Rothenturm
Marode Brücke entzweit die Niederfelder

Hitzige Diskussion um Rückbau und damit verbundenen Straßenausbau im Bezirksausschuss

10.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr
Sie wird bereits abgestützt und ist für den Schwerlastverkehr gesperrt: Die Eisenbahnbrücke in Niederfeld soll abgerissen werden. Vorher muss die Bahn das stillgelegte Gleis zurückbauen. Im BZA entfachte das Thema heiße Diskussionen. −Foto: Johannes Hauser

Rothenturm (DK) So viele Besucher wie am Donnerstag im Südosten sind selten bei einer Bezirksausschusssitzung: Rund 200 Besucher kamen nach Rothenturm - der Großteil davon aus Niederfeld. Der Rückbau der Brücke über das ehemalige Eriag-Gleis samt Ausbau der Rothenturmer Straße spaltet die Bürger.

Tiefbauamtsleiter Walter Hoferer und sein Kollege Jörg Meschendörfer hatten keinen leichten Stand, als sie in der Sitzung des Bezirksausschusses Südost im Gasthaus Stangl in Rothenturm das anstehende Bauvorhaben erläutern sollten. Kaum hatte Hoferer zu seinem Bericht angesetzt, kam auch schon der erste Zwischenruf. Schnell war klar, da bahnt sich Ärger an. Während es ein Teil der Bürger gut findet, dass "die greisliche Brücke endlich wegkommt", fürchten andere, dass sie deswegen kräftig zur Kasse gebeten werden. Und dabei sei noch nicht mal klar, ob Audi das Gleis nicht irgendwann doch reaktivieren möchte.

Dass man entschieden habe, die marode Brücke, die seit einiger Zeit für den Schwerlastverkehr gesperrt ist, wegzureißen, sobald die Bahn das längst stillgelegte Gleis abgebaut habe, stößt bei einigen auf Kritik. Vor allem, dass in diesem Zuge die Rothenturmer Straße nicht nur tiefergelegt, sondern auch gleich ausgebaut und etwas nach Norden versetzt werden soll, sehen die direkten Anlieger mir Argwohn. Sie fürchten, dass die Kosten in Form von Erschließungs- oder Ausbaubeiträgen auf sie umgelegt werden. "Die Stadt baut immer so, dass sie umlegen kann", glaubte ein Mann zu wissen. "Wir haben eine intakte Straße, warum brauchen wir eine neue", fragte ein weiterer - und kündigte an, im Fall des Falles juristische Schritte einzuleiten. "Der Rückbau geht uns nichts an", ist sich ein Niederfelder sicher. Elementar sei, ob die Maßnahmen als Ausbau oder Erschließung gewertet werden. "Davon hängt ab, was wir zahlen müssen."

Walter Hoferer war, was konkrete Aussagen zu der zu erwartenden Umlegung anbelangt, zurückhaltend. Der Tiefbauamtschef kündigte aber an, dass "nicht alle zufrieden sein werden". Hoferer wollte sich nicht festlegen, meinte aber, es laufe eher auf eine Erschließung hinaus. In diesem Fall könnte die Stadt bis zu 90 Prozent der Baukosten umlegen.

Ursächlich für die Baumaßnahme sei die "marode Brücke", meinte ein Bürger. Und für Bauunterhaltsmaßnahmen sei laut Erschließungskostensatzung die Stadt zuständig. Dies sei der Fall, wenn etwa die Straßendecke abgefräst werde, nicht jedoch, wenn ein baulicher Eingriff erfolge, sagte Hoferer gestern auf Nachfrage des DK. Er hofft, dass die Kosten für den Brückenrückbau nicht auf die Anlieger umgelegt werden müssen. Die Stadt müsse aber erst prüfen lassen, ob es rechtlich möglich ist, diese von der Umlegung auszunehmen - es ist der größte Posten der Gesamtkosten von zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro. Sobald die rechtlichen Punkte geklärt sind, will Walter Hoferer dem BZA erneut Rede und Antwort stehen.

In der Sitzung am Donnerstag sollte es eigentlich nur um die Vorstellung der Pläne gehen, sagte BZA-Vorsitzende Christine Einödshofer. Der Bezirksausschuss hatte darauf gedrängt, dass dies bald geschehe. Im ersten Bauabschnitt, der im August beginnen soll, werden die alte Eisenbahnbrücke und die beiden Rampen Richtung Kreisverkehr und der Einmündung zur Ellen-Amman-Straße abgebaut. Dieser Teil soll voraussichtlich bis Ende des Jahres fertig sein, sodass die Straße im Winter wieder befahrbar sei. Im zweiten Bauabschnitt, der 2018 beginnen soll, geht es um den restlichen Bereich bis zur jetzigen Buswendeplatte. Die Rothenturmer Straße wird auf sechs Meter Fahrbahnbreite ausgebaut und bekommt auf der südlichen Seite einen 2,50 Meter breiten Gehweg, auf der Nordseite einen 2,30 Meter breiten Parkstreifen sowie einen etwa 2 Meter breiten Gehweg. Für die Ellen-Ammann-Straße gibt es während der Bauarbeiten eine provisorische Zufahrt. "Kann man nicht einfach nach dem Rückbau die beiden Straßen verbinden", fragte eine Frau. Die Verlegung sei nötig, um die Restflächen sinnvoll zu nutzen, so Hoferer.

Eine Anwohnerin monierte den aufgeschotterten Feldweg im östlichen Bereich, der die Fußläufigkeit während der Baumaßnahme garantieren soll. Er sei nicht beleuchtet und viel zu weit draußen: "Ich würde mein Kind da nicht allein zum Bus gehen lassen." Ein Einwand, den der aus Niederfeld stammende Stadtrat Konrad Ettl gut nachvollziehen kann. Er forderte: "Der Bus muss bis zum Herbst wieder bis zur Endhaltestelle fahren können. Ich bestehe darauf."