Ingolstadt
Österreich ist eben immer eine Reise wert

Stadträte und OB Christian Lösel besichtigten in Salzburg ausfahrbare Poller und den Donau-Auen-Nationalpark bei Wien

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Aus der Donaustadt auf Donau-Erkundungstour: Mitglieder des Ingolstädter Stadtrats, Tourismusmanager Jürgen Amann (2. v. l.) und OB Christian Lösel (r.) besuchten am Wochenende Orth an der Donau, um sich über den Auen-Nationalpark zwischen Wien und Bratislava zu informieren. - Foto: Stumpf/Stadt Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Zahlreiche Mitglieder des Ingolstädter Stadtrats und OB Christian Lösel waren am Wochenende auf Österreich-Exkursion, zuerst in Salzburg und anschließend im Nationalpark Donau-Auen bei Wien.

Es war ein für die Geschichte der Republik Österreich gewiss epochales Datum: die Wahl am Sonntag mit starken Gewinnen für ÖVP und FPÖ. Wie es ausschaut, wird der 31-jährige Sebastian Kurz bald in das Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz einziehen. Die Ingolstädter Stadträte, die an diesem Wochenende mit dem OB Österreich beehrten, interessierten sich aber eher für Themen mit nicht ganz so hoher historischer Relevanz. Sie lernten in der Salzburger Altstadt ausfahrbare Poller gegen nervende nächtliche Flanierfahrer kennen und erfuhren in Orth an der Donau nahe Wien viel über den Reiz des Nationalparks Donau-Auen - doch auch über die Gereiztheit, die dessen Anlage vor 20 Jahren begleitete.

Die Exkursion sei der Wunsch des Stadtrats gewesen, betonte OB Christian Lösel gestern auf Anfrage. "Es war keine Initiative der Stadtverwaltung." Der Vorschlag, Altstadtbewohner mit Pollern, die sich rauf- und runterfahren lassen, nachts vor Autolärm zu schützen, kam von den Freien Wählern, so Lösel. In Salzburg gibt es solche Poller seit 2010. Die Besucher aus Ingolstadt ließen sich alles erklären. Die Erfahrungen der Salzburger zeigten: "Es hat sich sehr gut eingespielt." Anfangsprobleme seien rasch gelöst worden. Die Akzeptanz von Bürgern und Händlern sei hoch. Jedoch: "Es war rechtlich nicht einfach, das umzusetzen. Und in Deutschland könnte es noch komplizierter werden", berichtete der OB. Aber man wolle einen Versuch wagen: im Südwestquartier der Altstadt (also der Bereich zwischen Kreuzstraße, Jahnstraße und Luftgasse). Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle und Rechtsreferent Dirk Müller prüften derzeit, ob ein Testbetrieb ausfahrbarer Poller juristisch möglich ist.

In Salzburg, erzählte Lösel, steuert die Integrierte Leitstelle diese Hindernisse bei Einsätzen von Polizei, Feuerwehr und Rettung (wie man in Österreich sagt). Wie das in Ingolstadt geregelt werden könnte, sei ebenso zu klären wie die Fragen, was passiere, wenn ein Auto gegen einen Poller krache, oder ob Anwohner und Hoteliers mit Chips die Poller absenken dürfen. Die Kosten seien weniger das Problem: Ein steuerbarer Poller koste rund 12 000 Euro.

Das nächste Ziel: der Nationalpark Donau-Auen zwischen Wien und Bratislava. Könnte er ein Vorbild für einen Auwaldnationalpark zwischen Neuburg und Ingolstadt sein? Eine hochpolitische Frage, denn der Widerstand von Jägern, Forst- und Grundstücksbesitzern gegen diese Option (bis zur Entscheidung der Staatsregierung dauert es noch lang) ist schon heute enorm. Der Ingolstädter Stadtrat nimmt eine neutrale Position ein. Die Mitglieder erfuhren in Orth eine Menge über die Vorzüge des Nationalparks und erfreuliche Entwicklungen. Die Probleme blieben auch nicht unerwähnt: "Die Landesregierung hat den Park durchgesetzt, obwohl 80 Prozent der Bürger dagegen waren", sagte Lösel. Das werde es in Bayern ganz sicher nicht geben. "Alle Bedenken müssen berücksichtigt werden!" An dieser Überzeugung habe die Exkursion der Stadträte nichts geändert.