Sorge um sauberes Trinkwasser bleibt

17.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:11 Uhr

Lenting (DK) Das von der Gemeinde Lenting geforderte "offene Gespräch" dauerte fast drei Stunden – am Ende war jedoch die Sorge der Kommunalpolitiker aus Lenting, Hepberg und Stammham um ihr Trinkwasser nicht ausgeräumt. Die Mühen der Bahnexperten, Bedenken zu zerstreuen, blieben erfolglos.

Bei der Veranstaltung ging es um die Sauberhaltung der Entwässerungsrohre an der ICE-Strecke zwischen Lenting und Stammham sowie die Auswirkung von versickertem Polysuccimid-Granulat und Polyaspirinsäure-Lösung auf die Tiefengewässer, genauer gesagt auf die Lentinger Trinkwasserquellen. Nach einer ersten Versuchsperiode wollen Deutsche Bahn und ihre beauftragten Fachfirmen den zweiten und dritten Versuch starten.

Wieviel Chemie abbaubar?

Allein der Begriff Versuch ließ in Lenting die Alarmglocken schrillen. Es sei also nicht gewiss, ob da "nicht doch was passieren kann, wieviel von der eingesetzten Chemie abbaubar ist und wieviel nicht", äußerte Bürgermeister Ludwig Wittmann bei der Runde am Montag seine Zweifel.

Ein halbes Dutzend Fachleute der von der Bahn eingesetzten Firmen und Institute, darunter auch ein Sachverständiger der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, mühten sich gut zwei Stunden lang, die Bedenken der Kommunalpolitiker zu zerstreuen. Da habe es "keine Auffälligkeiten" gegeben, fasste beispielsweise Chemikerin Kristina Vogt von der Firma Lanxess kurz zusammen.

Auch Bahnsprecher Alfred Meinlschmidt war von der "Ungefährlichkeit" der angewandten chemischen Methode zur Entkalkung der Wasserrohre an der ICE-Strecke im Tunnel Gaisberg überzeugt. Er sagte: "Niemand wird geschädigt, fragen Sie doch die Fachleute!" Was von denen kam, war – wie später ein Experte einräumte – für Laien nicht unbedingt verständlich. Außer des inzwischen halbwegs geläufig gewordenen Namens Polyasparaginsäure machten Begriffe wie Versinterung, mikrobiologische Wirkung, Härtestabilisatoren, Versickerungsgeschwindigkeit, Schluckbrunnen oder geologisch/hydrogeologische Verhältnisse die Runde. Zielvorgabe und Fazit: Der erste Tunnelversuch sei zufriedenstellend verlaufen, alle Auflagen eingehalten worden.

Von Seiten der Gemeinde Lenting konnten bei dem offenen Gespräch die Gemeinderäte Bert Lorenz, Anton Müller und auch Bürgermeister Wittmann gut mithalten. Sie bohrten immer wieder nach, entdeckten bei den Expertenaussagen auch ein paar technische oder chemische "Ungereimtheiten" in Verbindung mit dem ersten Versuch, wobei die andere Seite "den einen und anderen Fehler" auch eingestand.

Kontrolle fehlt

Gemeinderat Lorenz, als Wissenschaftler an der Universität München tätig, hatte als "neutralen Beobachter" Professor Reinhard Nießner vom Lehrstuhl für Analytische Chemie an der Uni München mit nach Lenting gebracht. Dieser wunderte sich über eine Reihe von Besonderheiten, die ihm nicht gefielen, so über das "großzügige Verfahren" im Tunnel. "Ihnen fehlen doch die Kontrollmöglichkeiten", stellte er fest. Und die Wasseranalytik sei überhaupt nicht in der Lage, zwischen den Säuren zu unterscheiden.

Für Bürgermeister Wittmann waren nach fast drei Stunden letzte Zweifel an der Gefährdung der Lentinger Wasserquellen nicht ausgeräumt. Man wolle ja, als drohende Konsequenz im schlimmsten Fall, nicht an die Wasserversorgung Ingolstadt angeschlossen werden. Thomas Schwaiger von den Ingolstädter Kommunalbetrieben hatte auch seine Zweifel an den Vorgängen an der ICE-Strecke.

Bürgermeister Wittmann hofft nun auch auf das Landesamt für Umwelt. Dessen Vertreterin Heidrun Geßler – erstmals in Lenting und mit der Sache befasst – sagte, für sie sei dies ein Informationsabend gewesen. Sie werde nun "Fakten zusammenstellen". Im Gespräch mit Stephan Daum vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt sagte sie, man werde Kontakt miteinander aufnehmen.