Ingolstadt: Pionierschule wird NATO-Standort

27.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:05 Uhr

Herrenrunde mit Nato-Flagge: Am Ende der Feierstunde zur offiziellen Indienststellung der Ingolstädter Nato-Einrichtung MILENG posierten die Offiziellen fürs Erinnerungsbild. Von links: Der scheidende MILENG-COE-Kommandeur Oberstleutnant Norbert Scholz, der deutsche Heeresinspekteur Genallleutnant Hans-Otto Budde, OB Alfred Lehmann, der norwegische Admiral Jorgen Berggrav als Vertreter des Brüsseler Nato-Hauptquartiers, Oberst Otto Radlmeier als neuer MILENG-COE-Kommandeur und Brigadegeneral Wolfgang Krippl. - Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Jetzt ist Ingolstadt nicht nur Auto-, sondern auch Nato-Stadt. Im Armeemuseum ist am Freitag das bei der Pionierschule angesiedelte Military Engineering Centre of Excellence (MILENG COE) offiziell in Dienst gestellt worden. Mit dem Festakt war auch gleich ein Kommandowechsel verbunden.

Vorläufig elf Nato-Staaten bündeln jetzt in Ingolstadt ihre Kompetenzen bei der technischen und organisatorischen Fortentwicklung ihrer Pioniertruppen. Deutschland ist natürlich mit im Bunde, weshalb zur offiziellen Feierstunde auch der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Hans-Otto Budde, nach Ingolstadt gekommen war. Doch auch Vertreter der zehn anderen Mitglieder der Kooperation, darunter führende Nationen wie Frankreich, Großbritannien und Kanada, hatten hochrangige militärische Vertreter entsandt. Die USA und einige kleinere Nato-Partner wollen der in dieser Form neuen Einrichtung der Nato noch im Laufe dieses Jahres beitreten.

Oberstleutnant Norbert Scholz, der MILENG COE in den vergangenen drei Jahren aufgebaut hat und auch erster Kommandeur dieser Nato-Stelle war, begrüßte im Fahnensaal des Armeemuseums am Freitag aber auch viele Repräsentanten aus dem öffentlichen Leben, allen voran OB Alfred Lehmann und viele Bürgermeister aus dem Umland.

Beginn und Abschied

Für Scholz war es in doppeltem Sinne ein bedeutender Tag, denn er beschloss mit dem offiziellen Startschuss für "seine" Dienststelle auch seine militärische Laufbahn. Zum Monatsende geht er in den Ruhestand. Das Kommando über MILENG COE wurde noch im Laufe des Festaktes im Schloss durch Brigadegenaral Wolfgang Krippl an Oberst Otto Radlmeier übergeben, der bislang stellvertretender Chef der Pionierschule war. Sowohl Scholz als auch Radlmeier sind Offiziere, deren Laufbahn eng mit dem Bundeswehrstandort Ingolstadt verbunden war und ist; beide waren hier einst schon als Truppenoffiziere eingesetzt.

An die reiche militärische Tradition des neuen Nato-Standortes Ingolstadt wurde am Freitag von allen Festrednern erinnert. Alfred Lehmann gab den internationalen Gästen quasi einen Schnellkurs in lokaler Militärgeschichte – vom Schwedenschimmel über Napoleons Feldzüge bis zur späteren Festungszeit. Er betonte ebenso wie anschließend Heeresinspekteur Budde das gewachsene Miteinander von Zivilisten und Soldaten in der Stadt. Man habe zusammen Höhen und Tiefen erlebt, aber diese Partnerschaft sei niemals langweilig gewesen, sagte der Oberbürgermeister.

Sowohl General Budde als auch Rear Admiral Jorgen Berggrav aus Norwegen, offizieller Vertreter des Brüsseler Nato-Hauptquartiers, stellten die ständige Fortbildung der Soldaten und die internationale Kooperation in militärischen Fragen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Die gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen des westlichen Bündnisses, so ihre übereinstimmende Einsicht, seien ohne vorbereitende Zusammenarbeit in gemeinschaftlichen Einrichtungen wie jetzt auch in Ingolstadt nicht zu bewältigen.

Pioniere im Blickfeld

Der Pioniertruppe kommt angesichts der anhaltenden Auslandseinsätze der Nato oder einzelner Mitgliedsstaaten laut General Budde eine zentrale Rolle zu. Weil militärische Konflikte letztlich fast immer am Boden, also von Landstreitkräften, entschieden werden und die Pioniere Wegbereiter dieser Truppen sind, sei ihre Kompetenz ständig gefragt. Zudem profitiere von den Fähigkeiten der Kampfunterstützungstruppe auch meistens die Bevölkerung in den von Konflikten zerrütteten Einsatzgebieten.

Die Reden beim Festakt, den das Garmischer Gebirgsmusikkorps musikalisch umrahmte, wurden durchweg in der Nato-Amtssprache Englisch gehalten. Eine kleine Ausnahme machte allerdings Admiral Berggrav. Ihm war es ein sichtliches Anliegen, sich auf Deutsch an seine Gastgeber zu wenden und ihnen viel Erfolg mit dem neuen Nato-Stützpunkt zu wünschen. Er selbst habe in Deutschland immer nur gute Erfahrungen gemacht.