Vohburg
Der Glaube geht weite Wege

Der chinesische Pfarrer Peter Weijing Shao ist als Urlaubsvertretung in Vohburg

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Weit entfernte Heimat: Pfarrer Peter Weijing Shao aus China ist als Urlaubsvertretung in Vohburg. Er schreibt gerade seine Doktorarbeit - in deutscher Sprache. - Foto: Bauer

Vohburg (DK) Ein Chinese in Vohburg ist schon etwas Seltenes. Und dass ein chinesischer Pfarrer nach Vohburg für eine Urlaubsvertretung kommt, gab es noch nie. Doch seit dem letzten Sonntag vertritt Pfarrer Peter Weijing Shao aus der Volksrepublik China Pfarrer Thomas Zinecker im Urlaub.

Pfarrer Peter, wie er angesprochen werden möchte, stammt ursprünglich aus einem kleinen Dorf namens Qian Taoyuan mit nur rund 3000 Einwohnern. Es liegt etwa 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Peking und 50 Kilometer westlich der Küste. Die Heimat des 35-Jährigen gehört zum Bistum Cangzhou mit der gleichnamigen Bistumsstadt und zählt rund 7,7 Millionen Einwohner. Geografisch liegt seine Heimat auf derselben Höhe wie Sizilien, klimatisch ähnelt sie Bayern, aber mit bis zu 40 Grad heißen Sommern und kalten Wintern. Nur fünf Kilometer von seiner Heimat entfernt fließt der Ziya He, "unsere Donau", wie Pfarrer Peter scherzt. Das Gebiet war vor ein paar Hundert Jahren großes Missionsgebiet, deshalb wohnen hier überdurchschnittlich viele Christen. In ganz China sind es dagegen etwa nur drei Prozent der Bevölkerung.

Seine Vorfahren waren lange schon katholisch. Ein Großvater wollte in den 30er-Jahren nach dem Besuch des katholischen Gymnasiums schon Pfarrer werden. Dann kamen der Krieg mit den Japanern und die innerchinesischen Kämpfe zwischen Mao Zedong und Chiang Kai-shek dazwischen. Der Großvater musste Soldat werden. Nach dem Sieg Maos war es mit der Religionsfreiheit erst einmal vorbei, und der Großvater heiratete. Auch die Kinder hatten keine Gelegenheit, Priester zu werden. Doch der Großvater gab seinen festen Glauben an die Enkel weiter. Für den neunjährigen Peter (so sein Taufname) wurde ein Gespräch mit seinem Gemeindepfarrer, einem höchst charismatischen und menschlichen Priester, der zweimal jährlich ins Dorf kam, (denn er musste zu Fuß insgesamt 24 Gemeinden betreuen) zum entscheidenden Impuls. Er spürte immer mehr die Berufung, Priester zu werden und folgte ihr von da an konsequent. Unterstützt von seinen Eltern - der Vater war Energieingenieur, die Mutter kümmerte sich um das Haus und seine drei Schwestern und einen Bruder - ging er nach dem Abitur ins Priesterseminar in Shija-Zhuang und studierte dort katholische Theologie. 2010 wurde er schließlich zum Priester geweiht.

Sein Bischof erkannte schnell, was in dem jungen Mann steckt. Ohne ein Wort Deutsch zu können, sandte er ihn nach Innsbruck zu einer internationalen Gruppe von Priestern, die dort ein Doktorandenstudium absolvieren. Nach einem Jahr Deutschkurs, bei dem er die höchste Abschlussstufe C2 erreichte, begann er sein Studium, das noch bis 2017 dauert. Dann muss er seine Doktorarbeit in deutscher Sprache mit dem Thema "Ein katechetisches Konzept im Hinblick auf die katholischen Wanderarbeiter in China" verteidigen. Fünf der sieben Kapitel hat er schon fertig. Anschließend wird er nach China zurückkehren und voraussichtlich im pastoralen Dienst als Priester wirken. "Wie es dann weitergeht, das entscheidet allein mein Bischof."

In den Semesterferien bewarb er sich immer bei Diözesen als Urlaubsvertretung, so heuer auch im Bistum Regensburg. Das hat ihn nach Vohburg geschickt.

Gerne erzählt Pfarrer Peter im besten Deutsch über seine Heimat, die in den vergangenen 30 Jahren eine große Umwälzung erfahren hat. "Als ich ein Bub war, waren die meisten Leute Bauern, der Himmel weiß-blau und die Gewässer klar und rein." Angebaut wurden viel Getreide und Gemüse. Deshalb kennt man dort sehr viele Nudelgerichte. Unbekannt hingegen sind Kartoffeln, die er auch nicht besonders schätzt. Völlig neu waren für ihn in Österreich die Mehlspeisen, auch nicht unbedingt sein Lieblingsgericht. Dagegen schätzt er deftige bayerische Kost mit Knödel und Schweinebraten.

Nach Maos Entmachtung öffnete sich China relativ schnell. Großzügig wurde das Kindergarten- und Schulsystem mit Schulbussen ausgebaut, sodass heute jedes Kind auch die Schule besuchen kann. Fabriken boomten, eine Landflucht setzte ein. "Wenn sie heute nachts durch mein Dorf gehen, ist alles dunkel - niemand mehr da." Hauptsächlich Dämmmaterial, schwerpunktmäßig Styropor, wird heute dort in den großen Städten hergestellt. Aber den Himmel sieht man nur noch selten, und die Gewässer sind braun. Erhalten geblieben ist, immer in der ersten Septemberhälfte, eine rund 500 Jahre alte Feier, die auf dem Mondkalender basiert, das Vollmondfest. "Es ist fast so wie hier die Sonnenwendfeier, aber viel großartiger. Im Mittelpunkt steht das Essen, der Vollmondkuchen, den es nur an diesem Tag gibt. Es gibt ihn süß mit Obst- und Nussfüllung oder salzig mit Fleisch- und Gemüsefüllung."

Pfarrer Peter Weijing Shao ist noch bis zum 19. September in Vohburg. Wer mehr über ihn und seine Heimat erfahren möchte, kann ihn im Pfarrbüro unter Telefon (08457) 12 09 erreichen.