Ingolstadt
Napoleon kann kommen

16.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Markanter Bau in marodem Zustand: Die Restaurierung des Zeughauses steht eigentlich schon seit Jahrzehnten auf der Agenda. Mit Blick auf die Landesausstellung, die aller Voraussicht nach 2015 im Neuen Schloss stattfinden wird, steigen die Chancen. Im Wissenschaftsministerium laufen bereits Gespräche über das Projekt. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Noch ist nichts unterschrieben, die Chancen stehen aber bestens, dass die Landesausstellung 2015 (Napoleon und Bayern) im Neuen Schloss stattfindet. "Der Ort ist richtig", sagen die Veranstalter. Im Wissenschaftsministerium laufen bereits Gespräche über die Sanierung des Zeughauses.

Ansgar Reiß wandelte gestern auf den Spuren des Franzosen, der Bayern zum Königreich erhoben hat: Napoleon. "Traum und Trauma" heißt die Ausstellung über den Kaiser und Feldherrn, die heute in der Bundeskunsthalle Bonn eröffnet wird. Dort wird der Direktor des Bayerischen Armeemuseums viele alte Kollegen treffen, denn Reiß hat als Wissenschaftler schon an zwei Napoleon-Ausstellungen mitgewirkt. "Das Thema ist mir also gut vertraut." Eine hilfreiche Fügung, denn mit größter Wahrscheinlichkeit wird in seinem Haus die bayerische Landesausstellung 2015 stattfinden. Arbeitstitel: Napoleon und Bayern. "Das wäre einfach großartig für das Armeemuseum und natürlich auch für die Stadt!" Vor allem steigen nun die Chancen für ein ambitioniertes Projekt, dessen Beginn seit Jahrzehnten hinausgeschoben wird: die Restaurierung des Zeughauses.
 

Reiß hat im zuständigen bayerischen Wissenschaftsministerium schon mal zart vorgefühlt. Er bestätigt: Gespräche laufen. Dem Museumsdirektor liegt es, wie er betont, ganz fern, Forderungen zu stellen. Reiß spricht von "Hoffnung". Ein moderner Komplex für Ausstellungen und Veranstaltungen würde zudem "die kulturelle Infrastruktur der Stadt voran bringen".

Konzeption und Gestaltung der Ausstellung obliegen dem Haus der Bayerischen Geschichte in Augsburg. Dessen Direktor Richard Loibl hält das Neue Schloss für den "richtigen Ort", um Napoleon im Licht der Wissenschaft zu präsentieren, "und zwar nicht nur, weil er hier mal übernachtet hat". Da bei einem so leidenschaftlichen Feldherrn wie ihm militärische Fragen wenig überraschend eine zentrale Rolle spielen, sei das Armeemuseum ideal. "Außerdem liegt die Stadt in der Nähe einiger der damaligen Schlachtfelder, etwa denen in Mittelfranken." Loibl kennt noch einen Berührungspunkt zwischen der Schanz und dem Kaiser der Franzosen: "König Ludwig I. hat die bayerische Landesfestung bewusst als Gegenmonument verstanden" – gegen die Franzosen natürlich.

Loibl bestätigt, dass im Wissenschaftsministerium Gespräche über die Restaurierung des Zeughauses im Neuen Schloss laufen. Prognosen seien freilich schwierig, "weil man nie weiß, wie sich bis 2015 die Haushalte entwickeln". Deshalb diskutiere man "über eine große und eine kleine Variante". Die große ist die aufwendige Sanierung des Zeughauses, die kleine wäre die Integration der Napoleon- Schau in den Pallas, also dort, wo seit 1972 die Dauerausstellung zu sehen ist.

Der Historiker widerspricht übrigens mit Inbrunst der Behauptung, Ingolstadt habe anstatt der Landesausstellung zur Geschichte des Reinheitsgebots 2016 "nur" den Franzosenkaiser bekommen. Zunächst zum Bier: "Reithalle und Exerzierhaus im Klenzepark waren einfach nicht geeignet", sagte Loibl. Napoleon sei zweifellos "superpopulär", ja sogar "nah dran an König Ludwig II.". Es gebe noch eine Menge interessanter Geschichten zu erzählen. "Zum Beispiel wollen wir erklären, was es für Bayern bedeutet hat, als 30 000 junge Männer im Jahr 1812 mit Napoleon nach Russland zogen und dort starben" – Nachzuerleben 2015 im Neuen Schloss.