Ingolstadt
Essen und reden nach Sonnenuntergang

Muslimische Gemeinde an der Hindenburgstraße bittet Nichtmuslime zum Fastenbrechen im Ramadan

24.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr

Für sie ist es etwas Besonderes mit Nichtmuslimen das Fastenbrechen zu feiern: Özsahin Coskun und seine Frau Beyhan ließen sich Linsensuppe und überbackenes Rinderhackfleisch mit Reis und Gemüse sowie Süßspeisen schmecken - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Im Ramadan ist der Atem 30 Tage lang das einzige, was streng gläubige Muslime tagsüber ihrem Körper zuführen dürfen. Erst nach Sonnenuntergang, nachdem der Muezzin gerufen hat, sind Essen und Trinken erlaubt. Gerade zur Sommerzeit kann dies eine harte Glaubensprobe werden.

Der Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr um zehn Tage nach hinten. Noch bis zum 7. August dauert heuer der islamische Fastenmonat.

Auch dieses Jahr lud der Integrations- und Bildungsverein der muslimischen Gemeinde Ingolstadt (IBV) zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft und Geschäftsleben ein zum gemeinsamen Fastenbrechen im Vereinsrestaurant in der Hindenburgstraße. Der festliche Abend, bei einer üppigen Auswahl an warmen und kalten orientalischen Speisen, sollte auch dem kulturellen Austausch und dem gegenseitigen besseren Kennenlernen dienen.

„Ihre Unterstützung zu spüren, gibt uns Kraft“, versicherte Yunus Kambur, der Vorsitzende des Vereins, mit Blick auf Oberbürgermeister Alfred Lehmann, der auch in diesem Jahr wieder der Einladung zum Fastenbrechen gefolgt war. Der Ramadan sei der Monat der Versöhnung mit allen Menschen aus allen Glaubensrichtungen. Denn „Allah“ bedeute auch, Frieden zu stiften, erklärte Kambur und betonte, dass das Bild des Islams, das in der Öffentlichkeit vermittelt werde, mit der Realität nicht immer etwas zu tun habe.

„Ein bisschen Tradition“ bescheinigte in seiner Begrüßungsrede der OB dem mittlerweile lieb gewonnenen Treffen zum Fastenbrechen. Man pflege dadurch „ein immer familiäreres Verhältnis“ zueinander. „Die Beziehungen sind vorbildlich“, sagte Lehmann und nannte als Beispiel den regen Schüleraustausch sowie die Begegnungen im Sport und in der Kultur mit der türkischen Partnerstadt Manisa. Das sei das Schöne, so Lehmann. „Viele haben so einen Zugang zur Türkei gefunden.“

Kambur ging in seiner Rede weiter ein auf die Hintergründe und die Bedeutung des Ramadan: So erinnere das Fastenbrechen an die Nacht, in der der Koran erstmals offenbart wurde. Er betonte darüber das Teilen mit dem Nächsten: „Wohlhabende reichen Ärmeren die Hände“, sagte er und berichtete von großen Zelten in der Türkei, in denen zehntausende Menschen mit den Gaben anderer versorgt würden.

Außerdem wies Kambur daraufhin, dass der IBV dieses Jahr sein 40. Gründungsjahr feiert. Die Gemeinde sei „einer der größten islamischen Vereine in Deutschland“. Dieses Jahr habe man 88 Kinder schulisch gefördert und damit auf den erfolgreichen Abschluss an der Regelschule vorbereitet.

„Es ist nicht einfach, aber machbar. Eine Gewöhnungssache“, sagte Gast Ücler Yücel über die Herausforderung, heiße Julitage ohne Essen und Trinken zu überstehen. Er selbst meidet die direkte Sonne. So würden es auch die Menschen in den islamischen Ländern halten. Am Abend trifft er sich dann oft mit Freunden und isst mit ihnen gemeinsam. „Das ist eine Bereicherung.“