Ingolstadt
Neuplanung statt Abriss

Für das historische Körnermagazin wurde in aller Stille eine Studie ausgelobt - unter Ausschluss der Rathausopposition

19.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:32 Uhr
Bislang ein Schandfleck: Die Zukunft des Körnermagazins an der Esplanade erscheint durch einen vom Eigentümer angestoßenen Wettbewerb wieder in etwas hellerem Licht. −Foto: Foto: Eberl

Ingolstadt (rh/hl) Nach Jahren des Stillstandes und Rechtsstreites kommt offensichtlich wieder Bewegung auf das Gelände am historischen Körnermagazin.

Für das Areal zwischen Esplanade und Stadtmauer, das zuletzt immer mehr verwahrloste, ist eine städtebauliche Planstudie ausgelobt worden - wenn auch sehr dezent und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So dezent, dass jetzt auch die Stadtratsopposition davon völlig überrascht wurde und sich in einem offenen Brief an OB Christian Lösel gewandt hat.

Gestern kamen die Teilnehmer des Planverfahrens - fünf eingeladene Architekturbüros - zum internen Kolloquium im Neuen Rathaus zusammen, am 25. Juni soll die Jury ihr Urteil fällen. Ausgelobt wurde die Planstudie vom Stadtplanungsamt in Zusammenarbeit mit dem Grundstückseigentümer Jürgen Kellerhals (Firma JKV).

Das alles geschah bisher unter Ausschluss der Fraktionen von BGI, SPD, Grünen und ÖDP, wie sie in ihrem gemeinsamen Brief bemängeln. "Überrascht sind wir darüber", so heißt es darin, "dass gegenüber dem Stadtrat die Auslobung dieser Studie nicht kommuniziert wurde, obwohl eine städtebauliche Lösung auf diesem Areal von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Innenstadt ist und bekanntermaßen seit Jahren ein sehr großes öffentliches Interesse an der Entwicklung dieses Areals um das Körnermagazin besteht. " Auch die Besetzung der Jury sei "einseitig und willkürlich", kritisiert die Opposition und stellt zudem die Frage, warum nur die Stadträte Hans Achhammer (CSU) und Markus Reichhart (FW) berufen worden seien, nicht jedoch Vertreter anderer Fraktionen und Gruppen. Ergänzend dazu die Frage, welches demokratische Gremium diese Jurybesetzung überhaupt beschlossen habe.

Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) hat sich auf DK-Anfrage verwundert über die Kritik der Opposition gezeigt. Er betont, dass der kleine Ideenwettbewerb allein auf Initiative von Eigentümer Jürgen Kellerhals zurückgeht. Dieser habe vor etwa zwei Jahren nur einen ganz kleinen Kreis - nämlich den OB, Stadtbaurätin Renate Presslein-Lehle und THI-Präsident Walter Schober - zu einem Gedankenaustausch über eine städtebaulich allseits verträgliche künftige Nutzung des Körnermagazins eingeladen.

Später, so Lösel, habe Kellerhals den Wettbewerb angestoßen, den die Stadt nunmehr mit einer Co-Finanzierung unterstütze, die weit unterhalb jener Grenze liege, ab der der Stadtrat entscheiden müsse. Auch die Einladung der Juroren aus CSU- und FW-Fraktion sei vom Eigentümer ausgegangen. Im Rathaus und auch bei der THI freue man sich grundsätzlich darüber, dass sich die Vorstellungen von Jürgen Kellerhals zur künftigen Rolle des alten Militärbaus mit den eigenen deckten. Eine Entscheidung, in die der Stadtrat dann selbstverständlich eingebunden werde, stehe aber noch nicht an.

Auch die vier Fraktions- und Gruppensprecher von SPD, BGI, Grünen und ÖDP lassen keinen Zweifel daran, dass sie es begrüßen, wenn jetzt versucht werde, diese "inzwischen unansehnliche und unsichere Baustelle in Ingolstadts Innenstadt" in den Griff zu bekommen. Erst kürzlich hatten die Grünen ebenfalls in einem offenen Brief Alarm geschlagen und vor Gefahren für Kinder und Jugendliche gewarnt, die das verfallene Gelände neben dem Lechner-Museum als Abenteuerspielplatz entdeckt, Feuer angezündet und auf dem Dach der alten Bauten herumgeklettert sein.

Das Plangebiet, über das sich jetzt fünf Büros Gedanken machen sollen, ist knapp ein Hektar groß. Eigentümer Kellerhals stellt sich laut Auslobung eine Bruttogeschossfläche von mindestens 19000 Quadratmetern vor, verteilt auf bestehende und neue Gebäude. Erwähnt werden allgemein die Nutzungen Wohnen, Beherbergungsbetrieb, Technische Hochschule, nicht störendes Gewerbe und Dienstleistung, aber kein größerer Handel.

Dass es bislang beim jahrelangen Stillstand geblieben ist, lag am ungeklärten Denkmalwert der beiden historischen Gebäude auf dem Gelände: Körnermagazin und Geschützremise. Erst im Juli 2015 urteilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof definitiv, dass beide als Denkmäler einzuordnen sind und - wie im Bescheid der Stadt festgelegt - nicht abgerissen werden dürfen.

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