Ingolstadt
Spitze am Fuji

Altbürgermeister Hans Amler und Stadtrat Manfred Schuhmann bezwingen Japans heiligen Berg

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Sie sind nicht mehr die jüngsten Bergkameraden. Das wissen Altbürgermeister Hans Amler (80) und der dienstälteste Ingolstädter Stadtrat, Manfred Schuhmann (72), natürlich nur zu gut.

Für eine vielleicht letzte große Tour erklommen beide nun den Fuji, den heiligen Berg der Japaner. Das Brauneck ist freilich nicht Japan, aber geistig war es der Berg bei Lenggries heuer schon für Hans Amler und Manfred Schuhmann. An einem Tag, dem Testtag zumindest. „Wir haben zusammen trainiert“, präzisiert Hans Amler die Vorbereitungen auf die spezielle Asien-Reise. Am Brauneck mussten er und Schuhmann vor den Augen von Amlers Sohn – der Japan aus einer Geschäftsbeziehung gut kennt – beweisen, dass sie es noch draufhaben – und ihn: den Fuji. Das Urteil lautete: sie hatten!

Hans Amler lacht, als er das Brauneck mit dem weit mehr als doppelt so großen, heiligen Berg Japans (exakt 3776 Meter hoch) vergleichen soll. „Das ist ein Vulkan, ein Schuttberg“, sagt der erfahrene Alpinist, der seinen alten Bergkameraden, den Schuhmann-Manni, nicht lange überzeugen musste. „Die Idee mit dem Fuji haben wir schon lange mit uns herumgetragen“, erzählt der weit gereiste SPD-Stadtrat, der mit dem früheren Finanzbürgermeister Amler (damals CSU) unter anderem schon den Kilimandscharo und den Aconcagua gemeistert hatte. Das ist aber eben schon ein paar Jährchen her.

„Der Manfred hat sich hervorragend geschlagen“, berichtet Amler vom Fuji. „Ich hatte aber auch überhaupt keine Zweifel, dass er raufkommt.“ Der Bergkamerad gibt das Lob gleich zurück: Der fast zehn Jahre ältere Amler sei „in beneidenswerter Verfassung“. Schließlich erkundet der Politikrentner nach wie vor regelmäßig die Hausberge und andere Gipfel in den bayerischen Alpen. Die beiden nun doch schon etwas ergrauten Herren fielen sich erleichtert in die Arme, als sie mit Stirnlampen im Morgengrauen den höchsten Punkt des Fuji erklommen hatten und am Kraterrand des Vulkans standen, der 1707 das bisher letzte Mal ausgebrochen ist.

Das Glücksgefühl trübte sich leicht ein. Die Sicht von dem frei stehenden Berg auf die Millionen Lichter der japanischen Megastädte war geradezu lausig. Nebel zog auf. „Das waren die Ausläufer eines Taifuns“, berichten die Bergsteiger. Sie machten sich zügig an den Abstieg und marschierten zum Parkplatz auf rund 2400 Meter zurück.

Der Weg von dort hinauf war schweißtreibend genug gewesen. „Die letzten Meter sind sehr, sehr steil.“ Alles ist aber perfekt ausgebaut: Wege, Hütten, Toiletten. Immerhin quälen sich täglich im Schnitt rund 1000 Menschen den heiligen Berg der Japaner hoch, der nur zwischen Juli und August bestiegen werden kann. „Hans war wohl mit Abstand der älteste Gipfelbezwinger, und ich nicht einer der jüngeren“, sagt Manfred Schuhmann und schmunzelt. Er hatte, so gesteht er, bergsteigerisch seit rund 20 Jahren nichts mehr „in dieser Dimension“ unternommen.

Der Fuji hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie der Rest der Japan-Reise. „Dort ist alles gigantisch“, beschreiben die Männer ihre Eindrücke aus Tokio. Ein Hochhaus neben dem anderen, „so weit das Auge reicht. Das hört überhaupt nicht auf“, staunt Amler. Das Rathaus dort hat fast 50 Stockwerke. Amler residierte als Ingolstädter Vizebürgermeister bis 2002 dagegen in einer Art winzigen Hütte, dem dreistöckigen Alten Rathaus. 35 Millionen Japaner bevölkern den Großraum um die Bucht von Tokio, von der der Fuji rund 100 Kilometer Luftlinie entfernt aufragt. Und trotz dieser Dichte „ist alles picobello sauber“, berichtet Schuhmann. „Da findest du kein Bonbonpapierl am Boden.“ Und alles läuft in wohlgeordneten Bahnen. „Die Japaner sind immer höflich und zuvorkommend“, erzählt der Stadtrat. Jedoch „das Herzliche“ habe er dann doch vermisst.

Aber: „Die haben auch großen Respekt vor dem Alter“, berichtet Hans Amler, für den die Menschen in der vollen U-Bahn aufgestanden seien, um ihm einen Platz anzubieten. Dabei läuft er ihnen auf dem Weg nach oben noch locker davon. Am Fuji wie am Brauneck.