Ingolstadt
Ein Meilenstein für Ingolstadt

Audi-Aufsichtsrat gibt grünes Licht für Kauf der Bayernoil-Brache – Erschließungsgesellschaft mit der Stadt

26.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Audi fährt auf Bayernoil ab: Für das inzwischen in Neuburg errichtete Fahrerlebniszentrum war das ehemalige Raffinerieareal im Ingolstädter Südosten schon einmal im Gespräch, jetzt greift der Autobauer aber wirklich zu und sichert sich die wohl größte Industriebrache der gesamten Region. Geplant ist dort ein Hochtechnologiecampus - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Viele Monate ist verhandelt worden, jetzt scheint der Durchbruch gelungen: Audi wird das Bayernoil-Gelände kaufen. Der Aufsichtsrat des Autobauers hat nach Informationen aus Verhandlungskreisen gestern grünes Licht gegeben und die Gründung einer gemeinsamen Erschließungsgesellschaft mit der Stadt Ingolstadt abgesegnet.

Die Partner investieren hierfür dem Vernehmen nach zusammen 275 Millionen Euro.

 

Nach DK-Informationen soll die geplante GmbH das Raffineriegelände im nahezu jetzigen Zustand von Bayernoil für nur einen Euro kaufen – allerdings übernimmt sie damit auch die Sanierung aller verbliebenen Altlasten auf der rund 75 Hektar großen Industriebrache im Ingolstädter Südosten. Die gemeinsame Gesellschaft von Audi und der städtischen Industrieförderungsgesellschaft IFG soll mit 275 Millionen Euro ausgestattet werden, mit denen sowohl die Sanierung des Bodens als auch die weitere Entwicklung des Areals zu einem Hochtechnologiestandort vorangetrieben werden sollen. Die Stadt ist dabei der Juniorpartner und steuert gerade mal zehn Millionen Euro bei. Über diesen Plan werden die Stadträte im kommenden Sitzungsdurchlauf bis Ende März unter anderem im IFG-Beirat entscheiden.

Audi hat als Triebfeder gestern mit dem Grundsatzbeschluss seines Aufsichtsrates die Weichen gestellt. Wie es aus informierten Kreisen hieß, seien die „Voraussetzungen für weitere Gespräche und für die Ausplanung“ des früheren Raffineriegeländes geschaffen worden. Auf Seiten des Automobilherstellers sei damit der entscheidende Schritt für die Neugestaltung des Areals getan worden. Nunmehr seien die Stadt Ingolstadt und ihre Gremien am Zug.

Während der monatelangen Verhandlungen hatten sich alle Seiten in Schweigen gehüllt, um niemanden durch eine öffentliche Äußerung zu verstimmen. Das Großprojekt darf immerhin als Meilenstein für die Stadtentwicklung angesehen werden. Das Interesse des Autobauers bestand schon lange. Unter anderem war das frühere Raffinerie-Areal als Standort für das Fahrerlebniszentrum im Gespräch, das Audi letztlich in Neuburg baute. Auch nachdem der Konzern in Münchsmünster einen weiteren Ableger in der Region aus dem Boden stampfte, geriet die Industriebrache nicht aus dem Blickfeld.

„Wir haben ein Auge drauf geworfen, weil unsere Kapazitäten im Werk limitiert sind“, erklärte Audi-Chef Rupert Stadler im vergangenen Herbst im DK-Interview. „Unser Plan sieht vor, dass wir dort eine Art Campus auch für hoch qualifizierte Entwicklungsdienstleister einrichten.“

Der Knackpunkt der Verhandlungen mit Bayernoil waren die Altlasten. Sie sind in rund 700 Bohrungen gut dokumentiert, die seit der Abschaltung der Anlage im Jahr 2008 und dem Abbau der Produktionsstätte samt ihrer Großtanks unternommen worden sind. Ursprünglich umfasste das Gelände des unter dem Namen Erdölraffinerie Ingolstadt AG (Eriag) gegründeten Betriebsteils mehr als 100 Hektar. Überplanbar sind nach dem Bau des Audi-Sportparks jetzt noch etwa 75 Hektar.

Oberbürgermeister Christian Lösel sprach gegenüber dem DK gestern Abend in Reaktion auf die Nachrichten aus dem Audi-Aufsichtsrat von der „größten Chance der letzten Jahre“ für die Stadt. Diese Entwicklung werde für Ingolstadt weitere Arbeits- und Ausbildungsplätze bringen und „den Wohlstand für die nächste Generation sichern“. Auch für die Verkehrsentwicklung südlich der Donau täten sich so neue Möglichkeiten auf.