Ingolstadt
Wie im Rausch

Aktion Disco-Fieber soll Audi-Auszubildende für das Thema Verkehrssicherheit fit machen

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Wie bei einem echten Crash arbeiten Feuerwehr und Rettungsdienst eng zusammen, um die Unfallstelle zu sichern und den „Verletzten“, einen Dummy, zu bergen. Die Simulation der Rettungskette soll den Auszubildenden bei Audi vor Augen führen, welche Folgen Unachtsamkeit im Straßenverkehr haben kann - Fotos: Stautner

Ingolstadt (DK) Gerade jungen Fahranfängern fehlen Erfahrungen mit kritischen Situationen auf der Straße. Mit der Aktion Disco-Fieber will Audi ihre über 500 Auszubildenden im ersten Lehrjahr deshalb für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisieren. Höhepunkt ist die Simulation einer Rettungskette.

Geradeaus auf einer Linie zu laufen, scheint mit einer Rauschbrille auf der Nase nicht einfach zu sein. Julia Hausfelder tritt immer wieder neben das Klebeband auf dem Boden. „Ihr seht, dass sie schwankt“, kommentiert Polizeioberkommissar Wolfgang Göbel ihre wackeligen Schritte. Die 17-Jährige soll durch die Rauschbrille den Zustand mit Alkohol im Blut nachempfinden können. „Ich hab’ alles doppelt gesehen, ich wusste nicht genau, ob ich auf der linken oder rechten Linie laufen soll“, erzählt Julia.

Die Rausch-Simulation durch die präparierte Brille gehört zum Programm der Aktion Disco-Fieber, die Audi bereits zum sechsten Mal veranstaltet. Mehr als 500 junge Menschen, die im Herbst ihre Ausbildung bei Audi begonnen haben, sollen für das Thema Verkehrssicherheit sensibilisiert werden. Nachdem gestern schon ein Teil der Jugendlichen mit kritischen Situationen im Straßenverkehr konfrontiert wurde, durchläuft heute die zweite Hälfte die Aktionsstände im Bildungszentrum. Die Lehrlinge sollen die Gründe und Folgen von Verkehrsunfällen verinnerlichen können.

Vorausdenkendes Fahren im Straßenverkehr fordert Christian Blunder von der Verkehrswacht, der ein Simulationsfahrzeug mitgebracht hat. „Wenn jemand durch eure Schuld stirbt, denkt ihr euer Leben lang: Wieso habe ich nicht rechtzeitig gebremst“ Einer der Auszubildenden setzt sich in den Simulator und folgt der Straße auf der Leinwand – bis er mit hoher Geschwindigkeit gegen ein ausparkendes Auto prallt. Alle lachen. „Im richtigen Leben würdet ihr nicht lachen“, sagt Blunder. „Die Reaktionszeit wird leider meistens vergessen.“

Dass ein Unfall selbst bei geringer Geschwindigkeit verheerende Auswirkungen haben kann, wird beim Höhepunkt der Veranstaltung deutlich gemacht: Feuerwehr und Rettungsdienst simulieren eine Rettungskette, bei der sie einen Autounfall und die Befreiung eines eingeschlossenen Menschen nachstellen. Ein roter A 3 wird von einem Kran zehn Meter in die Luft gehoben – und fallen gelassen. Die Auszubildenden beobachten aus sicherer Entfernung, wie das Auto mit 50 Kilometern pro Stunde und ohrenbetäubender Lautstärke auf den Boden kracht. Vom Motorraum ist danach nicht mehr viel übrig. „Natürlich ist das nur ein Testwagen, der sowieso verschrottet wird“, beruhigt Edgar Staniszewski, Leiter der Jugendverkehrsschule.

Als sich der Staub gelegt hat, geht es ganz schnell. Die Feuerwehrleute legen ihre Schläuche aus, während die Rettungssanitäter dem „Verletzten“, einem Dummy, eine Infusion legen. Ramona, Michael und Florian beobachten das Geschehen aus nächster Nähe. Sie machen ihre Ausbildung bei der Werkfeuerwehr und dürfen den „Großen“ bei der Arbeit über die Schulter schauen. „Es ist interessant, wie sich Feuerwehr und Sanitäter absprechen“, erklärt Michael. Ramona hat ebenso etwas aus der Situation gelernt: „Da sieht man erst, wie viel Arbeit in einem Unfall steckt.“

Auch Christoph Crasser hat die Simulation zum Nachdenken gebracht. „Ich hab’ das voll unterschätzt“, sagt der 18-Jährige. „Es ist bemerkenswert, wie heftig der Aufprall ist.“ Daran werden er und die anderen Auszubildenden hoffentlich denken, wenn sie sich das nächste Mal ans Steuer setzen.