Wettstetten
Spritzig und voller Wortwitz

Die Musiker Stefan Leonhardsberger und Martin Schmid begeistern bei ihrem Konzert in Wettstetten

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Starke Bühnenpräsenz: Die Musiker Martin Schmid (links) und Stefan Leonhardsberger legten im Wettstettener Bürgersaal einen umjubelten Auftritt hin. - Foto: Gülich

Wettstetten (DK) Charmant, spritzig, musikalisch vielfältig und mit enormer Bühnenpräsenz begeisterten der Oberösterreicher Stefan Leonhardsberger und sein Augsburger Musikerfreund Martin Schmid bei ihrem Auftritt in Wettstetten. Das Konzert stand unter dem Titel: "Da Billi Jean is ned mei Bua".

Schon ein halbes Jahr war die Veranstaltung im Rahmen der "Kulturzeit im Bürgersaal" restlos ausverkauft. Dauerte es zu Beginn des Konzerts noch ein, zwei Lieder, bis alle warm wurden, brach das Eis spätestens, als Ingolstädter Lokalitäten ins Spiel kamen.

Mit klassischer Popmusik, individuell interpretiert und mit österreichischen Texten versehen, rissen die beiden Musiker das Publikum mit. So wurde David Bowies "Space Oddity" zur Geschichte über die österreichische Raumfahrt, die an der Frühpensionierung des Bodenpersonals scheitern musste - und Tina Turners "Private Dancer" verwandelte sich in "Bsuffner Tänzer" zum Lied über schüchterne Männer, die sich am Rand der Tanzfläche erst Mut antrinken müssen.

Lana del Reys "Summertime Sadness" wurde als "I hob den Sommerzeit-Jetlag" zur hochpolitischen Klage. "Wer hat so viel Macht über unser Leben, dass er Stunden nehmen kann und Stunden geben", fragten sich die beiden Künstler, denen auch Rihanna, Lady Gaga, Eros Ramazzotti und Robbie Williams Vorlagen liefern. Trotz anfänglicher sprachlicher Barrieren klappte es mit der Verständigung mit den (oberbayerischen) Wettstettenern ganz gut. Leonhardsbergers Elan wurde bestens ergänzt durch Schmids ruhigerem Part hauptsächlich an der Gitarre und durch seine bemerkenswerte Mimik.

Den Rahmen des Programms bildet die Geschichte vom kleinen Billi Jean und dessen Erzeuger Tonic. Der dementiert anfangs auf Klänge von Michael Jackson noch heftig seine Vaterschaft: "Da Billi Jean is ned mei Bua". Spätestens aber bei "Almsee" und bei ihrem Song über einen Lkw-Fahrer, der sich an der tschechischen Grenze in eine Prostituierte verliebt (beide Titel nachdenklich, melancholisch und atemberaubend) wird klar, dass Leonhardsberger und Schmid noch viel mehr auf dem Kasten haben als nett-witzige Unterhaltung. Die Texte und die Geschichten voller Sprachkunst und Wortwitz sind brillant.

Überhaupt hat Leonhardsberger (Jahrgang 1985), der seit 2009 Mitglied des Ensembles des Stadttheaters Ingolstadt ist, in Wettstetten fast ein Heimspiel. Er fühle sich in der ab und zu ja mal ein bisschen nebligen Donau-Stadt sehr wohl, denn Ingolstadt biete ideale Bedingungen für Hobby-Melancholiker wie ihn. Da ist das Wettstettener Publikum gleich voll dabei, singt begeistert mit und kann kaum aufhören zu lachen bei Leonhardsbergers Kommentaren wie "I spür sofort, dass da auch Mitglieder vom Kirchenchor da san heut Abend. Wie die da so a bisserl drüberterzeln, sehr sehr geil, Wettstetten!"