Ingolstadt
Wenn der Schmerz nachlässt

Auf dem Weg zum Ingolstädter Triathlon – ein kleines Trainingstagebuch Teil V

29.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Den Trainer im Rücken: DK-Redakteur Christian Rehberger mit Silvio Dunkelberg beim Krafttraining für den Ingolstädter Triathlon - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Geschichte muss umgeschrieben werden. Ganz klar. Das wird einem im Schweiße seines Angesichts offenbart. Ächz. Also, wie war das nochmal mit diesem „Ironman“?

Es gab ihn auf alle Fälle schon vor diesem Hollywoodstreifen, mit dem Mann in der fliegenden Blechbüchse. Irgendwo auf Hawaii soll er entstanden sein. Ächz, stöhn. Als sich ein paar starke Jungs nicht einigen konnten, was denn nun der größte Wettbewerb war: Fast vier Kilometer Schwimmen im tobenden Pazifik? Ächz. 180 Kilometer durchs Lavafeld radeln? Stöhn. Oder ein Marathon bei Wüstenklima? Ächz. Macht doch alles drei hintereinander und nennt den Dreikampf: „Ironman“, Eisenmann. Aber von wegen. Das kann ja nur eine Legende über die Entstehung sein. Denn der Name für den bekanntesten Triathlon-Wettkampf und Synonym für alle anderen kommt ganz woanders her. Im Business-Sports-Club in Gaimersheim und in allen anderen Fitnesscentern und Trainingsstudios dieser Welt, in denen sich Athleten auf einen Triathlon vorbereiten, lernt der Neuling das – schmerzhaft: Eisenmann kommt vom Eisen wuchten.

Das gilt selbst für Leute, die wie die kleine Trainingsgruppe „Von 0 auf Triathlon“ am 14. Juni nur über die Sprintdistanz oder auf olympischen Wegen antritt, also lediglich einen Bruchteil der vollen Ironman-Strecke zurücklegt. Man wird selbst ganz schnell zur Comicfigur, bei all den Lauten, die einem ungewollt und zwangsläufig über die Lippen kommen. Ächz. Stöhn. Japps. Die Liste ist beliebig verlängerbar. Immer wieder unterbrochen vom Klirren der Metallstangen oder Hanteln. Wer laufen, radeln oder schwimmen will, braucht Kraft, sagt der Übungsleiter unseres Vertrauens. Und Silvio Dunkelberg sieht selbst aus, als würde er im Nebenjob noch als Atlas arbeiten und die Welt auf seinen Schultern tragen.

Ganz so breit muss natürlich ein Triathlonneuling niemals werden. Wird es auch nicht in zwölf Wochen, in denen das Trainingsprogramm mit einer wöchentlichen Krafteinheit läuft. Doch wo früher reine Geleearme waren, wabbelt es inzwischen weit weniger. Das gilt auch für die etwas tiefer liegenden Körperregionen, die ein Biergarten gestählter Bayer sonst nur mit Schweinshaxen und Knödel trainiert. Auch Rückenschmerzen verschwinden auf wundersame Weise, wenn die Bauchmuskulatur was aushält. „Der Rumpf ist das wichtigste, der macht euch stabil“, erklärt der Übungsleiter und zählt, wie er es fast immer tut. „Noch drei, noch zwei, noch eins. Danke!“ Ächz. Stöhn. Der Bauch kann sich entspannen. Nichts ist schöner, als wenn der Schmerz nachlässt. Das ist eine Erkenntnis aus dem Eisenland, wobei tatsächlich auch das eigene Körpergewicht für quälende Übungen locker ausreicht. Die andere: Innerhalb weniger Sekunden kann ein kraftvoller Muskel zur völligen Erschöpfung getrieben werden. Da hat man dann die ganze Woche etwas davon. Treppensteigen, Händeschütteln, ja sogar das Haarewaschen werden plötzlich große Herausforderungen des Alltags, wenn man den Arm kaum mehr heben kann oder Muskulatur zwickt, von der man nicht einmal wusste, dass sie existiert.

Aber tatsächlich: der Schmerz vergeht, die Kraft bleibt. Wie Eisbrecher pflügen die Teilnehmer der kleinen Trainingsgruppe inzwischen durchs Freibad, springen wie Gazellen mit kraftvollem Abstoß über die Laufbahn und bringen die Rennradkette auf den Landstraßen auf Zug. Das Klirren der Eisen ist die Begleitmusik. Ächz. Stöhn. Danke. Christian Rehberger

 

Der Autor macht am 14. Juni beim Ingolstädter Triathlon mit. In unregelmäßigen Abständen berichtet er über den Trainingsfortschritt.