Ingolstadt
Vorfahrt für den Radverkehr

Beitrag zum Klimaschutz: Die Verwaltung zieht Bilanz beim Stadtradeln und kündigt weitere Verbesserungen an

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Über das Radfahren in Ingolstadt gab es in den vergangenen Wochen intensive Diskussionen. Beim Stadtradeln kam Ingolstadt heuer bundesweit auf den sechsten Platz. Doch die Aktion warf auch die Frage auf: Wie steht's wirklich um die Fahrradfreundlichkeit ‹ŒArch - foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Ziel sei weniger die Darstellung der Stadt als vielmehr eine CO2-Einsparung, meinte Tiefbauamtschef Walter Hoferer. Das Stadtradeln hatte heuer bekanntlich nicht nur Freunde. Aus Sicht des Klimaschutzes war die Aktion erfolgreich: 112 000 Kilogramm CO2 sollen die Ingolstädter eingespart haben.

Für die städtische Pressekonferenz gestern hat das im Baureferat angesiedelte Koordinationsbüro Stadtradeln die Aktion ausgewertet. Zum dritten Mal hat sich Ingolstadt an der bundesweiten Aktion des Klimabündnisses europäischer Städte beteiligt. Heuer wurden etwa 8000 Kilometer weniger geradelt als im letzten Jahr. 3302 angemeldete Radler haben während der 21-tägigen Aktion 787 029 Kilometer zurückgelegt. Im bundesweiten Ranking belegt Ingolstadt unter 618 teilnehmenden Landkreisen und Kommunen derzeit den sechsten Platz. "Fahrradaktivste Kommune mit den meisten Radlkilometern" ist die Stadt München. 3985 Radler haben hier 871 649 Kilometer zurückgelegt. Bayernweit belegt Ingolstadt bislang den dritten Platz. Das endgültige Ergebnis wird erst Anfang Oktober feststehen. Denn nicht in allen Kommunen ist die Aktion bereits beendet.

Der Wettbewerb ist die eine Seite. Doch vorrangig, betonte Hoferer, gehe es beim Stadtradeln um den Beitrag zum Klimaschutz. "Jeder Kilometer, der mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückgelegt wird, erspart der Umwelt rund 142 Gramm CO2." Mit dem Stadtradeln sollen deshalb möglichst viele Menschen für das Umsteigen aufs Fahrrad gewonnen werden, hieß es. Gleichzeitig will die Aktion für die Belange des Radverkehrs sensibilisieren.

Beim Ingolstädter Stadtradeln waren im Jahr 2015 genau 2983 Radelbegeisterte dabei, 2016 waren es 3445, heuer mit 3302 etwas weniger. "Erfreulich war, dass heuer zwölf Teams mehr als 2016 und 25 Teams mehr als 2015 gemeldet waren", teilte die städtische Pressestelle mit. Neben Radlern aus Ingolstadt und den Stadtteilen nahmen auch welche teil, die in Umlandgemeinden wohnen, aber in Ingolstadt arbeiten, und natürlich Mitarbeiter der Stadtverwaltung und ihrer Tochterunternehmen, zahlreiche Vereine, Firmen, Schulen und Organisationen, der Oberbürgermeister sowie etliche Stadträte. Wie berichtet, gab es am Stadtradeln aber auch einige Kritik. Die Bürgergemeinschaft beispielsweise hatte bewusst nicht an der Aktion teilgenommen. Auf einen kritischen Meinungsbeitrag im DONAUKURIER zum Stadtradeln gingen zahlreiche Leserbriefe (siehe auch unten) ein, die zeigten, dass viele Leser Ingolstadt als weit weniger fahrradfreundlich empfinden als die Verwaltung.

In der städtischen Pressekonferenz erinnerte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle an einige vergangene Woche im Stadtrat im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes festgezurrten Schlüsselmaßnahmen. Priorität eins habe der Ausbau des Vorrangroutennetzes, Priorität zwei nehme die Imageverbesserung des Radwegeverkehrs in Ingolstadt ein - laut Preßlein-Lehle "ein Dauerthema". Das Stadtradeln soll dazu beitragen, "das soll aber nicht heißen, dass jede Schwachstelle ausgeräumt ist". Die Verwaltung und die Politik seien bemüht, das Thema voranzubringen. "Die Weichen wurden in die richtige Richtung gestellt", meinte Stadtsprecher Michael Klarner. Bis 2020 will Ingolstadt den Radverkehr um 25 Prozent erhöhen.

Doch auch in den vergangenen sechs Jahren sei einiges getan worden. Laut Tiefbauamtschef Walter Hoferer hat die Stadt seit 2012 rund zehn Millionen Euro in bauliche Verbesserungen der Fahrradinfrastruktur investiert. "Unter anderem wurden rund elf Kilometer neue Radwege im Stadtgebiet geschaffen, bestehende Strecken mit neuen Belägen ausgestattet und neue Fahrradabstellanlagen errichtet".

Eine Statistik der getätigten Maßnahmen beinhaltet auch die kürzlich aufgestellten neuen Fahrradboxen und eine Reparaturstation auf dem Viktualienmarkt, die Verbesserung der Beschilderung des Donau-Radwanderweges und die Öffnung mehrerer Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung. Allerdings weiß Hoferer auch: "Wenn sich für einen Verkehrsteilnehmer etwas verbessert hat, hat ein anderer einen Nachteil." Die Bedürfnisse von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern unter einen Hut zu bringen sei nicht einfach. "Eine Eier legende Wollmilchsau gibt es da nicht."