Ingolstadt
Schreiben hilft

Migrantinnen erzählen aus ihrem Leben

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Uie-Liang Liou aus Taiwan las in Ingolstadt. - Foto: Bieber

Ingolstadt (DK) Tsching-Tschang-Tschong. Das klingt irgendwie nach Kinderkram, nach Schnick-Schnack-Schnuck und dem bekannten Handspiel Stein-Schere-Papier. Für Uie-Liang Liou aus Taiwan allerdings ist dieses "Tsching-Tschang-Tschong" wie eine "alltägliche Verarschung". Sie lebt seit vielen Jahren in Ingolstadt und wurde immer wieder mit diesen Worten angesprochen: "Am Anfang fühlte ich mich nicht wohl und ärgerte mich darüber", schreibt sie in einem Rückblick auf ihre Integrationsgeschichte, die sie jetzt im Rahmen einer Schreibwerkstatt der "In Via Kofiza"-Landesstelle Bayern, einer Initiative von Migrantinnen für Migrantinnen, zu Papier gebracht hat.

Die Leute "drücken nichts aus." Sie wollten sich wohl nur über ihre Sprache lustig machen - in dem populären Irrtum, dass alle chinesischen Worte klingen wie Tsching-Tschang-Tschong.
Uie-Liang Liou empfand diese Art der einseitigen Kommunikation oft als aggressiv und provokativ, mittlerweile hat sie eine passende Antwort parat: "Als eine Sprachlehrerin lobe ich sie jetzt einfach", so Liou. "Oft antworte ich ihnen ,Du sprichst ja schon gut Chinesisch!'. Sie gucken mich erst erstaunt an. Dann werden sie rot . . . Sie wissen nicht, wie sie reagieren sollen, so wie ich es früher nicht wusste."

Gemeinsam mit Biljana Popovic, einer anderen Teilnehmerin der Schreibwerkstatt, las die Taiwanesin jetzt beim Frauentreff Café Luna im Bürgerhaus Neuburger Kasten aus einem ihrer Texte. Anja Assenbaum, die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Ingolstadt, konnte ein gutes Dutzend interessierter Zuhörerinnen bei dieser Lesung begrüßen.

Was steckt hinter der Schreibwerkstatt? "Hier haben Migrantinnen die Möglichkeit, ihren eigenen Integrationsprozess zu reflektieren und darüber zu schreiben", erklärte Agnes Ranzinger, Koordinatorin der Landesstelle von In Via Kofiza (Kontakt-, Förderungs- und Integrationszentrum für außereuropäische Frauen und deren Familien). Mit Unterstützung der Caritas-Kreisstelle, der Gleichstellungsstelle und der Integrationsbeauftragten der Stadt bot die im Caritas-Fachverband "In Via Bayern Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit" angesiedelte Landesstelle ein Kursprogramm mit Übungen zur Förderung des kreativen Denkens und der Ausdrucksfähigkeit, mit Lektüre und schließlich Hilfestellung beim Verfassen der eigenen Texte.

Heraus kamen ganz unterschiedliche Texte. So stellte Biljana Popovic aus Serbien in "Die Zeit ist rund" die Frage nach der Gegenwart: "Was ist das - es fängt an und endet gleichzeitig" Sie begleitete ihren Vater auf einer Palliativstation, philosophierte mit ihm über das Leben und schrieb ihre Gedanken und Dialoge auf. Außerdem stellte sie den Text "Vierjahreszeiten" vor.