Laufmanöver mit Hindernis

05.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:59 Uhr

Schnürt die Stiefel: Andreas Grimminger startet im Kampfanzug mit den anderen Läufern auf der Adenauerbrücke. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Unter den mehr als 3500 Startern beim Halbmarathon wird am Samstag ein Teilnehmer herausstechen, obwohl er in seiner Kleidung eigentlich gut mit der Landschaft verschmelzen könnte: Oberleutnant Andreas Grimminger läuft die 21,1 Kilometer im Tarnanzug, mit Zehn-Kilo-Rucksack und in Kampfstiefeln.

Allerhand Dinge schleppen die Menschen am Samstag ab 17 Uhr an die Laufstrecke: Trommeln, Tröten oder auch Klatschpappen. An der Parkstraße werden sicherlich wieder einige ihre Bierbänke aufstellen und sogar grillen. Andreas Grimminger hat auch schon gepackt. Er wird eine Zeltbahn mitbringen, Wärme- beziehungsweise Nässeschutz, überhaupt Wechselkleidung, Socken und andere persönliche Ausrüstung. Der 35-Jährige wird all das aber mit auf die Strecke nehmen und im Rucksack auf dem Rücken die drei Runden durch die Innenstadt und zwei Mal hinaus auf die Schleife über den Hochwasserdamm tragen. Und das in Kampfstiefeln und im Tarnanzug. Die ganzen 21,1 Kilometer. Er ist nicht Zuschauer, sondern einer der Läufer.

Grimminger ist Berufssoldat und der Wehrdienstberater in der Ingolstädter Kaserne. Durch sein Laufmanöver will er natürlich auf sich als Nachwuchswerber und die Bundeswehr als Arbeitgeber aufmerksam machen ("Die Einstellungschancen sind derzeit wirklich sehr gut"), aber in erster Linie für seine Kameraden antreten. "Das soll auch zeigen, dass wir bei der Bundeswehr viele engagierte Sportler haben, die Strecken wie diese in beachtlichen Zeiten absolvieren. Das aber meist nur im Dienst, also im Stillen." Mehrmals im Jahr sind von den Soldaten so genannte Leistungsmärsche über 20, 25 oder 30 Kilometer gefordert. "Bei einer meiner früheren Einheiten ist dann irgendwann der allgemeine Ehrgeiz ausgebrochen und wir haben die Strecken im Laufschritt absolviert", erzählt Grimminger. 16 Jahre ist der gebürtige Altmannsteiner beim Militär, davon war er acht bei den Fallschirmjägern. "Die laufen und marschieren ja schon immer mehr als andere."

Grimminger ist ohnehin gut zu Fuß. Nach der Rückkehr aus einem Auslandseinsatz – er war zwei Mal im Kosovo – hat der Oberleutnant vor Jahren den Triathlon als Hobby entdeckt und gleich mehrfach die Olympische Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Radfahren und zehn Laufen) gemeistert. "Ich wollte schon lange beim Halbmarathon in Ingolstadt mal mitmachen", sagt er. In Laufkleidung würde er die Strecke in 1:30 und 1:35 Stunden absolvieren, schätzt er. "Mit dem Tarnanzug muss man aber eine halbe oder volle Stunde draufrechnen. Ich möchte aber einfach in einer anständigen Zeit ankommen – und nur nicht als Letzter." Grimminger, ein drahtiger Mann, schleppt alles in allem etwa 15 Kilo mehr mit sich rum. Die Masse ist dabei im Rucksack etwas ungleich auf seinen Rücken verteilt.

"Ich hoffe, es kommt bei den Zuschauern gut an, dass ich so mitlaufe, und es nicht angeberisch wirkt", sagt der Offizier. Im Gegenteil wünsche er sich, dass die Zuschauer es eher honorieren. "Ich habe auch Respekt vor jedem – besonders Laufanfängern – wenn sie die Strecke, egal in welcher Zeit, schaffen. Vielmehr Respekt, als wenn Spitzenläufer auf halber Strecke aussteigen, weil sie merken, dass sie ihre Zielzeit nicht schaffen."

Ingolstadt als alte Garnisonsstadt ist der Bundeswehr ohnehin sehr wohl gesonnen. Das hat der Oberleutnant, der erst seit Januar in Ingolstadt stationiert ist, auch schon festgestellt. Grimminger: "Hier läuft man als Soldat überall offene Türen ein."