Kösching
"Eine wertvolle Institution"

Alexandra Frauenknecht sieht als neue Geschäftsführerin positiv in die Zukunft der Caritas-Sozialstation in Kösching

20.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Auf ein starkes Team setzt Alexandra Frauenknecht (links), die neue Geschäftsführerin der Caritas-Sozialstation in Kösching. Sie freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Pflegedienstleiterin Angelika Hettele sowie ihren Mitarbeiterinnen. - Foto: Caritas-Sozialstation Kösching

Kösching (DK) Vor drei Monaten hat Alexandra Frauenknecht die Geschäftsleitung der Caritas-Sozialstation in Kösching, bei der die Pflege alter und kranker Menschen im Mittelpunkt steht, übernommen. Zuvor hatte die 48-Jährige die Pflegedienstleitung der Eichstätter Station inne. Sie tritt damit in die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerin Gertraud Ried. Neben der Herausforderung, das Vertrauen des Teams zu gewinnen, sieht sich Frauenknecht vor einem weiteren Prüfstein: Im Gespräch mit unserer Zeitung legt die 48-Jährige die angespannte finanzielle Lage der Sozialstation in Kösching dar.

Frau Frauenknecht, wie verbinden Sie in Ihrem Berufsalltag den sozialen Aspekt auf der einen und die nüchternen Zahlen auf der anderen Seite?

Alexandra Frauenknecht: Das Soziale steht für mich als Geschäftsführerin leider nicht mehr im Vordergrund. Ich tausche mich in vielen Dingen mit der Pflegedienstleiterin Angelika Hettele aus, damit ich von dieser Seite erfahre. Für mich ist das Soziale eher der Mitarbeiterkontakt. Mit den Patienten beziehungsweise Besuchern der Tagespflege komme ich nur zweitrangig in Kontakt.

 

Vermissen Sie das?

Frauenknecht: Das geht mir schon ab. Ich versuche, einmal in der Woche in der Tagespflege vorbeizusehen. Das sind sehr herzliche Menschen. Aber aus zeitlichen Gründen muss ich leider immer schnell weg. Auf der anderen Seite stehen die Zahlen, die Bilanz. Jetzt ist für mich wichtig: Was haben wir für Rechnungen, was ist zu tun von der Berufsgenossenschaft her, die Post, die E-Mails. Was brauchen wir an Papier, auch Brandschutz ist ein Thema.

 

Also haben Sie sich gut eingelebt in Kösching?

Frauenknecht: Ich glaube, fürs Erste schon. Aber es kommen jede Woche neue Anforderungen. Ohne das tolle Team im Büro würde es nicht gehen. Wir haben prima Schwestern, die Engagement zeigen. Das habe ich in den vergangenen Wochen gemerkt. Ich trete in große Fußstapfen. Gertraud Ried war 25 Jahre lang da. Sie war Freundin, für manche vielleicht wie eine Mutter. Das ist etwas, das zusammenschweißt. Deshalb wird es dauern, bis wir ähnlich zusammenwachsen.

 

Sie haben die Geschäftsleitung der Sozialstation in einer finanziell angespannten Zeit übernommen. Woran ist das auszumachen?

Frauenknecht: Momentan in der Tagespflege. Wir haben die Tagespflege in Kösching und in Großmehring mit jeweils zwölf Plätzen. An jedem Tag sind hier also zwölf Patienten gemeldet. Es kann sein, dass jemand kurzfristig krank wird oder einen Termin hat und dann nicht kommt. Aber der Platz in der Tagespflege bleibt unbesetzt. Leider ist es so, dass sich das nicht mehr rechnet. Ein Tag, an dem drei Patienten absagen, ist ein voller Verlusttag. Aufgrund dieser Ausfälle kommen wir im Monat locker auf 8000 bis 10 000 Euro Verlust.

 

Welche Probleme entstehen dadurch für die Station?

Frauenknecht: Für den Patienten ändert sich nichts, für das Personal momentan auch nicht. Ich wollte niemandem wehtun, deshalb achten wir auf Einsparmaßnahmen rundherum. Wir stellen zum Beispiel auf einen günstigeren Getränkeanbieter um. Den Eingangsbereich hat eine Gärtnerin gemacht, das können wir uns nicht mehr leisten. Deshalb machen wir das nun selbst. Das sind lauter Kleinigkeiten.

 

Es sind vor allem Dinge, bei denen Sie und Ihre Mitarbeiterinnen selbst zurückstecken.

Frauenknecht: Ja, ich habe auch meine Maus oder das Tischchen für den Bildschirm selbst mitgebracht. Mit solchen Dingen möchte ich die Sozialstation nicht belasten. Ich würde im Leben nicht daran denken, mir jetzt ein neues Büro einzurichten, wie es einmal angedacht war.

 

Ist die Konkurrenz zu privaten Pflegediensten zu spüren?

Frauenknecht: Im Raum Eichstätt gab es wenige private Anbieter. Das war ein Fluch, wir haben viele Überstunden gemacht. Wir konnten keine Patienten ablehnen, aber die Touren der Schwestern haben oft zehn Stunden gedauert. Hier ist das anders. Im Raum Ingolstadt gibt es viele private Dienste, das merkt man. Das ist nicht immer positiv, aber auch nicht schlimm. Konkurrenz ist wichtig.

 

Die Plätze für die Patienten sind aber besetzt?

Frauenknecht: 2015 gab es einen großen Einbruch bei den Patientenzahlen. Das war auch ein Grund, warum es finanziell schlechter gegangen ist. Viele sind gestorben oder ins Heim gekommen. Wenn man dreimal am Tag bei einem Patienten war, der stirbt, dann reißt das ein großes Loch auf. Dieses Jahr ist es ein wenig anders. Die Touren sind gefüllt. Das ist gut, die Schwestern sollen auf keinen Fall mehr Minusstunden machen müssen.

 

Wie soll die finanzielle Situation nun besser werden?

Frauenknecht: Ich kenne jemanden vom Eichstätter Caritas-Verband, der für die Wirtschaftlichkeit der ambulanten Pflege zuständig ist und jetzt in Altersteilzeit geht. Er kennt sich mit Haushaltsrechnungen aus und hat versprochen, sich alle Zahlen genau anzusehen. Das ist etwas, das bisher ein wenig gefehlt hat. Es wird nicht leicht. Er sagt uns sicher unangenehme Sachen, bei denen es Potenzial gibt. Aber ich denke, den anderen Sozialstationen geht es so gut, das werden wir auch hinkriegen.

 

Gibt es daneben weitere Pläne?

Frauenknecht: Ein Thema, das Patienten oft nicht verstehen: Wir aktualisieren den Selbstzahlerkatalog für Dienstleistungen. Es gibt Leistungen nach Gebühr, die man über die Pflegeversicherungen und Krankenkassen abrechnet. Und es gibt Tätigkeiten, die sich intern "Eh-da-Leistungen" nennen. Die Schwester ist "eh da", da kann sie schnell den Müll rausbringen. Und dann kann sie schnell abspülen. Die Schwestern machen das gern. Aber es sind Dienstleistungen. Das Projekt muss zum Jahreswechsel umgesetzt werden, weil die Umstellung auf die Pflegegrade erfolgt und alle eingestuften Patienten unter dem Strich mehr Geld erhalten. Eine Chance, um Leistungen, die wir jetzt umsonst machen, bezahlt zu bekommen.

 

Sie sehen also durchaus positiv in die Zukunft.

Frauenknecht: Die Sozialstation an sich ist in der Gesellschaft eine wertvolle Institution. Unser Name enthält nicht umsonst das Wort "Caritas". Man merkt das im Umgang untereinander. Wir beten nicht überall einen Rosenkranz, aber die christlichen Werte sind etwas Tolles. In einer Zeit, in der viele Menschen aus der Kirche austreten, sind diese trotzdem von großer Bedeutung.