Schlechte Zeiten für Schleicher

Stadt will Verkehrsfluss auf der Westlichen Ringstraße verbessern - Probierlweg soll Sackgasse werden

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Dichte Kolonnen: Vom Probierlweg biegen vor allem im Berufsverkehr zahlreiche Autofahrer in die Westliche Ringstraße ab. Dafür wird der Verkehr auf der Ringstraße durch die Ampel häufig gestoppt - dies vergrößert den Stau noch zusätzlich. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Hinter der Lärmschutzwand im Westen der Stadt rumort es. Weil der Verkehrsfluss diesseits der Steinmauer auf der Westlichen Ringstraße regelmäßig stockt, versuchen viele Autofahrer über einen Schleichweg durch das Quartier voranzukommen. Das schmeckt vielen Anwohnern nicht.

Vor allem auswärtige Fahrzeuge sollen es laut einem Bewohner sein, die von der Antoniusschwaige und der Großen Zellgasse her kommend den Brodmühlweg und den Probierlweg als Ausweichstrecke benutzen, um den Stau auf der Westlichen Ringstraße, der sich vor allem nachmittags zwischen den Einmündungen von Brodmühlweg und Probierlweg bildet, zu umgehen.

Die Stadt hat das Problem längst erkannt, ist es doch nur eines von vielen, die im aktuellen Verkehrsentwicklungsplan oberste Priorität genießen. Am Mittwochabend stellte die zuständige Behörde Anliegern und Interessierten die Ergebnisse einer Verkehrsuntersuchung des Münchner Ingenieurbüros Gevas vor und unterbreitete Vorschläge, wie sie Staus zu den Stoßzeiten zukünftig reduzieren will. Eines machte sie aber auch deutlich: Die Schleicher vollständig verschwinden zu lassen könne nicht Ziel der Maßnahme sein. "Wir sind nicht angetreten, um Sie vom Schleichverkehr zu befreien, sondern um die Westliche Ringstraße attraktiver zu machen", stellte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle klar.

"Wir sind nicht angetreten, um Sie vom Schleichverkehr zu befreien, sondern umdie Westliche Ringstraße attraktiver zu machen."

Renate Preßlein-Lehle, Stadtbaurätin

 

Wie das funktionieren kann, erläuterte Gevas-Geschäftsführer Christoph Hessel anhand von drei Varianten, die als Lösungsvorschläge aus der Untersuchung hervorgegangen sind. Eine davon als die von den Experten favorisierte Lösung, um den Schleichverkehr möglichst effizient einzudämmen. Diese sieht in einem Vorentwurf vor, den Probierlweg an der Zufahrt zur Westlichen Ringstraße als Sackgasse auszuweisen. 1500 Fahrzeuge täglich würden diesen benutzen, hätte die Messung ergeben. "Das ist schon eine ganze Menge", sagte Hessel. Auch die nahegelegene Fußgängerquerung über die Ringstraße werde damit obsolet. Ebenso wie die Ampelanlagen. Eine Kombination der Variante mit einer Änderung der Fahrbeziehungen an der Schlosslände sei jedoch nicht praktikabel, hieß es. Überlegt wurde hier, das Einbiegen auf die Westliche Ringstraße von der Schlosslände her zu unterbinden. Dies würde das Problem nach Ansicht der Fachleute aber nur verlagern.

Die anschließende Diskussion mit den Anwohnern brachte eine Vielzahl von Bedenken und Einwänden hervor. Vor allem, dass der Verkehrsfluss über den Brodmühlweg wahrscheinlich zunehmen werde, stieß einigen Teilnehmern sauer auf. Es gab Zweifel, ob dieser überhaupt noch aufnahmefähig sei. "Der Stau entsteht nicht beim Probierlweg, sondern beim Brodmühlweg", hieß es von einem Besucher. "Der Abbiegeverkehr von der Gerolfinger Straße in die Antoniusschwaige ist der eigentliche Punkt", monierte ein anderer und bekam dafür spontan Applaus. Eine Frau schlug sogar vor, die Straße an der Antoniusschwaige für den Verkehr ganz zu sperren und dort nur Rettungsfahrzeuge zuzulassen. Auch Vorschläge für extreme Lösungsansätze blieben nicht aus, darunter die Forderung nach einer vierten Spur auf der Westlichen Ringstraße und eine vierte Donauquerung - ohnehin ein Brandthema in der Politik.

Letztlich, und das machten die Verantwortlichen schon zu Beginn der Veranstaltung klar, könne es sich bei dem Konzept nicht um eine "große Lösung" des Problems handeln. "Aber es ist ein Anfang", fand auch Stadtrat Jörg Schlagbauer, selbst Anwohner in dem Viertel. Er plädierte dafür, die vorgeschlagene Variante zumindest auszuprobieren. Eine Meinung, mit der er zum Schluss nicht alleine stand. Im Amt für Verkehrsmanagement und Geoinformation rechnet man damit, dass ein Probelauf frühestens im Laufe des ersten Halbjahres 2018 beginnen könne, sagte Amtsleiter Johannes Wegmann dem DK.