Ingolstadt
Museumsleiter Reiß verlässt Freundeskreis im Zorn

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Ingolstadt (sic) Die Satzung der Freunde der Bayerischen Armeemuseums legt fest, dass der Direktor des Hauses kraft seines Amtes immer dem Vorstand des Fördervereins angehört. Es war bisher auch eine Gepflogenheit, dass der Museumsleiter ein einfaches Mitglied ist. Doch das ist Geschichte.

Ansgar Reiß, Direktor seit 2010, ist jetzt aus dem Verein der Freunde ausgetreten. Der Revisionismusskandal war nur der letzte Auslöser. Reiß erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vorstand des Vereins und dessen Vorsitzenden Ernst Aichner, seinem Vorgänger als Museumsleiter. Allem voran beklagt er: "Die Führungsriege interessiert sich überhaupt nicht mehr für die Arbeit des Armeemuseums! Von einer Förderung kann seit Jahren gar keine Rede sein! Es besteht vollendetes Desinteresse an allen Themen, die für das Museum wichtig sind."

Reiß beschreibt die "zunehmende Entfernung" des Fördervereins vom Museum so: "Da werden die Aktivitäten des Vereins nicht mit uns abgesprochen, und da werden Ankäufe getätigt, von denen das Museum deutlich abgeraten hat. Oder das Museum wurde gar nicht erst gefragt."

Reiß hat Aichner jetzt als Konsequenz der Veröffentlichung rechtsradikaler Artikel auf der Homepage des Vereins schriftlich dazu aufgefordert, "alle Mitglieder über die Missstände im Freundeskreis aufzuklären". Dass das immer noch nicht geschehen sei "und sich Aichner über diese Texte noch in keiner Weise inhaltlich geäußert hat, ist skandalös!" Auch hier gelte: "Der Freundeskreis muss sich klar werden, ob er das Armeemuseum fördern will - oder ob er sich vom Museum trennt."

Das Verhältnis zwischen der Führung des Freundeskreises und Ansgar Reiß ist seit dessen Berufung 2010 zerrüttet. Die Vereinsführung und der scheidende Direktor Aichner wollten damals ihren gemeinsamen Wunschnachfolger ins Amt heben, aber da spielte das zuständige Wissenschaftsministerium (unter der Führung des FDP-Ministers Wolfgang Heubisch) nicht mit. Eine Niederlage, die bis heute das Verhältnis belastet. Nach wie vor wird aus Kreisen der Museumsfreunde klagend vorgebracht, dass Reiß kein Militärhistoriker sei; er ist Experte für die Geschichte der Demokratie in Deutschland und zudem Ausstellungskurator.

Ernst Aichners Vorgänger Peter Jaeckel (1914 - 1996, Direktor des Armeemuseums von 1972 bis 1979) war allerdings auch kein Militärhistoriker, sondern Numismatiker, also ein Spezialist für Münzen.