Stammham
246 Kilometer nur laufen, laufen, laufen

Ralf Giese aus Stammham bewältigte zum dritten Mal einen Ultramarathon in Griechenland

25.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Applaus von den Zuschauern für Ralf Giese aus Stammham. Der 50-Jährige bewältigte auch heuer die 246 Kilometer lange Strecke des Spartathlons in Griechenland. Ohne große Probleme schaffte er den Ultramarathon - Fotos: Privat

Stammham (DK) Für die meisten Menschen stellt ein Marathon eine große Herausforderung dar. Nicht so für Ralf Giese aus Stammham: Er läuft 42 Kilometer nur zum Training. Der 50-jährige Ultraläufer absolvierte heuer zum dritten Mal den Spartathlon in Griechenland.

Giese meisterte die 246 Kilometer lange Strecke von der Athener Akropolis bis nach Sparta – wie einst der Bote Pheidippides. Heute ist der Spartathlon ein sogenannter Ultramarathon über Asphalt, brüchigen Beton und Bergpfade. Der Stammhamer brauchte fast 31 Stunden für diese Strecke und belegte damit den 41. Platz. Sieger wurde der Deutsche Florian Reus mit etwas mehr als 23 Stunden.

„Wichtig ist, dass man überhaupt durchkommt“, sagt Ralf Giese nach seiner Rückkehr aus Griechenland. Er strahlt übers ganze Gesicht. Einmal, erzählt er, musste er nach 123 Kilometern aufgeben. Ein dickes Knie machte ein Weiterlaufen unmöglich. Zweimal schaffte der Stammhamer, der für den LG Nord Berlin startet, die ganze Strecke. Von 380 Startern seien heuer 174 ins Ziel gekommen. „Die Finisherquote liegt bei deutlich unter 50 Prozent“, erklärt Giese.

Wer beim Spartathlon antreten will, muss sich qualifizieren: Teilnahmeberechtigt ist beispielsweise, wer einen Lauf über 100 Kilometer in einer Zeit unter 10:30 Stunden schaffte oder Finisher eines Laufs über mehr als 200 Kilometer (ohne Rücksicht auf die Zeit) war. Beide Kriterien hat Ralf Giese, der bei Audi in Ingolstadt arbeitet, bereits mehrfach erfüllt. Er lief beispielsweise im Sommer eine Strecke von 200 Kilometern, die von Berlin an die Ostsee führte. Der Ausdauersportler nahm auch neunmal am Ingolstädter Halbmarathon teil.

Giese trainiert in einer Laufgruppe, die sich regelmäßig am Sonntag in Hepberg trifft; er startet meist in der Marathongruppe. „Trotz aller Fitness muss man den Spartathlon das ganze Jahr planen“, sagt der 50-Jährige. Dieser Lauf sei der Höhepunkt der Saison.

30 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit erwartet die Läufer im Herbst in Griechenland. Heuer hat es aber stark geregnet. Mindestens genauso wichtig wie körperliche Fitness ist da die Psyche: „Ohne Probleme und Krisen durchzulaufen ist praktisch unmöglich“, sagt der Extremportler. Wenn jemand bei einem 24-Stunden-Lauf oder dem Spartathlon vorne landen will, könne er sich kaum eine Sitzpause leisten. Giese weiß vor jedem Rennen, dass ernste Schwächeperioden kommen werden. „Das Bedürfnis, das Laufen zu unterbrechen, ist dann grenzenlos.“

Beim Spartathlon wartet die größte Herausforderung für die Teilnehmer in der Nacht: Nach rund 160 Kilometern muss in der Dunkelheit und meist einzeln der Sangapass überquert werden. Die Abstände zwischen den Startern sind zu diesem Zeitpunkt groß. „Das sind steile und geröllige Bergab-Passagen, die es in sich haben“, erklärt Giese. „Wer hier nicht konzentriert ist, für den kann es böse enden.“ Eine gute Stirnlampe ist nach seinen Worten unbedingt notwendig.

Um sich fit zu halten sei es wichtig, viel zu trinken und auch Nahrung zu sich zu nehmen, so der Extremsportler. „Eine Suppe, ein Brot oder ein Stück Obst sollte man unbedingt essen“, sagt Giese, der ursprünglich aus der Gegend zwischen Berlin und Leipzig stammt und für den Stammham seit mehr als zehn Jahren Heimat ist.

Blasen an den Füßen lassen sich natürlich bei so einem Ultramarathonlauf nicht vermeiden. „Aber sie stören mich nicht wirklich“, sagt Ralf Giese. „Ich kenne das ja.“ Trotz aller Strapazen ist für den 50-Jährigen klar: „Ich bin nächstes Jahr wieder dabei.“