Ingolstadt
Leserbrief: Fahrradfahrer brauchen eigene Infrastruktur

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Leserbrief zum Artikel "Auf der Suche nach Visionen" (DK vom 29./30. Juli), in dem es im Rahmen der Stadtratsberichterstattung um den Radverkehr ging.

Endlich einmal ein paar einfache, klare Worte zum Thema Verkehrsentwicklung. Was das Radfahren betrifft, wurde bis dato, wie Christian Lange (Fraktionschef der Bürgergemeinschaft, Anm. d. Red.) sagt, tatsächlich nur über Kleinigkeiten diskutiert, der große, zukunftsweisende, mutige Ansatz fehlt.

Aber zunächst einmal muss man Bürgermeister Albert Wittmann recht geben: Ingolstadt hat das Radwegenetz verhältnismäßig gut ausgebaut und hat einiges Geld in die Erhaltung und die, leider recht langsame, Weiterentwicklung des Radwegenetzes gesteckt. Allerdings ist es perfide von Wittmann, die Verbesserungsvorschläge aus den Leserbriefen im DK nur als "Gemotze" abzutun. Da sitzt jemand auf einem sehr hohen Stahlross.

Das Potenzial für eine zukunftsweisende, hochmoderne Fahrradstadt ist zweifelsohne vorhanden. Jetzt geht es darum, mal richtig Gas zu geben, und zwar mit viel Mut. Der Leitgedanke zur Beantwortung der von Herrn Lange formulierten Kernfrage, nämlich wie man die Leute aus den Autos rausbekommt, kann in Bezug auf den Ausbau des Radwegenetzes nur lauten: Wir brauchen breite, sichere, saubere, E-Bike-taugliche, regengeschützte Radwege oder wenigstens Vorrangá †routen und in der Innenstadt geräumige, sichere, E-Bike-taugliche, regengeschützte Abstellplätze. Nicht lachen, überdachte Fußgängerzonen, die Laubengassen, sind in Südtirols Städten uralte Tradition! Warum nicht Ähnliches für Radfahrer schaffen?

Erst wenn all dies gewährleistet ist, werden entsprechend viele Autofahrer gewillt sein umzusatteln. Was wir brauchen, ist eine Fahrradinfrastruktur sowie eine Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel, die so gut ist, dass es richtig peinlich wird, wenn man ohne zwingenden Grund aus Hagau, aus Etting oder Mailing mit dem Auto in die Stadt fährt. Das E-Bike wird langfristig mit Sicherheit zum wichtigsten Verkehrsmittel für Stadtbewohner in einem Umkreis von sagen wir 30 Minuten Fahrstrecke in die Innenstadt werden.

Zum Schluss noch ein Gedankenspiel. Stellen wir uns doch vor, wie es wäre, wenn an einem bestimmten Tag alle Dauerradfahrer, statt ihr Radl zu bemühen, sich auf ihr Auto besinnen würden, das Auto dort abstellten (Vorsicht, das ist ziviler Ungehorsam!), wo sie normalerweise parken. Es ist in jedem Fall schade, dass diese ganze Diskussion im medialen Sommerloch stattfindet. Hoffentlich ist das keine Absicht.

Ernst Pöhler

Ingolstadt

 

Zu den Themenseiten "Brenná †punkt Fahrradverkehr" (DK vom 27. Juli) und die Polemik "Überholt" (DK vom 23. Juli), in denen es um das Radfahren generell und aktuelle Initiativen wie das Stadtradeln in Ingolstadt ging:

Ich komme zu dem Schluss, dass es bei uns nur perfekte Verkehrsteilnehmer gibt. Egal ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer: Jeder sieht immer nur, was die anderen falsch machen. Gibt es eigentlich niemanden, der auch selbst mal einen Fehler macht? Ich glaube, ich bin der einzige Trottel, dem das immer wieder mal passiert. Welcher Fußgänger hat noch nie einen Autofahrer oder Radfahrer durch Unachtsamkeit behindert, welcher Radfahrer oder Autofahrer hält sich zu 100 Prozent an die Straßenverkehrsordnung? Immer sieht man nur die Fehler bei anderen.

Am schlimmsten sind diejenigen, die darauf hinweisen, wie lange sie sich schon unfallfrei im Straßenverkehr bewegen, das soll doch heißen "fehlerfrei". Jeder von uns ist doch darauf angewiesen, dass der andere meinen Fehler durch Bremsen oder eine andere Reaktion ausbügelt. Wer das nicht so sieht, ist ignorant oder bemerkt es nicht! Wer das einsieht, hat es viel leichter, sich nicht über Fehler anderer aufzuregen.

Über die Fußgängerampel an der Kreuzung Haunwöhrer-/ Gustav-Adolf-Straße muss man sich schon aufregen: Schließlich dauert es sieben Sekunden vom Drücken des Knopfes bis zum Grün der Fußgängerampel. Es kann aber auch tatsächlich eine Minute dauern, wenn die Autofahrer gerade Grün bekommen haben. Wer sich durch meinen Brief nicht angesprochen fühlt, soll sich bei mir melden. Ich werde ihn umgehend beim Papst zur Heiligsprechung vorschlagen.

Günther Maxien

Ingolstadt

 

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Ich finde den Artikel übrigens überhaupt nicht polemisch. Es ist alles auf den Punkt gebracht. Sehr gut! Die Autorin Suzanne Schattenhofer spricht mir aus der Seele. Vielen Dank dafür!

Es gibt noch viel zu verbessern auf den Ingolstädter Straßen, und zwar für Radler und Fußgänger. Die sogenannten Räumzeiten an den Ampeln sind zu kurz; zum Beispiel an den Fußgängerdrückampeln, die von Hollerstauden zum Westpark führen oder Querung Levelingstraße und Querung Neuburger Straße auf Höhe Bei der Hollerstaude. Es dürfte nicht schwierig sein, diese zu verlängern.

Die Führung des Radwegs an der Westlichen Ringstraße in Richtung Norden auf der Höhe der T-Kreuzung Gerolfinger Straße/Westliche Ringstraße ist fahrlässig. Man wird quasi gezwungen, als Geisterfahrer die Ampel in Richtung Norden zu benutzen, um die Gerolfinger Straße zu queren.

Die Wartezeit an der Radampel bei oben genannter T-Kreuzung, um Richtung Gerolfing zu kommen, ist viel zu lang. Auch hier könnte man sie verkürzen. Ich hoffe die Anregungen der Bürger, auch jene in den Leserbriefen, finden Eingang in unsere Verkehrspolitik.

Claudia Meier

Ingolstadt

 

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Beim Westpark, vor den Lokalen "Manolo" und "Condotti", mutet man den Fahrradfahrern und Fußgängern nur einen Weg von 2,30 Metern Breite zu. Ich habe es selbst nachgemessen, begrenzt durch eine weiße Linie. Und dieser schmale Weg ist auch noch mit Reklametafeln der Lokale verstellt. Alles andere des Platzes ist mit Bestuhlung der Lokale verstellt. Muss das sein, ist das rechtens? Dass da noch nichts passiert ist, grenzt schon an ein Wunder. Müssen diese Lokale so viel Außenbestuhlung haben? Ich habe noch nie erlebt, dass alle Plätze besetzt sind.

Robert Fischer

Buxheim