Großmehring
Reaktivierung der Großmehringer Mittelschule?

Elternbeiräte hoffen auf eine fünfte Klasse ab September

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
Im Jahr 2011 wurde die Großmehringer Volksschule in "Grund- und Mittelschule" umbenannt. Letztere ist allerdings seit zwei Jahren inaktiv. −Foto: Wallner/Archiv

Großmehring (DK) Der Wunsch nach der Reaktivierung der Mittelschule in Großmehring ist da, keine Frage. Dass das gar nicht so einfach ist, hat am Montagabend eine teils emotionsgeladene Diskussion zwischen Elternbeiräten, Gemeindevertretern, Schulleitung und Schulamtsdirektor gezeigt.

Rektor Gerhard Zettel war sich wohl nicht ganz sicher, wie das fast zweistündige Gespräch in der großen Runde enden würde. "Ich hoffe auf eine sachliche Diskussion, immer im Hinblick darauf, das Beste für die Großmehringer Kinder herauszuholen", sagte er im Lehrerzimmer. Genau das war im Vorfeld offenbar nicht immer der Fall gewesen, wie später einige Spitzen vermuten ließen.

Der Ausgangspunkt ist tatsächlich kein leichter: Trotz des Wachstums der Gemeinde sanken die Schülerzahlen an der Grund- und Mittelschule in den vergangenen Jahren. Während 2006 noch rund 450 Kinder in 20 Klassen unterrichtet wurden, waren es 2016 weniger als die Hälfte. Dies lag mitunter daran, dass die Mittelschulklassen langsam weggebrochen waren, wie Rektor Zettel mitteilte: "Im Schuljahr 2015/16 war noch eine neunte Klasse da, 2016/17 war die Mittelschule ganz inaktiv." Nun hoffen insbesondere einige Eltern darauf, ab September den Neustart wagen zu können. "Das wird nicht einfach", sagte Markus Dietrich.

Laut dem Elternbeiratsvorsitzenden besuchen derzeit die meisten Mittelschüler aus Großmehring die Schulen in Kösching und vor allem Lenting. Mit diesen Einrichtungen befindet sich Großmehring in einem Schulverbund - was die Erhaltung der Mittelschule in ihrem inaktiven Status überhaupt erst ermöglicht hatte. "Wir wünschen uns eine etwa gleiche Verteilung der Kinder auf alle drei Schulen", sagte Dietrich. "In Großmehring stehen Unterrichtsräume leer, während Lenting aus allen Nähten platzt." Es sei falsch, wenn drei Schulen um Kinder konkurrieren müssen: "Die Grundvoraussetzungen an allen Standorten müssen gleich sein."

Schulamtsdirektor Rudolf Färber zufolge ist dies ein "Wunschdenken". Er sprach - "ohne Wertung" - das gute Betreuungsangebot in Lenting an, das unter anderem die Ganztagsschule, die M-Klassen und die Medienbildung umfasse. So investiere die Gemeinde Lenting beispielsweise in Tabletklassen. Laut Bürgermeister Ludwig Diepold wird die Gemeinde Großmehring dabei keine Steine in den Weg legen. "Wir sind Sachaufwandsträger, da haben wir nie gespart. Alles andere ist Sache der Schule und der Eltern", sagte der Rathauschef, der sich ansonsten aus der Diskussion weitestgehend heraushielt.

Laut Färber ist das Schulamt nicht gegen eine Wiederbelebung der Großmehringer Mittelschule. "Wir sind bestrebt, möglichst alle Schulen zu erhalten", betonte der Schulamtsdirektor, der selbst einmal Rektor in Großmehring war. Allerdings dürfe "der Faktor Eltern" nicht außer Acht gelassen werden. "Sie werden ihr Kind nicht in Großmehring lassen, nur um die Mittelschule zu retten, sondern nach dem Besten für ihr Kind entscheiden." Das sei eben oft das Ganztagsangebot. Er warb deshalb dafür, "Lenting nicht mehr als rotes Tuch" zu sehen.

Einige Vorschläge hatte an dieser Stelle Henrike Paede, stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbands, parat: "In Großmehring gibt es gar nichts", fasste sie nüchtern zusammen. "Man müsste Attraktivität schaffen." So sei es unabdingbar, gemeinsam zu "brainstormen", um eine "pfiffige Idee für ein Alleinstellungsmerkmal" zu finden. Ihre Ratschläge reichten von einer Inklusionsschule bis hin zu Kooperationen mit Betrieben.

Eine große Hürde sind laut Färber aber auch die rechtlichen Vorgaben über die von der Regierung vorgegebenen Schülerzahl und der damit zusammenhängenden Verteilung der Lehrer und Stunden. "Eine neue Klasse kann nur mit mindestens 15 Schülern gebildet werden", erklärte er. Und da gebe es Unsicherheitsfaktoren für eine Wiederbelebung der Mittelschule. Denn: Aktuell sind es gerade einmal 22 Kinder, die im kommenden Schuljahr eventuell für eine fünfte Klasse in Großmehring infrage kommen würden. Und die müssen aktuell noch eine letzte Probe schreiben. Einige werden zudem den Probeunterricht für den Übertritt an eine höhere Schule besuchen. "Stichtag ist der erste Schultag", sagte Färber. "Wenn dann 15 Kinder da sind, machen wir's, ansonsten ist das Projekt wieder gestorben."

Sofort schalteten sich Elternbeiräte ein, die diese Vorgehensweise kritisierten. "Wir brauchen Planungssicherheit", warf eine Mutter ein. "Genau das macht es so schwierig, wenn wir bis zuletzt nicht wissen, ob das mit der fünften Klasse hier klappt oder nicht." Diese Unklarheit war wohl bereits das Problem beim jüngsten Versuch, in Großmehring wieder eine Mittelschulklasse zu bilden. "Viele hatten Angst, dass sie nicht zustande kommt, und haben sich dann doch in Lenting angemeldet", erinnerte sich Dietrich.

Heuer soll aber alles anders werden. "Jetzt ist das Engagement da", sagte Zettel. "Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir 15 Kinder zusammenkriegen, und dann sind wir bereit, etwas aufzubauen." Dietrich sah das ähnlich: "Wir haben die Eltern besser informiert als letztes Mal." Eine weitere Elternbeirätin setzte ebenfalls auf eine langsame Entwicklung: "Irgendwo müssen wir wieder anfangen. Jetzt reden wir höchstens erst einmal von einer fünften und dann einer sechsten Klasse."

Das Lehrerzimmer verließ Rektor Zettel dann doch "hochzufrieden", wie er äußerte. Wichtig sei es eben, miteinander und nicht übereinander zu sprechen. "Dass der Neustart so schwierig wird, hätte ich nicht gedacht, aber wir sind auf dem besten Weg", sagte der Schulleiter. Während Färber weiterhin zurückhaltend blieb ("Vom Schulamt aus spricht nichts dagegen"), warf auch Dietrich einen positiven Blick in die Zukunft: "Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir unsere Kinder dazu bringen, wieder gerne in Großmehring auf der Schule zu bleiben."

 

Kommentar vorn Tanja Stephan

Es war am Montagabend deutlich zu spüren, dass vor allem die Großmehringer Eltern schon lange großen Redebedarf bezüglich einer möglichen Reaktivierung der Mittelschule hatten. Umso wichtiger war es wohl, dass endlich ein Gespräch stattfand. Das schuf vielleicht nicht in allen Punkten Klarheit und Einigkeit – dafür war der Ton an manchen Stellen dann doch etwas zu harsch. Aber einige Wogen mögen geglättet sein. Schließlich geht es nicht darum, sofort ein vollständiges Konzept für alle Mittelschulklassen zu erarbeiten. Am Ende des Treffens hielten die Beteiligten vernünftigerweise die Etablierung einer fünften Klasse als erste Hürde fest. Sollte das gelingen, heißt es aber: dranbleiben. Denn trotz des Wachstums der Gemeinde ist es doch nicht selbstverständlich, dass die (Mittel-)Schüler am Ende in Großmehring bleiben. 

Tanja Stephan