In Ingolstadt fahren die Busse zu selten

16.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Busse fahren in Ingolstadt zu selten. Dies entspreche "zum Teil nicht den Standards vergleichbarer Städte". Zu diesem Ergebnis kommt der Gutachter MVV Consulting, der den Ingolstädter Nahverkehr untersucht hat und gestern einen ersten Zwischenbericht im Aufsichtsrat präsentierte.

MVV hatte im vergangenen Jahr den Auftrag für eine Schwachstellenanalyse bekommen, nachdem INVG-Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Genosko darauf gedrängt hatte, dass unabhängig vom Hausgutachter Gevas eine weitere Expertenmeinung zur Lage des öffentlichen Nahverkehrs in Ingolstadt eingeholt werden sollte. Die Ergebnisse wurden von Markus Haller, dem Chef der Beratungsfirma, vorgestellt.

MVV untersuchte Linienkonzeption und Busanschlüsse, Fahrtenangebot, Tarife und Kundeninformation. Sehr kritisch werden die Taktzeiten bewertet. Im Vergleich mit Städten wie Regensburg, Würzburg, Bamberg, Erlangen, Fürth und Bayreuth schneidet Ingolstadt schlecht ab. Während in den anderen Kommunen häufig alle 15 oder 20 Minuten ein Bus fährt, gilt bei der INVG vielfach ein 60-Minuten- und nur in Hauptverkehrszeiten ein 30-Minuten-Takt. "Insbesondere Kundengewinnung im Berufsverkehr", heißt es im MVV-Bericht, "ist unter den derzeitigen Voraussetzungen schwer möglich." Deshalb sei eine "Weiterentwicklung der Taktschemata", also eine Verkürzung der Takte zu empfehlen. Zumindest in den Stoßzeiten sollte jede Viertelstunde ein Bus fahren.

Die Preise für Einzel- und Streifenkarten liegen bei der INVG auf "durchschnittlichem Niveau", stellt der Gutachter fest. "Relativ teuer" seien dagegen Monats- und Jahrestickets, weshalb die Kunden auch nur "relativ geringe Anreize" hätten, sich auf längere Zeit an die INVG zu binden. MVV vermisst auch Gruppenkarten für Erwachsene und Kinder sowie Mehrfahrtenkarten für Kinder. Nach Ansicht des Gutachters könnte zusätzliche Nachfrage außerhalb der Stoßzeiten geschaffen werden, wenn die INVG zum Beispiel günstigere Seniorentickets anbieten würde, die erst ab einer bestimmten Uhrzeit gelten, oder Kombitickets in Verbindung mit der Saturn-Arena, dem FC Ingolstadt und dem Westpark.

Die Erschließung des Stadtgebiets durch die INVG-Linien und -haltestellen ist nach Einschätzung des Gutachters "nahezu optimal", wenngleich mit Ausnahmen: Während Innenstadt, Audi und Klinikum gut erreichbar seien, gelte dies bei den Bahnhöfen nur mit Einschränkungen. Gewerbegebiet Eriagstraße und Ingolstadt Village seien "mangelhaft" erschlossen. Als heikler Punkt gilt das Umsteigen. Die Busanschlüsse am Haupt- und Nordbahnhof, so MVV, seien "mehr oder minder Zufallsprodukte". Nur ein Drittel der ankommenden Busse habe etwa am Hauptbahnhof bei Fahrten nach München "optimale Umsteigezeiten zwischen fünf und zehn Minuten". Am Busbahnhof müssten die Fahrgäste "zu lange und umständliche Umsteigewege" in Kauf nehmen.

Beim Thema Kundeninformation fällt das Urteil zwiespältig aus. Fahrplanhefte und Kundenzeitschrift werden als "gut und informativ" bewertet, aber der INVG-Internetauftritt sei doch sehr "in die Jahre gekommen". Eine Überarbeitung oder, wie MVV sich ausdrückt, ein "professioneller Relaunch" sei dringend geboten.