Reichertshofen
"Mister Spock" hat ein feines Näschen

Zielobjektsuche: Am Hundezentrum Reichertshofen ging jetzt das erste Turnier in der Region Ingolstadt über die Bühne

10.08.2015 | Stand 31.01.2017, 20:46 Uhr

Immer der Nase nach: Bei der Zielobjektsuche muss der Hund einen ihm bekannten Gegenstand suchen. Dieser wird in einem »Trümmerfeld« versteckt. Beim ersten Turnier in der Region gingen auch fortgeschrittene Familienhunde an den Start, als Leistungsrichter fungierte dabei die zertifizierte Sporttrainerin Alexandra Wenzel (links) - Foto: Kohlhuber

Reichertshofen (kog) Ja, was sucht er denn? Ziegelsteine, ein alter Koffer, ein Autoreifen und noch einige Gegenstände mehr liegen da neben- und zum Teil übereinander, und mittendrin schnüffelt Mister Spock, der vierjährige Beagle-Rüde. Und plötzlich: Der Hund verharrt kurz, dann geht er ins Platz und bleibt regungslos liegen – mit der Nase an einem Loch in einem der Ziegelsteine.

Mister Spock hat seinen zuvor in diesem Trümmerfeld versteckten Suchgegenstand, einen kleinen Radiergummi, gefunden und wird jetzt, freudig mit dem Schwanz wedelnd, von seinem Frauchen mit ein paar Leckerlis belohnt. Zielobjektsuche, kurz ZOS, nennt sich diese noch relativ junge Hundesportart, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Am Hundezentrum Reichertshofen ging jetzt das erste ZOS-Turnier in der Region Ingolstadt über die Bühne.

ZOS ist freilich nicht nur Wettkampfsport, sondern noch viel mehr eine Methode, Familienhunde im alltäglichen Leben besser auszulasten. Wovon auch Herrchen und Frauchen profitieren. Erfunden hat’s der Hundetrainer Thomas Baumann. Er hat Jahre lang mit Sprengstoff-, Rauschgift- und anderen Spürhunden gearbeitet und dabei die Erfahrung gemacht, dass die Polizeihunde nach fünf- bis zehnminutiger konzentrierter Suche zwar erschöpft sind, aber gleichzeitig glücklich. Zusammen mit seiner Frau Ina entwickelte Baumann eine familienhunde-taugliche Variante dieser Ausbildung, die Zielobjektsuche.

Bei dieser wird der Hund mithilfe eines Klickers auf mehrere kleine Gegenstände konditioniert, etwa ein (leeres) Feuerzeug, eine Münze, eine Holzklammer oder einen Radiergummi. Der Hund merkt sich diese Gegenstände dann anhand ihres Geruchs, ihrer Bezeichnung oder durch eine spezielle Handbewegung, und er macht die Erfahrung, dass die Berührung dieser Gegenstände mit der Nase Futterbelohnung bedeutet.

„Diese Konditionierung hört sich kompliziert an, geht aber in der Regel bei allen Hunden recht schnell“, erzählt Manuela Klemz vom Hundezentrum Reichertshofen, die einzige in der Region Ingolstadt zertifizierte ZOS-Trainerin für Familienhunde.

Nach der Konditionierung lernt der Hund, sich vor dem Gegenstand abzulegen und nach und nach auch, dort für ein paar Sekunden mit der Nase zu verharren. „Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber die allermeisten Hunde haben an diesem Training einen Riesenspaß“, so Klemz. Und natürlich noch mehr an der Suche ihrer Gegenstände, von denen anfangs einer (und später noch ein zweiter) in einem Trümmerfeld versteckt wird, das sich unterschiedlich groß gestalten lässt. Schließlich wartet bei erfolgreicher Suche eine leckere Belohnung.

Dies gilt genauso bei einer weiteren ZOS-Disziplin, der „Päckchen-Straßen-Suche“. Hier ist der Suchgegenstand in einem von mehreren leeren Eimern versteckt, an denen sich außen Löcher befinden, die der Hund dann nach und nach absuchen soll.

Wie konzentriert und systematisch fortgeschrittenere Hunde hier arbeiten, war jetzt bei dem Turnier in Reichertshofen zu erleben, zu dem Hundehalter aus ganz Deutschland und auch aus Österreich angereist waren. Als Leistungsrichter fungierten dabei die beiden zertifizierten Sporttrainer Alexandra Wenzel und Christof Piskol, die aber auch eine Reihe von Familienhunden aus der Region bewerteten, die hier erstmals Turnierluft schnupperten.

„Richtige Auslastung ist bei Hunden das Zauberwort, gerade auch bei problematischen Tieren“, sagt Piskol. „ZOS macht sie zumeist merklich ausgeglichener.“ Weil diese Beschäftigung zwar anstrengend für die Nase, aber nicht für den Körper ist, sei sie zudem ideal für gehandicapte oder schon ältere Hunde. Und sie biete eine einfache Gelegenheit, den Hund unabhängig vom Wetter zu beschäftigen. „Ein Trümmerfeld aus verschiedenen Gegenständen ist in der Garage oder auch im Wohnzimmer schnell aufgebaut, ganz egal, ob es draußen den ganzen Tag regnet.“ Oder wenn wie zurzeit Temperaturen herrschen, bei denen man keinen Hund vor die Tür jagt.