Kommentar zum Konzept des Disco-Paten

16.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:18 Uhr

Diese Debatte offenbart die Konfliktlinien in einer Einwanderungsgesellschaft. Man darf sich nichts vormachen: Es kann nicht ohne Ärger ablaufen, wenn Menschen aufeinandertreffen, die aus verschiedenen sozialen Sphären stammen und sehr unterschiedliche kulturelle Codes gewohnt sind. Dass beide Seiten ein starkes Wohlstandsgefälle trennt, verschärft die Brisanz um so mehr.

Man muss die Probleme beim Namen nennen, sonst wird die Diskussion verlogen: Junge Flüchtlinge nerven Lokalbesucherinnen mit penetrantem Flirten, viele Frauen fühlen sich bedrängt, die Polizei berichtet von einigen Sexualdelikten. Martin Tomiak sah keinen anderen Ausweg, als zu reagieren, und er hat den Mut gehabt, sein Handeln öffentlich zu rechtfertigen; im Gegensatz zu manch anderem Wirt, der die Flüchtlinge lieber unbemerkt von seinen Gästen fernhält.

Die Anfeindungen, denen sich der Amadeus-Chef damit ausgesetzt hat, zeigen, wie arg die Debatte unter brachialer Pauschalisierung und unfairen Verzerrungen leidet. Denn keiner ist ein Sympathisant der Apartheid oder gar ein Rassist, der die ungeliebte Brautschau einiger Asylbewerber in den Nachtlokalen thematisiert. Es geht hier, salopp gesprochen, nicht um Schwarz und Weiß, sondern um gutes Benehmen und schlechtes Benehmen. Es geht um böse Missverständnisse, die entstehen können, wenn junge Männer aus patriarchalischen Gesellschaften in einem ihnen unbekannten modern-liberalen Land auf Frauen treffen, die sich nicht verschleiern müssen.

Es ist in dieser unangenehmen Debatte immerhin schon gelungen, differenzierende Argumente zu nennen, ohne gleich als Rassist verurteilt zu werden. Jetzt stehen nicht mehr Vorwürfe im Fokus, sondern konstruktive Lösungen. Tomiaks Disco-Patenprogramm ist da ein guter Anfang.