Pförring
Zwei kontroverse Projekte

Bei der Bürgerversammlung in Pförring sind die Dammsanierung und der Polder Katzau Hauptthemen

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Bei der Vorlandräumung entlang der Donau werden große Mengen an Auenlehm abgetragen. Ob sich das sandige Material zur Verstärkung und Abdichtung des Donaudamms zwischen Pförring und Wackerstein eignet, wird von vielen Pförringern bezweifelt - Foto: Kügel

Pförring (DK) Drei Mann hoch rückte das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt zur Bürgerversammlung in Pförring an. Heiß diskutiert wurden die möglichen Auswirkungen des Polders Katzau auf den Grundwasserstand und die Frage, ob sich Erde aus der Vorlandräumung zur Dammabdichtung eignet.

„Die Themen Hochwasserschutz, Polder und Vorlandräumung werden die Pförringer noch lange begleiten“, sagte Bürgermeister Bernhard Sammiller. Deshalb freue er sich, dass der Chef des Wasserwirtschaftsamts (WWA) Ingolstadt, Christian Leeb, mit Abteilungsleiter Stephan Daum und Polderfachmann Thomas Zapf Rede und Antwort stehen wolle. Leeb begann mit der Vorstellung des Polders Katzau, dem seiner Meinung nach „vielleicht kontroversesten Projekt“.

180 000 Menschen seien in Bayern entlang der Donau von Hochwasser gefährdet, sagte Leeb. Allein im Kreis Deggendorf seien 2013 Schäden in Höhe von 500 Millionen Euro entstanden. Deshalb habe der Freistaat die Finanzmittel für das Hochwasserschutzprogramm „2020plus“ von 2,3 auf drei Milliarden Euro aufgestockt. 1,6 Milliarden seien seit dem Pfingsthochwasser 1999 vor allem in Deiche und Mauern investiert worden. „Wegen des Klimawandels sei aber immer mehr Wasser im Umlauf“, gab Leeb zu bedenken.

Um der Gefahr einer „unkontrollierten Überlastung“ der Dämme vorzubeugen, brauche man gesteuerte Flutpolder. Von den zwölf möglichen Standorten liegen vier im Amtsbereich des WWA Ingolstadt. Davon sollen zunächst zwei gebaut werden. Für Riedensheim besteht bereits eine Baugenehmigung. Bliebe also nur noch die Frage, wo der zweite Polder realisiert wird, in der Katzau bei Münchsmünster, bei Großmehring oder bei Bertholdsheim, so Leeb.

Als ersten Schritt strebt das WWA eine sogenannte wasserrechtliche Sicherung der möglichen Polderflächen an. Das bedeutet, dass keine Gebäude errichtet werden dürfen. Für die Landwirtschaft gebe es aber keine Einschränkungen, betonte der WWA-Chef.

Ein Grundwassermodell, das auch Pförring einbezieht, soll simulieren, wie sich der Einstau auf den Grundwasserstand auswirkt, kündigte Leeb an. Er räumte ein, dass die Situation in Münchsmünster „wegen des mächtigen Grundwasserstroms vom Dürnbucher Forst her besonders schwierig“ sei. Leeb hält es deshalb für „nicht unrealistisch“, dass der Polder Katzau scheitert.

Bürgermeister Sammiller sah den Marktrat in seiner Haltung bestätigt: „Wir wollten von Anfang an die Auswirkungen des Polders Katzau auf das Grundwasserniveau wissen.“ Leeb entgegnete, dass kein Oberlieger für einen Unterlieger geopfert werde und dass Pförring mit einer Reduktion der Scheitelwelle um fünf Prozent „der erste Nutznießer“ des Polders Katzau wäre.

Thomas Zapf berichtete, dass das Wasserrechtsverfahren für die Sanierung des linken Donaudamms zwischen Wackerstein und der Neustädter Donaubrücke abgeschlossen sei und der Deich nun in zwei Bauabschnitten saniert werden solle. Der Deich zwischen Pförring und Neustadt ist laut Zapf schon hoch genug und mit einer Erdbetonwand abgedichtet. Um die Statik zu verbessern, würde die Böschung landseitig abgeflacht und der Deichhinterweg erhöht, so Zapf. Dazu müsse noch ein fünf Meter breiter Grundstücksstreifen gekauft werden. Von Pförring bis zur Einfahrt zum Pionierübungsplatz Wackerstein wird der Damm wasserseitig mit einer Lehmdichtung verstärkt und stellenweise erhöht, sagte der WWA-Mitarbeiter.

Heftig diskutiert wurde darüber, ob sich das sandige Vorlandmaterial, wie von Zapf angekündigt, als sogenannter Lehmschlag eigne. Zapf versicherte, dass das Material getestet sei. Spätestens seit dem Pfingsthochwasser 1999 wisse man, dass der Druck auf die Dämme oberhalb der Brücke höher sei. Dennoch werde dort keine Innendichtung eingebaut, monierten einige Pförringer. Die Kritik gipfelte in der Frage, ob man in Pförring eine „Sollbruchstelle“ entstehen lassen wolle. Für eine Dichtwand sei wegen der Staatsstraße kein Platz, antwortete Zapf. Sie sei aber auch nicht nötig, weil der Deich durch die Asphaltdecke der Staatsstraße gegen Überströmung gesichert sei.