Ingolstadt
Willkommen in der Schokoladenfabrik

Für Kindolstadt: Ein Workshop über fairen Handel mit dem Geschmack echter Kakaobohnen

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Das ist mal eine schöne Kinderarbeit: Die Mädchen und Buben lernen von Pädagogin Astrid Amler-Endres, wie Schokolade hergestellt wird und was fairer Handel bedeutet. Das alles dient den Vorbereitungen für das Projekt Kindolstadt. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Im Foyer der Werkstattbühne duftet es nach Schokolade. Ein süßes Geruchs- und Geschmackserlebnis für 13 Kinder und Jugendliche, die sich mit fairem Handel beschäftigten. Ein ernstes Thema, doch zur Belohnung gibt es Schokolade. Hergestellt in nicht ausbeuterischer Kinderarbeit.

Wo andere fröhlich feiern, diskutieren diese Mädchen und Buben über Kinderarbeit, ökologischen Landbau und Affen, die gern Kakaoschoten naschen. Sie nutzen ihre Faschingsferien, denn es dreht sich um Kindolstadt. Dort, in der Stadt der Kinder, soll nämlich auch einmal fair gehandelt werden. Das besagen die Regeln, die bereits vorher vom Kinderrat festgelegt wurden. Das Projekt Kindolstadt läuft während der Pfingstferien und wird seit Monaten in Werkstätten wie dieser vorbereitet.

Mit Schokolade macht Astrid Amler-Endres, zertifizierte Pädagogin für Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung, den jungen Teilnehmern das Thema natürlich auch sehr schmackhaft. Sie zeigt den Kindern eine getrocknete Kakaoschote und erzählt vom Wunder des Kakaobaumes, der zur gleichen Zeit Blüten, unreife und reife Früchte trägt. Die wachsen nicht nur an den Ästen wie Äpfel oder Birnen, sondern auch am Stamm. Die Maler vom Theater haben extra so einen Wunderbaum gemalt, damit sich die Kinder das vorstellen können.

Die Pädagogin lässt ein Schälchen mit getrockneten Kakaobohnen herumgehen. "Die riechen süß wie Honig", meint Mina. "Erst nur lutschen", bittet Astrid Amler-Endres, und die Kinder beginnen zaghaft. "Schmeckt fruchtig", schätzt Robin. Ein paar Mädchen verziehen das Gesicht und rufen: "Bäh." Denn die Bohnen werden immer schleimiger. Endlich dürfen alle zubeißen und kauen. "Ich versteh' nicht, warum die Affen das mögen", wundert sich Mina. Doch plötzlich entwickelt sich das köstliche Aroma der Bohne, und es schmeckt wie dunkle, bittere Schokolade.

Für die Indios war Kakao einst so wertvoll wie Gold. Sie bereiteten aus den fermentierten, zerstoßenen Splittern der Bohne mit Wasser und Chili ein Getränk der Götter zu. Die Eroberer brachten den Kakao nach Europa, wo ihn nur Könige und Adelige aus feinstem Geschirr trinken durften. Wehe, ein Tröpfchen ging daneben! Kein Vergleich zu heute, wo jeder eine Portion Kakao für ein paar Cent kaufen kann. Auch eine Tafel Schokolade kostet oft nicht mal einen Euro. Die Verpackungen sind mit allerhand bunten Siegeln bedruckt: bio, öko oder fair - auf den ersten Blick sieht alles gut aus. Ist es aber nicht, erklärt die Pädagogin und bringt den Kindern bei, worauf sie beim Einkauf achten müssen.

Das Foyer der Werkstattbühne wird dann kurzerhand zur Schokoladenfabrik umfunktioniert. Drei Rezepte hat die Pädagogin mitgebracht: Stets muss zuerst unter Rühren die weiße Kakaobutter geschmolzen werden. Dazu geben die Kinder und Jugendlichen dann entweder Kakaopulver, zermahlene Edelrohkakaobohnen oder die fermentierten Splitter, die Nibs genannt werden. Gesüßt wird die Masse mit Rohrzucker oder geschmacksneutralem Agavendicksaft.

Am Schluss gibt es Schokofondue für alle. Die Kinder fertigen auch Schoko-Chips, Pralinen und Schokoherzen an, die sie ihren Eltern heute bei der Präsentation anbieten. Das ist mal eine schöne Kinderarbeit, die Freude bereitet. Auch Mina: "Meine Oma bringt mir Kochen bei. Das finde ich schön. Deshalb gefällt es mir auch sehr, Schokolade selber zu machen." Das Mädchen freut sich schon auf Kindolstadt: "Ich wünsche mir, dass es eine schöne Stadt wird und alle Kinder dort Spaß haben. Ich gehe bestimmt ins Museum, weil dort das Bild von Kleopatra hängen wird, das ich mit anderen Mädchen gemalt habe." So fleißig wie Mina helfen schon viele Mädchen und Buben mit, den Traum von Kindolstadt zu verwirklichen.