Ingolstadt
Schätze bewahren, Nähe schaffen

30.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Pirat Andreas Popp wünscht, dass sich mehr junge Menschen für Politik interessieren. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Der Wechsel ins Neue Jahr wird stets begleitet von frommen Wünschen und guten Vorsätzen. Der DONAUKURIER befragte Bürgerinnen und Bürger, was sie sich 2010 für Ingolstadt erhoffen. Es zeigte sich, dass die meisten Wünsche durchaus zu erfüllen wären . . .

Peter Schnell, Alt-OB (74): Ich wünsche mir für die Stadt, dass die guten Ansätze, die von der Politik geleistet werden, mehr Widerhall in einer humanen Dimension finden. Die Erfolge sind überzeugend und wichtig als Leistungsnachweis, sie müssen aber auch von der Bevölkerung als Dienst am Bürger erkannt werden. Der Bürgerkonzern gilt mehr den Bürgerinteressen als den Konzerninteressen. Das ist so von der Stadtspitze gewollt. Aber da ist einfach eine Distanz zu spüren zu den Menschen. Es ist noch mehr Werbung um Vertrauen nötig, und das muss man durch Nähe schaffen. Die Bürger müssen das Gefühl haben: Das ist unsere Stadt. Das zu vermitteln, ist wahnsinnig schwierig, und dieses Gefühl verflüchtigt sich auch und muss deshalb immer wieder neu erarbeitet werden.

Matthias Janda, Mechatroniker und Bräutigam (25): Ein bisschen mehr Sauberkeit an den vielen schönen Orten – das wäre mein Wunsch. Denn es gibt viele schöne Orte in Ingolstadt! Zum Beispiel den Klenzepark, die Donaupromenade oder den Rathausplatz. Aber überall liegt Müll herum. Das ist schade für die Stadt. In Ländern wie Spanien oder Frankreich gibt es viel mehr Leute, die Ordnung schaffen und aufräumen. Man muss die Leute auch zur Vernunft aufrufen, nicht so viel wegzuwerfen.

Gerlinde Dietze, Mitarbeiterin vom Standesamt (55): Ich fände es gut, wenn es auf dem Rathausplatz mehr Bänke gäbe und mehr Grün. Die älteren Leute würden hier gern mal eine halbe Stunde sitzen und schauen, gerade auch, wenn Hochzeiten sind. Wenn jetzt wieder der Christbaum weg ist, dann sieht man, dass der Platz zu kahl ist. Links neben dem Eingang zum Rathaus könnte man zum Beispiel eine lange Bank aufstellen. Mich sprechen viele Leute darauf an, deshalb gebe ich das jetzt mal weiter.

Karin Dauer, Marktfrau: Ich wünsche mir mehr Belebung für die Innenstadt. Denn die stirbt aus, wenn immer mehr große Geschäfte aufhören, wo die älteren Leut gern gern hingehen. So wie jetzt der Woolworth. Wir Marktbeschicker merken es vor allem mittwochs: Da ist immer weniger los, da laufen keine zehn Leut’ mehr über den Wochenmarkt. Die Anbieter fragen sich dann natürlich auch, warum sie überhaupt noch kommen sollen, wenn sie keine Umsätze mehr machen und keinen Verdienst mehr haben. Die Innenstadt muss einfach wieder attraktiver werden.

Anna Benini, Beiratsmitglied im Ingolstädter Migrationsrat (62): Nach allem, was ich weiß, ist die Situation in Ingolstadt in vielerlei Hinsicht vollkommen in Ordnung. Die Stadt ist in vielen Belangen wirklich fit und steht im Vergleich mit anderen Kommunen gut da. Sehr zufrieden bin ich auch mit der Situation der Migranten in Ingolstadt: Es wird für die Migranten sehr viel gemacht. Wer solche Angebote nicht annimmt, ist allerdings selbst schuld. Das Miteinander in der Stadt klappt sehr gut. Ich hoffe und wünsche mir daher sehr, dass es so weitergeht!

Roland Knoll, Organisator des Ingolstädter Halbmarathons und Präsident des SC Delphin (42): Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre mein Favorit der Bau eines 50-Meter-Schwimmbeckens. Diese Anlage käme nicht nur dem SC Delphin zugute, sondern auch den vielen Menschen, die ihre Bahnen ziehen wollen. Wünschenswert wäre es dann natürlich auch, wenn Vertreter des Schwimmvereins mit der Stadt und den Stadtwerken eng bei der Planung des Beckens zusammen arbeiten könnten. Generell bin ich der Stadt sehr dankbar für die gute Kooperation und Unterstützung. Ingolstadt wünsche ich, dass die Stadt weiter so liebens- und lebenswert für Jung und Alt bleibt und die Traditionen in der modernen Stadt am Leben erhalten werden können.

Andreas Popp, stellvertretender Deutschland-Vorsitzender der Piratenpartei (26): Es wäre wünschenswert, wenn sich noch mehr Menschen mit den Bürgerrechten und dem Datenschutz auseinander setzten. Die Politiker auf allen Ebenen sollten sich zum Beispiel intensiver um strittige Themen wie die Nacktscanner an den Flughäfen kümmern. Ich wünsche uns allen auch, dass die jungen Leute in die Politik zurück finden. Die Möglichkeiten der Mitbestimmung sind zwar durch das Internet stark gewachsen, aber es gibt noch Potenzial: Super fände ich trotz aller Risiken beispielsweise die Einführung eines elektronisches Volksbegehrens. Bei der Digitalisierung sind wir noch längst nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Aber der Stadt Ingolstadt kann ich ein gutes Zeugnis ausstellen: Die Verwaltung ist technisch gut gerüstet. Das darf sich die jüngste bayerische Großstadt gerne auf die Fahnen schreiben.

Klaus Wittmann, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz: Ich wünsche mir, dass uns allen die Verantwortung bewusst wird, die wir für die kommenden Generationen haben. Es muss auch in Ingolstadt ein Paradigmenwechsel stattfinden. Wir können nicht mehr so weitermachen, nach der Devise: Nach uns die Sintflut. Sondern wir müssen Verantwortung für die Grundlagen des Lebens und unseres Planeten übernehmen. Dazu gehört auch, in Ingolstadt die Schätze, die wir besitzen, zu bewahren: Das Glacis ist die grüne Lunge, um die uns viele andere Großstädte beneiden. Wir müssen jeden Zugriff – wie die Baupläne an der Friedhofstraße - energisch abwehren. Das Glacis ist eine Tabuzone! Sehr positiv bewerte ich hingegen die Nutzung der Abwärme von Petroplus und die damit einher gehende Verringerung des CO2-Ausstosses.