Wolkenschieber für bessere Sicht

20.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Kathrin Erndt ist eine von wenigen Frauen, die dem Sternengucken frönen. Die Lehrerin aus der Nähe von Forchheim teilt das Hobby mit ihrem Mann Armin. Das Riesenteleskop ist Marke Eigenbau. - Foto: kno

Pfünz (kno) "Wetter schlecht, Stimmung gut": Sie nehmen es gelassen hin, die rund 150 Amateurastronomen, die am Wochenende auf den Pfünzer Osterberg gekommen sind, dass ihnen dicke Wolken zumindest in der ersten Nacht die Sternensuppe etwas versalzen haben.

Zum zwölften Mal bereits hatte die Sternwarte Ingolstadt zum Bayerischen Teleskopmeeting nach Pfünz gerufen, und so verwandelte sich das Plateau des Osterbergs wieder in einen großen Campingplatz mit allerlei monströsen Geräten vor den Zelten und Wohnwagen. Bis zu zwei Meter Brennweite kann so ein Riesenteleskop – die meisten natürlich Marke Eigenbau – haben, und damit geht’s dann in Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien.

Wenn nur der verflixte Hochnebel nicht gewesen wäre, der in der Nacht auf Samstag einer Käseglocke gleich über dem Osterberg hing. "Aber ein bisschen was haben wir schon sehen können", sagt Kathrin Erndt, eine der wenigen Frauen am Platz, und tätschelt das 16-Zoll-Gitterrohr-Dobson: "Den Ringnebel in der Leier oder den Doppelstern Albireo im Sternbild vom Schwan." Die Lehrerin aus der Nähe von Forchheim teilt das Hobby mit ihrem Mann Armin, der etwas verzweifelt auf den "Pfünzer Wolkenschieber" blickt: Mit solchen Etiketten sind hier die Bierflaschen versehen. "Wir haben schon ziemlich viel geschoben." Was tatsächlich geholfen hat: Zum Sonntag präsentierte sich der Nachthimmel sternenklar.

Ein Problem ist allerdings die "Verschmutzung" durch Kunstlicht aus den umliegenden Städten und Siedlungen. Die macht den Sternenguckern immer mehr zu schaffen, und als Mekka für sie gilt mittlerweile die Kanareninsel La Palma: Dort dürfen beispielsweise Gebäude nicht angestrahlt werden, und so sieht man von dort die Milchstraße, wie man sie sehen soll. "Wie ausgeschüttete Milch", schwärmt Armin Erndt.

Trotzdem: Das Treffen in Pfünz ist beliebt bei Amateurastronomen, die aus allen Teilen der Republik angereist sind. Wie Stefan Hammel, der seinen Wohnwagen per VW Käfer von Darmstadt nach Bayern geschleppt hat. Oder Hans-Georg Stein aus Ludwigsburg, ebenfalls Stammgast bei diesem "kleinen, aber feinen Treffen". Auch wenn die Bedingungen anfangs nicht die besten waren: "Es kommt ja auf den Erfahrungsaustausch an." Oder wie Armin Erndt es ausdrückt: "Kontakt mit den anderen Verrückten".