"Überdachtes Laufband"

30.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:48 Uhr

Zum Leserbrief: "Trambahn vom Nordbahnhof zum Klinikum" (DK vom 28./29. Juni):

Als gebürtiger Ingolstädter, der nun über 50 Jahre in der Schanz beheimatet ist, finde ich manche negative Einstellungen über die Stadtgestaltung schon sehr übertrieben. Ich lebe gern in meiner Heimatstadt und teile nicht diesen übertriebenen Pessimismus einzelner Leserbriefschreiber!

Manchmal denke ich mir, wenn einem nichts anderes einfällt an einer Platzgestaltung, dann fordert man eben einen Brunnen. Gibt es keine anderen Aufwertungen? Ingolstadt mit ihrem historischen Stadtkern ist eine kleine, reizvolle Großstadt mit viel Grün. Man braucht aber nicht nur Ruhezonen, die vom Künettegraben bis zur Landesgartenschau und den kleinen lauschigen Plätzen in der Innenstadt zahlreich vorhanden sind, sondern auch Plätze der Begegnung.

Wir wollen ja nicht nur ruhen, sondern zwischendurch auch mal feiern oder öffentlich Großleinwand schauen! Auch der Viktualienmarkt wird sehr gut von den Ingolstädterinnen und Ingolstädtern und auswärtigen Besuchern angenommen. Die Änderung bzw. Versetzung oder Umgestaltung der dortigen Gedenktafel wird bestimmt auch bald durchgeführt und einen ehrwürdigen neuen Platz finden.

Forderungen, Visionen und Träume, z. B. im Rahmen der Stadtgestaltung und -planung sind die eine Seite der Medaille. Da lassen wir doch gleich eine U-Bahn durch die Nord-Süd-Achse fahren.

Die andere Seite der Medaille sind bei einem Vorhaben die Notwendigkeit, Finanzierung, Folgekosten, praktische Nutzung, fehlende Einwirkungsmöglichkeit und starkes Einzelinteresse.

Mit der Ansiedelung des KVB am Nordbahnhof und der Neugestaltung dieses Bahn- und Bus-Knotens, der Umnutzung des Ingobräu-Geländes und dem Umbau des Münsterumfeldes und der Theresienstraße eröffnen sich interessante Gestaltungsmöglichkeiten vor allem auch für die Anbindung und Belebung der Innenstadt. Die anschließende Herausnahme des ÖPNV aus der Nord-Süd-Achse, eine Einbahnregelung für den Lieferverkehr und eine Art "überdachtes Laufband" vom Rathausplatz zur Franziskanerbasilika (wie am Münchner Flughafen) wären eine gute Alternative.

Ich sehe keinen katastrophalen Zustand im ÖPNV. Sicher sind die Taktzeiten verbesserungswürdig, und mit den neuen Möglichkeiten am Nordbahnhof und einer Innenstadtumfahrung bzw. der Verlagerung größerer Teile des Busbahnhofes an den Nordbahnhof kann die Attraktivität gut gesteigert werden. Es würde auch schon helfen, wenn alle, die den Bustakt bekritteln, auch wenigstens ab und zu mit dem Bus fahren würden.

Die hohen Ausgaben für eine Straßenbahn kann man also besser anlegen: in Taktverkürzungen. Man ist damit flexibler und kann auf notwendige Linienänderungen schnell und preiswert reagieren.

Man sollte aber auch an dieser Stelle mal die INVG loben. Die Anschaffung der modernen, benutzerfreundlichen, sauberen, leisen und umweltschonenden Busse ist respektabel. Wenn ich mich an die Schulbusse während meiner Schulzeit in der 60er Jahren erinnere, ist dies ein Wandel vergleichbar mit dem vom dampflokbetriebenen Personenzug zum ICE.

Am wichtigsten erscheint mir als Ingolstädter aber die baldige Lösung der Verkehrsprobleme in Friedrichshofen (immer mehr Verkehr durch den Ausbau des Westparks, die Vergrößerung des Möbelmarkts und durch neue Gewerbeansiedlungen in Gaimersheim wie die Biogasanlage). Die Anbindung des Klinikums durch Verlängerung der Levelingstraße beim früheren Dialysezentrum zur Ochsenmühlstraße und weiter zum Ortseingangskreisel von Friedrichshofen wäre für den Stadtteil dabei schon sehr verkehrsentlastend. In den 60er Jahren hat der damalige Landrat von Ingolstadt, Otto Stinglwagner, bereits eine Trassenplanung vom Kreisel an der Gabel zur Donau und in den Südwesten der Stadt angeregt.

Rudi Wagner

Ingolstadt