Ingolstadt
"1, 2, 3 mehr Personal"

"Aktionstag Pause": Klinikbeschäftigte in der Region fordern bessere Arbeitsbedingungen

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Ruf nach Belastungsausgleich: Auch an der Klinik Kösching haben die Beschäftigten für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. - Foto: Wittmann

Ingolstadt/Kösching (DK) Klinikbeschäftigte haben gestern am bundesweiten "Aktionstag Pause" von Verdi für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Auch in Ingolstadt, Kösching und Eichstätt beklagt das Klinikpersonal eine starke Überlastung.

Zu wenig Pause, zu wenig Personal. Das soll sich ändern, wenn es nach den Beschäftigten der Krankenhäuser geht. Für gestern hatte die Gewerkschaft Verdi zum bundesweiten "Aktionstag Pause" geladen und die Beschäftigten in der Einladung aufgerufen, "die ihnen gesetzlich zustehenden Pausen zu nehmen, um sich von belastender Arbeit zu erholen und gleichzeitig ihr Recht auf Pausen zu unterstreichen".

Mit dem bundesweiten "Aktionstag Pause" wollen die Beschäftigten der Krankenhäuser auf ihre Überlastung hinweisen. "Es gibt überall zu wenig Personal", sagt Arina Wolf von Verdi. "Mit unserer Aktion wollen wir auf diese Notlage aufmerksam machen und auch versuchen, den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen", so Wolf weiter. Der Aktionstag soll private, öffentliche, freie gemeinnützige und kirchliche Krankenhausträger wach rütteln. Nach Verdi-Berechnungen fehlen in den Kliniken bundesweit etwa 162 000 Arbeitsplätze, allein in Bayern etwa 21 000, davon 7000 Stellen in der Pflege. Die Gewerkschaft vermutet, dass allein im Nachtdienst 70 Prozent der Pflegekräfte keine Pause machen können.

Auch Andrea Hopfner ist beim "Aktionstag Pause" dabei. Sie macht am Klinikum Ingolstadt eine Fortbildung im Pflegebereich. "Ich finde das hier eine gute und wichtige Aktion", sagt sie. "Viele bei uns schaffen es nicht, pünktlich oder ungestört eine Pause zu machen, weil sie wieder Patienten versorgen müssen. Da muss sich etwas ändern." Auch sie hofft, dass die Beschäftigten der Kliniken entlastet werden. Wann damit in Ingolstadt zu rechnen ist, bleibt vorerst offen. Alexander Zugsbradl, der Interims-Geschäftsführer des Klinikums, wollte sich auf Nachfrage unserer Zeitung zum "Aktionstag Pause" nicht äußern.

Dass am Ende in Ingolstadt nur rund 30 Teilnehmer zum Aktionstag gekommen sind, tut dem Enthusiasmus der Beteiligten keinen Abbruch. Sie freuen sich über jeden, der seine Pause dafür opfert, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Wie Kerstin Werler. Sie absolviert am Berufsbildungszentrum Gesundheit in Ingolstadt eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. "Alle, die heute gekommen sind, haben Bock darauf, etwas zu verändern. Eine tolle Sache. Ich bin richtig begeistert", sagt sie.

Wertschätzung für den Aktionstag gibt es an der Klinik Kösching auch von oberster Stelle. "Wir nehmen die hohe Arbeitsbelastung unserer Beschäftigten sehr genau wahr und können deren Sorgen vollkommen nachvollziehen", sagt Betriebsdirektor Alfred Schimmer. Die Klinik Kösching wolle unbedingt Personal gewinnen. Schimmer: "Wir tun unser Möglichstes und suchen in alle Richtungen."

Die Beschäftigten in Kösching warten sehnlichst auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. "Lieber heute als morgen. Mit Hängen und Würgen eine Viertelstunde Pause - da kann man sich nicht erholen", sagt eine Krankenschwester. Auch die Belegschaft der Klinik Eichstätt hat mit der Personalsituation zu kämpfen. "Das Drei-Schicht-System ist ja an sich schon eine Belastung", sagt Evi Gebel, Krankenschwester und Verdi-Mitglied. Wenn dann noch jemand krank wird, werde es besonders kompliziert.

Der "Aktionstag Pause" soll nur ein Anfang gewesen sein. Eine Unterschriftenaktion und weitere Proteste sind laut Arina Wolf bereits geplant. "Wir müssen weiterkämpfen. Anders geht es gar nicht", sagt sie. Gemeinsam mit den Teilnehmern stimmt sie den Schlachtruf des Aktionstages an und hofft, dass er bei den Krankenhausträgern schnellstmöglich Gehör finden wird: "1, 2, 3 - mehr Personal."