Erbe der Landesfestung bewahren

28.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr

Zu "Kreative Parkplatzsuche" (DK vom 11. Oktober) und den Plänen eines Parkdecks am Hallenbadparkplatz:

Es erfordert Umsicht, Planung und Weitblick, eine Stadt so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen und Ansprüchen der Bürger gerecht wird, und sich die Menschen, die in der Stadt leben, sich mit ihr identifizieren - Anforderungen an die Stadtplanung, die man nicht immer als erfüllt wird sehen können. Eine Stadt muss immer auch den sich ändernden Bedingungen Rechnung tragen. Der Historische Verein Ingolstadt unterstützt daher die umsichtigen Planungen von Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle für ein Parkdeck auf dem Hallenbadparkplatz.

Diese nehmen auf das bedeutende historische Erbe der Stadt als ehemaliger Hauptlandesfestung Rücksicht. Die Planung tritt nicht dominant und massiv in Erscheinung, sondern das Parkgebäude passt sich auch in der Höhe an den Wall vor dem Künettegraben an. Zudem ist an dieser Stelle nicht mit Resten der Landesfestung im Untergrund zu rechnen, was die Bauarbeiten deutlich vereinfachen würde.

Die geschilderten Alternativen eines Parkhausbaus anstelle alter Festungsfundamente und im unmittelbaren Vorfeld der Stadtmauer sind auch hinsichtlich des wichtigen Projekts des Oberbürgermeisters zur Aufwertung der Stadtmauer ("100-Türme-Projekt") für den Historischen Verein keine gute Lösung. Denn damit würde das wunderschöne Stadtmauerensemble im Westen der Stadt erheblich beeinträchtigt werden.

Der Historische Verein geht zuversichtlich davon aus, dass sich die Vernunft und die Verantwortung gegenüber unserem historischen Erbe - auf das wir zu Recht stolz sein dürfen - durchsetzen werden.

Matthias Schickel, Vorsitzender

Historischer Verein Ingolstadt

Zu "Im Osten nichts Neues" (DK vom 18. November) und der Ansiedlung der Kammerspiele, die nach den Architektenentwürfen im Westen des Theaters angesiedelt sein soll:

Sollte es so zutreffen, wie der DONAUKURIER berichtet, dann würde dies eine erfreuliche Entwicklung für alle Beteiligten und die Bürger, die sich (so wie auch die Stadtheimatpfleger) engagiert für ein Freihalten der Sichtachse zwischen dem Stadttheater und dem Neuen Schloss eingesetzt haben, sein. Die Kammerspiele entstünden somit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Theater, so wie es der Intendant Knut Weber sich gewünscht hat, und die Stadtsilhouette von der Donau aus betrachtet bliebe unbeeinträchtigt erhalten.

Nun würde man sich wünschen, dass auch die besondere Situation um das Ensemble des Taschenturms und der schönen Häuser an der Stadtmauer auf das Verständnis der Stadtführung stößt. Dieses schöne Gesamtkunstwerk muss auch in der Zukunft ein Blickfang bleiben und in seiner Wirkung nicht durch einen Parkdeckkoloss auf dem Hallenbadparkplatz entwertet werden.

Im Stadtrat fast jeder deutschen Stadt gibt es einzelne ästhetische Wirrköpfe, die gerne einreißen oder hinklotzen. Die Kunst der Stadtpolitik besteht darin, die verqueren Ansichten solcher Leute nicht zum Maßstab des Handelns werden zu lassen. Mit einem weiteren Parkdeck würde Ingolstadt den motorisierten Individualverkehr erst recht fördern und in die Stadt locken.

Ich bin davon überzeugt, dass unser Oberbürgermeister, die Stadtbaurätin und der Kulturreferent ein bauliches Highlight und ein Pfund, mit welchem die Stadt touristisch wuchern kann, vor einem weiteren städtebaulichen Missgriff bewahren können.

Wolfgang Prestel, Ingolstadt