Die Renaissance des Swing

27.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:23 Uhr

Polka, Punk und Ska sind die Wurzeln von Gorilla Rodeo, die am Mittwoch im Paradox spielten. - Foto: Pehl

Ingolstadt (DK) Eine Stimmung wie selten herrschte am Mittwochabend im Paradox. In dem Club am Klinikum, in dem sonst eher die Freunde der härteren und düstereren Klänge auf ihre Kosten kommen, tanzte Alt und Jung zu fröhlichen Swingklängen. Ursache dafür war der Auftritt der Cherry Poppin’ Daddies.

Eine ganze Reihe von Ingolstädter Musikern hatte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Begründer des Neo-Swing einmal live zu sehen. Seit 19 Jahren existiert die Band aus Eugene, Oregon, die es mit ihrem 97er Album "Zoot Suit Riot" bis in die US-Charts und zu einer Music-Award-Nominierung schaffte. Auf ihren insgesamt sieben Alben haben die Cherry Poppin’ Daddies jedes Mal einen anderen Stil ausprobiert: Von Funk über Punk bis hin zu Ska. Ende der 90er Jahre gelang es ihnen, mit einer Renaissance des Swing musikalische Maßstäbe zu setzen. Seitdem gelten sie unter Fans und Musikern als eine der Neo-Swing-Bands überhaupt – und das zu Recht, wie sich am Mittwochabend im Paradox herausstellte.

Die achtköpfige Band eröffnete ihren Auftritt mit einem wahren Feuerwerk aus Rock n Roll und Swing. Titel wie "Bones", "No Mercy" oder "Drunk Daddy" gingen fast nahtlos ineinander über und ließen dem Publikum keine Zeit zum Verschnaufen. Die Cherry Poppin’ Daddies überzeugten mit einem unglaublich dichten und geschlossenen Auftreten, knackigen Bläsersätzen, einer Rhythmussektion wie ein Uhrwerk und beeindruckenden solistischen Leistungen, die die Musiker mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit absolvierten.

Wie auf ihrem aktuellen Album "Susquehanna" machten die Cherry Poppin’ Daddies im Laufe des Auftritts Anleihen bei anderen Musikrichtungen wie Blues Ska, 70er-Jahre-Glamrock, Rockabilly, kalifornischem Greaser Rock oder Soca, jenem in Deutschland noch relativ seltenem Calypso-Sound mit indischen Einflüssen. Doch egal, was die Cherry Poppin’ Daddies auch spielen: Sie sind einfach eine geniale Partyband auf höchstem musikalischem Niveau, die ohne Ende swingt und groovt.

Vielleicht nicht ganz so versiert, aber in Ingolstadt mindestens genauso bekannt sind mittlerweile Gorilla Rodeo, die am Mittwoch als Vorband spielten. Der achtköpfigen Band darf man ohne Einschränkungen das Kompliment machen, dass man sie drei Mal hintereinander hören kann, ohne dass es auch nur im geringsten langweilig wird. Swing, Ska, Surfrock, Polka und Countrypunk sind die Welt der "Gorillas", die mit einem charismatischen Gesang, Bläsern, Keyboard sowie natürlich Gitarren, Bass und Schlagzeug zumindest in Ingolstadt ein ganz eigenes musikalisches Universum erobert haben. Auf jeden Fall waren sie die ideale Vorband für die Cherry Poppin’ Daddies und Garanten für einen äußerst unterhaltsamen Konzertabend.