier Dallwigk, in dem das digitale Gründerzentrum Brigk (Industrie 4.0) residieren soll, "König-Ludwig-Platz" nennen will. Nach dem ersten Ludwig, nicht dem zweiten (also jenem verhaltensauffälligen Wagner-Fan mit den Traumschlössern).

Ein König-Ludwig-Platz für die digitalen Checker! Das ist ein wirklich schönes Bekenntnis zu unserer bayerischen, ach was bairischen Heimat. Es klingt nämlich eher nach Surhaxe als nach Silicon Valley, mehr nach Grießnockerln als nach Google. Das gibt uns in diesen turbulenten, disruptiven Zeiten ein gutes Gefühl. "You have Apple, but we have Obazda. And saures Lüngerl!" Im Idealfall verwechseln die Chinesen Ludwig I. mit dessen Enkel Ludwig II. und fotografieren das Dallwigk. Deshalb täte ein uriger weißblauer Jägerzaun um das Gründerzentrum nicht schaden. Die CSU stellt noch eine Heiligenfigur auf - schon ist Ingolstadt auch marketingtechnisch fit für die Zukunft. Und bitte: Einen Maibaum nicht vergessen!