Ingolstadt
Wo Fahrradfahrer Vorrang haben

Die Beschilderung in der Proviantstraße ruft bisweilen Verwirrung unter Autofahrern hervor

31.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Für Radfahrer wird es eng in der Proviantstraße, wenn ihnen ein Auto entgegen kommt – obwohl sie in der Fahrradstraße vorberechtigt sind - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Straßenschilder können verwirrend sein – vor allem, wenn die Fahrprüfung schon einige Jahre her ist. Sollten sogar mehrere Verkehrszeichen übereinander hängen, wird es noch schwieriger, ihre Bedeutung in den Sekunden des Vorbeifahrens zu erfassen.

So zum Beispiel in der Proviantstraße, die durch drei unterschiedliche Verkehrszeichen als beidseitige Fahrradstraße ausgewiesen ist, die stadtauswärts auch von Kraftfahrzeugen genutzt werden darf. Und genau diese Verkehrsregelung scheint einige Autofahrer zu irritieren: Radfahrer, die ihnen stadteinwärts entgegenkommen, werden angehupt oder sogar abgedrängt.

Die Proviantstraße war die erste Fahrradstraße Ingolstadts. Mittlerweile gibt es fünf, die insgesamt 660 Meter lang sind. „In Fahrradstraßen sind Fahrradfahrer vorberechtigt“, erklärt Franz Bäumler von der Polizeiinspektion Ingolstadt. „Autofahrer sind lediglich geduldet und müssen Rücksicht auf die Radfahrer nehmen.“ Für alle Verkehrsteilnehmer gilt die Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde, Autofahrer müssen sich stets der Geschwindigkeit der Radler anpassen. Dadurch soll der Fahrradverkehr da gebündelt werden, wo Bedarf besteht, also viele Radfahrer unterwegs sind.

Die Proviantstraße als Fahrradstraße auszuweisen, die in zwei Richtungen gilt, hält nicht jeder für eine optimale Lösung. „Viele Autofahrer sind überfordert, weil sie auch auf Fußgänger aufpassen müssen, die im Bereich der St.-Matthäus-Kirche herumlaufen“, sagt Thomas Kirchhammer, stellvertretender Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. „Da haben sie keine Zeit, auf Schilder aufzupassen, und dann sind sie überrascht, wenn ihnen ein Radfahrer entgegenkommt.“ Sinnvoller wäre es seiner Meinung nach, aus der Fahrradstraße eine Einbahnstraße zu machen, in der Radfahrer in beide Richtungen fahren dürfen. „Verkehrsrechtlich ändert sich da nichts, nur die Beschilderung wäre deutlicher“, betont Kirchhammer. Johannes Wegmann hält davon wenig. „Dann wären die Radfahrer ja wieder untergeordnet“, sagt der Amtsleiter für Verkehrsmanagement. „Wir haben uns eben für diese Variante entschieden und es gibt seltenst Unfälle oder Beschwerden.“

Das bestätigt Konrad Eckmann, Fahrradbeauftragter der Stadt: „Vielleicht gibt es hier und da mal einen Radfahrer, der in Bedrängnis kommt, aber wenn sich alle diszipliniert verhalten, sollte auch nichts passieren.“ Außerdem fahre er die Proviantstraße selbst regelmäßig ab. „Da gibt es eigentlich nie Probleme.“ Das gelte für alle Fahrradstraßen in Ingolstadt.