Wettbewerb für alle öffnen

06.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Zu "Standortfrage vorerst offen" (DK vom 26. Juni), worin es um den Standort der geplanten Kammerspiele geht:

Statt einer vernünftigen, langfristig ausgerichteten, zielorientierten Stadtplanung jetzt für die Ersatzspielstätte des Theaters ein zweistufiger Wettbewerb. Die 1. Stufe eher als Machbarkeitsstudie deklariert, ohne Einschränkung bei der Ideenfindung bei den ausgewählten, der Öffentlichkeit noch nicht bekannten Architekten, aber jedenfalls im Umkreis des heutigen Theaters und des Neuen Schlosses herum. Ohne vorgegebene Größenordnung: also ein echter Wünsch-Dir-was-Du-willst-Ansatz.

Keine Rede davon, dass Werkstätten nicht unbedingt in einen hochwertig gestalteten Theaterneubau einziehen müssen, auch wenn es vielleicht praktisch ist; keine Rede davon, dass eventuell das neue Kleine Haus in einem anderen Stadtquartier ein "Nukleus" für ein 2. Kunst- und Kulturareal werden könnte, was einer rasant wachsenden Großstadt angemessen wäre. Wie gesagt, schöne Worte.

Eine solche Vorgehensweise kann man sich leisten, wenn man ein Entscheidungsgremium hat, das stilsicher ist, das eine "Vision" für die eigene Stadt hat. Haben wir das? Nein!

Im Großstadtwahn "wurschteln" wir uns von Einzelobjekt zu Einzelthema durch, lassen uns von einem im Geheimen tagenden "Geschmacks"-Beirat beraten, überlassen vieles entscheidungsfernen, städtischen GmbHs und an anderem interessierten Investoren, wofür eigentlich die eigene Verwaltung und besonders unser Stadtrat zuständig wären.

Dass es für diesen Bereich einen Wettbewerb geben muss, steht außer Zweifel. Es stellt sich jedoch die Frage, warum es ausgerechnet wieder ein Einladungswettbewerb sein muss.

Wenn man schon alles für möglich hält, warum dann nicht auch offen sein für alle möglichen Lösungen, für einen offenen - europaweit ausgeschriebenen - Wettbewerb für Architekten, Landschaftsarchitekten, Künstler. Welche erfrischenden, witzigen, ernsten, hochkarätigen Lösungen gab es beim Wettbewerb für den Bau des Museums der Deutschen Geschichte in den 1980er-Jahren? War nicht auch der Wettbewerb zum Neubau des Stadttheaters ein offener Wettbewerb mit 73 Teilnehmern? Warum scheut man sich heute davor? Hat man Sorge, dass Lösungen präsentiert werden, die man so nicht wollte? Bevorzugt man die renommierten Architekten, um sich hinter deren Autorität verstecken zu können und spätere Kritik von sich, den politisch Verantwortlichen und der Stadtplanung ablenken zu können? Scheut man den Aufwand zur Beurteilung, wenn mehr als 100 Arbeiten eingereicht werden? Zumal bei diesem Wettbewerb ja nicht ein Entwurf zur Realisierung eines Bauwerks gefordert wird, sondern nur die städtebauliche Maßstäblichkeit einer (scheinbar noch nicht mal vorgegebenen) Baumasse.

Also Mut zu einem offenen Wettbewerb, der gerade den normalen Architekten, der sich für derartige Aufgaben motiviert fühlt (der noch nicht über das Renommee des etablierten Kollegen verfügt), die Möglichkeit der Beteiligung geben sollte. Und jeder hat einmal mit einem ersten Projekt angefangen. Ein offener Wettbewerb wäre auch Ausdruck einer Transparenz. Es wird ein weiterer Beleg sein, was die Stadtspitze unter Transparenz versteht, wenn wieder alles hinter verschlossenen Türen vergeben, gewertet, beurteilt und anschließend dem Bürger als Ergebnis vorgelegt wird.

Wir möchten noch auf einen Widerspruch hinweisen, der sich am 26. Juni bei der Beantwortung einer Frage aus dem Publikum durch die Stadtbaurätin offenbart hat: Zunächst soll in einem Ideenwettbewerb die Standortfindung, die städtebauliche Einbindung, die Gestaltung des Umfeldes - auf Anregung des Schweizer Architekten Ueli Zbinden auch die vierspurige Monsterstraße entlang der Donau - geprüft werden. Braucht man dazu unbedingt die Fachkunde eines Theaterbauers, der schon mehrfach Theater gebaut hat? Eher wohl nicht, denn die Größe des Gebäudes hängt ja wieder vom Raumprogramm ab. Das kann in einem städtebaulichen Ideenwettbewerb durchaus verschieden beantwortet werden.

Ich wäre gespannt auf die kreativen Ansätze. Warum also nur erfahrene Theaterfachleute für den Ideenwettbewerb einladen? Dazu gäbe es ja die 2. Stufe des Wettbewerbes. Den kann man durchaus als eingeladenen Wettbewerb, etwa aus ausgewählten Teilnehmern des 1. Wettbewerbs, ausloben.

Klaus Staffel, Joachim Hägel, Raimund Köstler