Wenn man plötzlich nicht mehr sprechen kann

26.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:23 Uhr

Auch die Kleinsten der Suzukigeiger hatten bei der Jubiläumsfeier im Ausbildungszentrum der Lebenshilfe einen großen Auftritt.

Ingolstadt (DK) Dezember 1993: Diesen Monat wird Elisabeth Petrak ein Leben lang nicht vergessen. Die gebürtige Mexikanerin sprach drei Sprachen fließend. Dann, nach einem schweren Schicksalsschlag, musste sie das Sprechen erst wieder lernen. Ganz langsam, Wort für Wort. Elisabeth Petrak ist Aphasikerin, leidet an einer Sprachstörung nach einer neurologischen Erkrankung. Seit zehn Jahren wird sie vom Verein Zamor betreut. Das Beratungszentrum nach Schlaganfall und Hirnschädigung in Ingolstadt feierte am Donnerstag zehnjähriges Bestehen.

Die bewegende Geschichte, die die in Hitzhofen im Landkreis Eichstätt lebende Frau zu erzählen hat, führt drastisch vor Augen, wie wichtig die Arbeit einer Organisation wie Zamor ist. Die Flughafen-Angestellte war im achten Monat schwanger, als sie nach einer zu spät erkannten Meningitis 20 Tage im Koma lag. In Großhadern retteten die Ärzte zwei Leben: ihres und das ihres mittlerweile 13-jährigen Sohnes Steven, der per Kaiserschnitt aus dem Bauch der Komapatientin geholt wurde. Als sie erwachte, brachte Elisabeth Petrak kein Wort mehr heraus. Jahre später lernte sie Eléonore Wendt kennen. Sie brachte die junge Frau zur Aphasiker-Selbsthilfegruppe, die 1992 von Wendt gegründet worden war. Als im Oktober 1997 im Hollis-Gesundheitszentrum in Ingolstadt das Beratungszentrum Zamor seine Arbeit aufnahm, war Elisabeth Petrak von Anfang an dabei. Sie arbeitete mit Logopäden und Psychologen und hat vor allem mit der Zamor-Vorsitzenden Eléonore Wendt ein freundschaftliches Verhältnis. "Es ist, als ob sie zur Familie gehört."

Beim Festakt zum Zehnjährigen waren freilich auch Petrak und ihr Sohn Steven Eichhorn mit von der Partie. Neben dem Rahmenprogramm, das von den Suzukigeigern der städtischen Musikschule und einem abschließenden, fast professionellen Soloauftritt der zehnjährigen Geigerin Lucia Swientek sowie einer Zaubershow von Sven Catello gestaltet wurde, stand die Bedeutung des Beratungszentrums nach Schlaganfall und Hirnschädigung im Vordergrund. Grußworte kamen unter anderem vom Bundesverband Aphasie und vom Landesverband.