Ingolstadt
Mutwillige Zerstörung

IN-City sagt Vandalismus in der Innenstadt den Kampf an, die Polizei hofft auf Hilfe der Bevölkerung

26.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:51 Uhr
Das Neue Schloss Ingolstadt −Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) Meist sind es betrunkene Jugendliche, die nach einer durchfeierten Nacht randalierend durch die Straßen ziehen. Auch wenn die meisten Nachtschwärmer friedlich sind, ist der Schaden teilweise erheblich. IN-City verspricht jetzt eine Belohnung für jeden, der hilft, einen der Vandalen zu fassen.

Zunächst entschied er sich, auf dem nächtlichen Rathausplatz die Einzäunung einer Baustelle umzuwerfen. Auf dem Weg über die Donaustraße nahm er dann noch einen Stuhl mit, der vor einem Lokal stand, und schleuderte ihn durch die Gegend. Als er schließlich an eine Mauer kurz vor der Konrad-Adenauer-Brücke pinkelte, setzte ihn die Polizei fest. Das zerstörerische Verhalten des betrunkenen 28-Jährigen – er hatte zwei Promille intus – bezeichnet Hauptkommissar Cölestin Weigert von der Ingolstädter Polizeiinspektion als „Vandalismusfall, wie er typischer nicht sein könnte“. Es vergehe kaum ein Tag, ohne dass die Polizei mit Randalierern oder ihren Spuren befasst sei.

Vandalismus ist auch in Ingolstadt kein neues Phänomen, Weigert glaubt aber nicht, dass die Zahl der Fälle signifikant zugenommen hat. „Im Sommer gibt es immer mehr, weil die Leute länger draußen sind und auf dumme Ideen kommen.“ In den allermeisten Fällen seien die Täter durch übermäßigen Alkoholkonsum enthemmt, so die Erfahrung der Polizei.

Zuletzt haben vor allem drei Fälle die Gemüter in Ingolstadt erhitzt. Zunächst wurden die Gewächse in den neuen Pflanztrögen in der Theresienstraße herausgerissen. Sogar untertags war die Einrichtung des vom Stadttheater zum Wohnzimmer umfunktionierten Containers – des sogenannten Sprechzimmers – am Rathausplatz völlig zerstört worden. Die Initiatoren brachen das Kunst-Projekt schließlich entnervt ab. Eigentlich hätte es der Vorbereitung eines neuen Stückes dienen sollen. Am neu angelegten Donaustrand versenkten Unbekannte Liegestühle, Sonnenschirme und Schirmständer in den Fluten der Donau. Abgeschlagene Autospiegel, Schmierereien, verbogene Verkehrsschilder und zertrümmerte Scheiben verbucht die Polizei längst unter Standardvorfällen.

Thomas Deiser reicht es jetzt. Der Vorsitzende des Innenstadtvereins IN-City und des Bezirksausschusses Mitte hat jetzt eine „Allianz gegen den Vandalismus“ initiiert. Wer hilft, einen Täter dingfest zu machen, soll mit 500 bis 1000 Euro belohnt werden. Die Aktion soll starten, wenn die schriftlichen Zusagen der beteiligten Stellen vorliegen. Deiser hofft unter anderem auf das Gartenamt, die INVG, den Hotel- und Gaststättenverband, die Stadtwerke sowie den Haus- und Grundbesitzerverein. Dem Vorwurf, dadurch ein Denunziantentum zu etablieren, weißt er zurück. „Wir belohnen nur das Verhalten, das ohnehin selbstverständlich sein sollte“, betont der IN-City-Chef. „Wir stellen klar, dass die Innenstadt kein rechtsfreier Raum ist.“

Bei der Stadt sieht man die Initiative „differenziert“, sagt Stadtsprecher Gerd Treffer diplomatisch. Sicher ist, dass auch die Stadt immer wieder Opfer von Vandalismus wird und damit der Steuerzahler. Schon jetzt würden etwa Bushäuschen und öffentliche Toiletten möglichst massiv und unzerstörbar geplant. Manche fordern, die Innenstadt mit Überwachungskameras zu versehen. Das sei nicht die richtige Lösung, findet Treffer. Ein Grund sei die Sensibilität für den privaten Datenschutz, die zuletzt „zum Glück“ größer geworden sei. Außerdem sei fraglich, ob die Abschreckung einer Kamera auch bei krimineller Energie oder hohem Alkoholpegel wirkt.

Die Polizei hofft vor allem auf die Aufmerksamkeit der Bürger. Wer etwas beobachtet, soll vor allem schnell die Polizei rufen, betont Weigert von der Polizei. Jemanden zur Rede zu stellen könne – vor allem, wenn der oder die Randalierer sehr betrunken sind – durchaus gefährlich werden. Wichtig ist, die Täter nach Möglichkeit nicht aus den Augen zu lassen, um die Polizei leiten zu können. Störenfriede zu belangen, ist sicher im Interesse der Mehrheit jugendlicher Nachtschwärmer. Sandra Buck vom Sausalitos ist jedenfalls überzeugt, „dass die Mehrheit der Jugendlichen sehr anständig ist. Aber es reichen fünf Leute, um ein schlechtes Bild auf alle zu werfen.“