Ingolstadt: Die 16 neuen Stadträte

18.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:56 Uhr
Brigitte Mader −Foto: oh

Ingolstadt (DK) 16 neue Räte werden dem Ingolstädter Stadtrat künftig angehören. Hier stellen wir sie vor.

Thomas Deiser (CSU): Er gehörte bisher zu Ingolstadts bekanntesten CSU-Politikern ohne Stadtratsmandat. Jetzt ist er also am Ziel. Der 50-jährige Orthopädieschuster mit eigenem Geschäft hat für seinen sicheren Listenplatz viel Vorarbeit geleistet: Als Vorsitzender des stets mit großer Aufmerksamkeit bedachten Bezirksausschusses Mitte und ebenso als Chef des Händlervereins IN-City – zweifellos einem der schwierigsten Ehrenämter, die in der Stadt zu haben sind, denn hier hagelt es besonders viel Kritik. Erst recht, seit die Altstadt von den neuen Bürgerinitiativen in den Fokus gerückt worden ist. Deisers Robustheit dürfte bald auf die Probe gestellt werden, dafür garantieren schon seine Widersacher von der Bürgergemeinschaft.
 Markus Meyer (CSU): Seinen Namen sollte man sich merken: Der 26-jährige Gerolfinger wird von seiner Partei gezielt für höhere Ämter aufgebaut. Im Sommer 2012 übernahm Meyer den Vorsitz der Jungen Union, vor einem Jahr sprang er nach der Affäre um Stefan Einsiedel als Landtagslistenkandidat ein und punktete gleich mit einem viel beachteten Auftritt vor der Delegiertenversammlung der CSU. Meyer hat das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgelegt und promoviert derzeit an der Universität Eichstätt in Geschichte. Er pflegt eine intellektuelle Aura, polemische oder angriffslustige Töne hat man von ihm noch nicht gehört. Meyers langfristige Karriereoption: CSU-Fraktionsvorsitzender. Und dann mehr.
 Karl Ettinger (FDP): Er ist der neue Einzelkämpfer der FDP im Stadtrat; so wie Christel Ernst, die heuer nicht mehr angetreten ist, in den zwölf Jahren zuvor. Trotz eines einsatzfreudigen Wahlkampfs ist es Ettinger und seinem Team nicht gelungen, die Zahl der Sitze zu steigern. Die Liberalen haben voll auf das Thema „vierte Donauquerung im Westen via Hochstraße“ gesetzt, was die Wähler offensichtlich nicht nennenswert zu begeistern vermochte. Ettinger, Jahrgang 1968, Vater von vier Kindern, Diplomkaufmann und selbstständiger Dozent, hat die politische Szene vor drei Jahren betreten, als er in einer Kampfabstimmung den FDP-Kreisvorsitz eroberte. Auch sein Beitrag zur Befriedung des Tierschutzvereins fand Beachtung.
 Rupert Ebner (Grüne): Es war spannend. Bis zum Abschluss der Auszählung lagen der promovierte Tierarzt und sein Parteifreund, der promovierte Ingenieur Christoph Lauer, Kopf an Kopf – doch Ebner setzte sich im letzten Moment durch. Auf dem Feld der Kommunalpolitik ist der 60-Jährige, der 2009 im Groll von der CSU zu den Grünen wechselte, bisher noch kaum in Erscheinung getreten. Ebners Themen gehen darüber hinaus. Er hat sich als Verbraucher- und Tierschützer einen Namen gemacht. Der Protagonist der Slow-Food-Bewegung kämpft besonders gegen Antibiotika in Geflügel. „Essen ist eine politische Handlung“, lautet sein Credo, das er oft auch im Fernsehen vorträgt, denn der Tierarzt ist ein gefragter Experte.
 Patricia Klein (CSU): Die CSU soll jünger und weiblicher werden. Diese Forderung des Parteivorsitzenden Horst Seehofer hat Patricia Kleins Aufstieg befördert, denn sie bekam früh die Chance, sich zu bewähren: Vor einem Jahr trug die CSU ihr die Kandidatur für das Bezirkstagsdirektmandat an; sie gewann es mit großem Abstand. Es zählt zu ihren Zielen, die Arbeit des in der Bevölkerung immer noch wenig beachteten Bezirkstags besser zur Geltung zu bringen und Bezüge zum Sozialwesen in ihrem Wahlkreis herzustellen. Patricia Klein wurde 1983 geboren. Sie ist in Ringsee aufgewachsen und hat das Gnadenthal- Gymnasium absolviert. Die studierte Rechtspflegerin ist mit Tobias Klein verheiratet. 2013 kam ihr erstes Kind zur Welt.
 Christian Lange (Bürgergemeinschaft): Sein Einzug in den Stadtrat gehört zu den eher ungewöhnlichen politischen Karrieren: Vor zwei Jahren noch weithin unbekannt, nahm er in dem reichlich heterogenen Ensemble der neuen Bürgerinitiativen eine Führungsrolle ein und forcierte die Gründung der Bürgergemeinschaft, die eigentlich ein Dachverband all jener sein sollte, die in der Stadt Veränderungen wollen. Doch die politische Profilierung (Langes Ziel war stets eine Stadtratsliste) ließ viele Mitstreiter Abschied nehmen. Der harte Kern führte einen gut organisierten, offensiven Wahlkampf. Lange (49, verheiratet, ein Sohn) ist Anwalt und Businesstrainer. Seinen Lieblingsgegner CSU kennt er gut. Er war 28 Jahre lang Mitglied.
 Georg Niedermeier (Bürgergemeinschaft): Auf „seine Friedrichshofener“, wie er sie nennt, war eben Verlass. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass es der 64-jährige pensionierte Lehrer in den Stadtrat geschafft hat. Niedermeier (verheiratet, drei Kinder, vier Enkel) führt seit 1995 die Friedrichshofener Bürgerinitiative (FBI), deren Kampf den Fahrzeugfluten in dem stark belasteten Stadtteil gilt – es ist auch der Kampf seines Lebens. Um provokante Attacken gegen das Rathaus war er nie verlegen. Sein Ziel: „Die Leute sollen weniger Auto und mehr Bus fahren“. Er erkennt als Ingolstädter Eigenart eine „Schwellenangst gegenüber dem ÖPNV“, die es dringend zu überwinden gelte, „auch wenn das vermutlich noch zwei Generationen dauert“.
 Veronika Peters (parteilos für die SPD): Die 57-jährige Unternehmerin ist das zweite Mal im Stadtrat. Vor sechs Jahren zog Veronika Peters für die Freien Wähler in das Gremium ein, schied jedoch vorzeitig aus. Jetzt ist sie als Oberbürgermeister- Kandidatin der SPD ins Stadtparlament gewählt worden. Ein Parteibuch wird sie auch künftig nicht führen. „Ich will frei bleiben“, sagt Peters. Sie ist gegen Parteizwänge und für einen anderen Politikstil. Sachentscheidungen stehen vor Parteipolitik. Etwa beim Thema Kongresshotel, das sie deutlich kritischer sieht als ihre Parteikollegen. „Ich verspreche, dass ich mich persönlich für jeden einsetzen werde“, sagt Peters am Wahlabend. Sie ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.
 Christian Höbusch (Grüne): Er wollte OB-Kandidat seiner Partei werden, unterlag jedoch Barbara Leininger. Sein Einzug in den Stadtrat gelang dafür relativ glatt. Mit einem so starken Zuwachs für die Grünen hat er nicht gerechnet. „Wir sind sehr angenehm überrascht“, sagte er gestern. Die sich aufdrängende Frage nach einer schwarz-grünen Koalition parierte Höbusch mit freundlichem Schweigen. Der 45-jährige Jurist ist Abteilungsleiter bei einer privaten Unfallversicherung in München und zugelassener Anwalt. Seine drei wichtigsten Anliegen in der Kommunalpolitik: „Eine nachhaltige Bürgerbeteiligung“, die auch in einem Livestream aus dem Stadtrat Ausdruck finden soll, ein Jugendparlament und „eine bessere Debattenkultur“.
 Henry Okorafor (Grüne): Der Stadtrat war ein großes Ziel seines Lebens. Das hat Henry Okorafor immer betont. Vor sechs Jahren versuchte er es schon auf der SPD-Liste, schaffte es aber nicht. Enttäuscht (und von den Querelen der Genossen genervt) wechselte er zu den Grünen. Im Wahlkampf zeigte er besonders starken Einsatz. Okorafor wurde 1968 in Nigeria geboren und hat an der Universität Eichstätt einen Abschluss in Politologie erworben. Er ist mit einer Böhmfelderin verheiratet: Karin Okorafor. Das Paar hat zwei Söhne. Bekannt wurde er durch den erfolgreichen Kampf für seinen Bruder Patrick, der in Nigeria 17 Jahre lang unschuldig inhaftiert war. Okorafor ist nach Johannes Hörners Ausscheiden künftig der einzige Migrant im Stadtrat.
 Robert Bechstädt (SPD): Für ihn war es eine Zitterpartie. Einige Zeit differierten zwischen Robert Bechstädt und Christian De Lapuente nur wenige Stimmen. Am Ende hat es gereicht. Am Wahlabend ließ sich Robert Bechstädt, von vielen nur „Jimmy“ genannt, im Rathaus erst gratulieren, als alle Stimmbezirke ausgezählt waren. 2008 entschieden die letzten drei Bezirke, dass es Bechstädt nicht in den Stadtrat geschafft hatte. Er war erster Nachrücker. 2002 war Bechstädt von Platz 27 auf Platz 19 vorgewählt worden. Als Präsidiumsmitglied beim MTV, Fußball-Abteilungsleiter und früherer Vizepräsident des FC04 liegt ihm das Thema Sport sehr nahe. Aber auch die Stadtentwicklung. Bechstädt ist verheiratet und kinderlos.
 Peter Springl (FW): Er ist als langjähriger Vorsitzender des Feuerwehrvereins und als selbstständiger Ingenieur für Haustechnik vor allem alteingesessenen Ingolstädtern bekannt. Er stamme „aus der Mitte der Bürgerschaft“ sagte Peter Springl unlängst als OB-Kandidat dem DK. Und könne gut das Notwendige vom Wünschenswerten unterscheiden. Als „allererstes Anliegen“ nannte er die Sanierung der Fußgängerzone, um die Attraktivität der Altstadt zu erhöhen. Im Kommunalwahlkampf setzte sich Springl vorrangig für die vierte Donauquerung ein, die – als langfristiges Projekt – mittels Tunnel unter den Auwald führen könnte. Der 49-Jährige ist geschieden und hat drei Kinder.
 Simona Rottenkolber (CSU): Sie feiert nach sechs Jahren ein Comeback im Stadtrat: Simona Rottenkolber gehörte dem Gremium bereits von 1996 bis 2008 an. 2002 war sie als Dritte Bürgermeistern im Gespräch, doch dann erhielt Brigitte Fuchs den Vorzug der Partei. Die Tochter von Peter und Regina Schnell wurde 1964 geboren und hat den Beruf der Lehrerin ergriffen. Bei der Kommunalwahl ging Simona Rottenkolber von Listenplatz 26 aus ins Rennen und wurde beachtliche 13 Plätze vorgewählt. Ihr Schwerpunkt lag immer auf der Sozialpolitik. Sie war unter anderem die Vorsitzende des CSU-Arbeitskreises Integration sowie des Aussiedlerforums. Vermutlich wird die Stadtratsrückkehrerin wieder an solche Themen anknüpfen.
 Dorothea Deneke-Stoll (CSU): Die Direktorin des Neuburger Amtsgerichts war lange Zeit die große Unbekannte auf der CSU-Liste. Das ist wortwörtlich zu nehmen. Denn bekanntlich hatte die Partei zunächst ihren Wahlvorschlag mit einem großen Fragezeichen bei Listenplatz Nummer sieben veröffentlicht. Aus dem öffentlichen Rätselraten um den gesuchten Mister X wurde letztlich schnell eine Misses X – eine Seiteneinsteigerin: Deneke-Stoll ist politisch bisher nicht in Erscheinung getreten. Doch als Präsidentin der evangelischen Landessynode hat sie auf kirchlicher Ebene seit geraumer Zeit ein Spitzenamt inne. Die verheiratete Mutter von vier Kindern lebt im Südwesten und arbeitete auch schon am Landgericht.
 Jörg Schlagbauer (SPD): Er wurde lange Zeit selbst als OB-Kandidat gehandelt. Doch Jörg Schlagbauer, der neue Hoffnungsträger der SPD, ließ sich zwar auf die Stadtratsliste setzen, überredete aber die parteilose Veronika Peters zur Kandidatur. Schlagbauer ist Mitglied des Betriebsrates und des Aufsichtsrates der Audi AG. Er ist als Vertrauenskörperleiter der oberste Vertreter der IG Metall bei Audi. In seiner politischen Arbeit hat er sich zum Ziel gesetzt, Ingolstadt mehr als bisher zu einer lebenswerten Stadt zu machen. Der 36-Jährige lebt noch in Vohburg, hat aber seinen Zweitwohnsitz in Ingolstadt, wo er ganz hinziehen will. Seine Nachfolge im Vohburger Stadtrat hat sein Bruder Andreas angetreten.
 Brigitte Mader (CSU): Sie verstärkt die Frauenriege in der Ingolstädter CSU. Über die Frauen Union Mailing-Feldkirchen, deren Vorsitzende sie ist, kam Brigitte Mader zur CSU. Sie ist zudem stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU in Ingolstadt und Vorsitzende des Prüfungsausschusses der IHK. Sie betreibt in dem Stadtteil ein Schuhgeschäft, ihr Mann Wolfgang eine Apotheke. „Ich will für die Bürger Ingolstadts da sein und für die Mailing-Feldkirchener Bürger“, sagt die 53- Jährige auf die Frage nach ihren politischen Schwerpunkten im Stadtrat. Auch Soziales und Kultur gehört zu ihren Interessen. „Aber eigentlich alles, was Ingolstadt angeht.“ Brigitte Mader ist Mutter von drei Kindern.