Ingolstadt
Post nach Jütland

Polizei macht mysteriösen Dauerparker vom Hauptbahnhof ausfindig das Auto des Dänen steht wohl seit August dort

19.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

Nur 30 Minuten darf ein Auto laut der Beschilderung in der Kurzparkzone der Bahnhofstraße stehen. Dieser Wagen ist seit dem Sommer 2015 dort geparkt. Der Halter stammt vom dänischen Festland. - Foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) International muss sich die Ingolstädter Polizei in erster Linie bei gröberen Delikten und vielleicht bei Verdächtigen, die sich ins Ausland abgesetzt haben, betätigen. Ein Falschparker gehört folglich eher selten zu den Aufgabengebieten, in denen die Beamten an der Esplanade ihre europäischen Kontakte oder ihre Fremdsprachenkenntnisse auspacken müssen.

Doch der mysteriöse Dauerparker, der mutmaßlich bereits seit August auf den Kurzzeitstellplätzen vor Post und Hauptbahnhof steht, hat das nun nötig gemacht. "Wir haben den Halter ermittelt", kann Franz Bäumler, der Verkehrsexperte der Polizeiinspektion, inzwischen berichten.

Bäumler hatte sich den geparkten Wagen mit dänischem Kennzeichen gleich angeschaut, als der DK angefragt hatte. Ein Rätsel bleibt aber, warum der Hinweis von Passanten auf den Wagen, der laut Augenzeugen bei erlaubten 30 Minuten wohl schon seit August auf ein und demselben Stellplatz steht, erst kurz vor dem Anruf des DK bei der Polizei angelangt war. Doch jetzt ging alles mehr oder weniger schnell. Bäumler klebte dem Auto einen weithin sichtbaren roten Aufkleber auf die Frontscheibe. Die rechtliche Frist läuft: Innerhalb eines Monats muss der Halter reagieren und seinen Wagen wegbringen, "sonst gehen wir davon aus, dass er sein Auto aufgegeben hat", so Bäumler. Dann kann der Wagen nach dem Abschleppen auch "verwertet" (verschrottet) werden.

Dasselbe hat der Polizeihauptkommissar auch per Brief mitgeteilt: Ein offizielles Schreiben der Inspektion ("auf Englisch") ist auf dem Weg zum dänischen Festland, woher der Halter des Wagens kommt. Die Kontaktstelle der deutschen Polizei in Flensburg zu den dänischen Kollegen hat für Bäumler einen 25-jährigen Mann aus dem Ort Karup, bekannt durch den größten (Militär-)Flughafen in ganz Nordeuropa, mitten in Jütland ausfindig gemacht. Allerdings besitzt der junge Mann kein gemeldetes Telefon. Die Kontaktaufnahme aus Ingolstadt muss also schriftlich laufen.

Mutmaßen kann Bäumler aber nur, warum das Auto so lange in Ingolstadt steht und wie es hierher gekommen ist. "Es ist weder gestohlen noch wird der Halter vermisst", sagt der Polizist. Gegen den 25-Jährigen liegt in Deutschland auch nichts vor, hat die Recherche im Polizeicomputer ergeben. "Er war auch nie in der Region gemeldet", so Bäumler.

Das Auto macht für ihn auch nicht den Eindruck "eines klassischen Schrottautos". Auch wenn der Innenraum mit Fast-Food-Resten ziemlich vermüllt ist, ist der Wagen noch gut in Schuss, obwohl jetzt Ende 2015 die mit dem deutschen TÜV vergleichbare Zulassung des Dänen abgelaufen ist. Das verrät ein kleiner Aufkleber auf der Scheibe. Daneben prangt die dicke rote Mitteilung, dass bald abgeschleppt wird. Jetzt kommt die Dauerparksache in Bewegung.