In Schwarzenbach das Herz verloren

09.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:55 Uhr

Ende des Monats zieht Richter Gerhard Severin (Mitte) aus Ingolstadt weg. Am Freitag durfte bei seiner Hochzeit mit Ella aber Donald Duck nicht fehlen. Nachbarin Maria Benz aus der Milchstraße war in das Kostüm geschlüpft. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Viele in Ingolstadt kennen Gerhard Severin als langjährigen Straf- oder Jugendrichter, genauso aber auch als leidenschaftlichen Sammler von Donald-Duck-Sachen. Für sein Hobby lässt er sich jetzt sogar nach Hof versetzen. Dort in der Nähe baut er ein Museum für den weltberühmten Enterich.

"Ich habe in Schwarzenbach mein Herz verloren", gesteht Severin. Die 8000-Seelen-Stadt im Landkreis Hof war 50 Jahre lang die Heimat von Erika Fuchs, die sich als Übersetzerin der Micky-Maus-Comics unsterblich machte. In wenigen Tagen zieht nun auch der Ingolstädter Richter nach Schwarzenbach, in ein spezielles Haus an der Bahnhofstraße.

Mit seiner Frau wird sich Severin im Obergeschoss heimisch machen, unten zieht Donald Duck ein. Was sich wie ein Scherz anhört, ist ernst gemeint. In dem Haus soll das "Erika-Fuchs-Museum" entstehen und vor allem mit Exponaten der bekanntesten Ente der Welt die Besucher anlocken. Rund 3000 Einzelstücke hat Severin von dem Enterich inzwischen gesammelt. Über viele Jahre hat er auch die Idee eines Museums bei sich getragen. In Schwarzenbachs Bürgermeister Alexander Eberl fand er einen ebenso begeisterten Unterstützer. Beide sind Mitglied bei D.O.N.A.L.D., der "Deutschen Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus". Ihre Bibel – und da könne man ruhig dieses Wort verwenden, meint Severin – sind die Zeichnungen von Carl Barks in der Übersetzung von Erika Fuchs ("Ächz, Stöhn, Keuch"). Diese rund 49 000 Einzelbilder sind die Welt, in der die Donaldisten forschen. Severins Teil ist das Rechtssystem in Entenhausen. "Das wird aber etwas für die Rente", sagt er. Fertig ist zum Beispiel schon ein kompletter Stadtplan von Entenhausen, den befreundete Donaldisten nach 13 Jahren Arbeit vorgestellt haben. "Der kommt freilich ins Museum", sagt Severin, der zukünftig so etwas wie ein Museumsdirektorhausmeister ist. Alles in einer Person.

Hauptberuflich bleibt er Richter und nimmt Ende Mai Abschied von Ingolstadt. Irgendwann voriges Jahr sei bei ihm die Entscheidung gereift, sich nach Hof versetzen zu lassen. "Das ging dann auch recht schnell." Zwar ist der Schwabe Severin inzwischen an der Donau heimisch geworden, aber die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt überwiegt den leichten Abschiedsschmerz. "Die Kollegen waren doch etwas erstaunt, aber einige aus meiner Kundschaft sind wahrscheinlich sogar froh, dass ich gehe", scherzt der Jurist. Am Gericht tauchen nun mal immer wieder die selben Gesichter auf.

Eröffnung Ende 2009

In Schwarzenbach ist der Neuanfang gleich bedeutend mit einem Neubau. Das Museumsgebäude muss von der Stadt noch größer saniert werden. Es werde bestimmt Ende 2009, bis die Donaldisten ihr Schmuckstück eröffnen können, schätzt Severin.

Seine Frau wird dann ein kleines Museumscafé betreiben und dort vielleicht ein paar neue Gesichter für den Club der M.I.L.L.I.A.R.D.Ä.R.E. gewinnen. Denn man kann als "Mitglied in lauterer lebenserfahrener, interaktiver, angenehmer Runde donaldistische Ästhetik rigoros einfordern". So hat Severin den Förderverein für das Fuchs-Museum genannt.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 313 Cent, die Nummer von Donalds Kennzeichen. Auch vier bis fünf bekannte Ingolstädter aus Severins Umfeld sind bereits im Club dabei. Und jeder, der etwas spendet, wird im Museum namentlich verewigt. Und auf eines kann Gerhard Severin nach seinem Abschied ohnehin zählen, sagt er: "Wenn wir das Museum aufmachen, dann ist bestimmt halb Ingolstadt in Schwarzenbach mit dabei."